Wer hat sie nicht schon einmal gesehen? Runen: Geheimnisvolle Zeichen, eingraviert in Holz, Stein und Knochen. Doch woher kommen sie und welche Bedeutung steckt dahinter? Diesen Fragen wollen wir hier auf den Grund gehen.
Woher kommen Runen?
In unseren Köpfen sind Runen fest mit den Wikingern verbunden: Den rauen Nordmännern, einem Stamm der Germanen. Die germanischen Stämme trennen sich noch einmal in Ost-, West und Nordgermanen. Für die Runenkunde interessieren uns vornehmlich die Nordgermanen. Zu diesen zählten die skandinavischen Stämme, aus denen später die Wikinger hervorgingen. Dort liegt auch der Schwerpunkt des Runengebrauchs. Schließlich wurden die mystischen Zeichen hier durch die Traditionen am längsten aktiv genutzt. Zu finden sind diese alten Symbole überall dort, wo die nordischen Krieger sich niederließen und ihre Kolonien gründeten. Die ältesten Runeninschriften fand man in Dänemark. Da die Wikinger ein Seefahrervolk waren, verbreiteten sich auch die Runen über ein recht großes Gebiet. So schafften sie es über Grönland und Russland bis in den Mittelmeerraum.
Wozu überhaupt Runen?
Runen dienten verschiedenen Zwecken. Hauptsächlich jedoch, um den Toten zu gedenken. Die meisten Runendenkmäler finden sich in den skandinavischen Ländern Schweden, Dänemark, Norwegen, Island und Grönland. Aber auch in Deutschland und England haben die Wikinger ihre Inschriften hinterlassen. Vereinzelt findet man sie unter anderem auch in Irland und den Niederlanden.
Es liegt Nahe, dass Runen ebenfalls in der Magie Anwendung fanden; beispielsweise um das Schicksal zu beschwören. Für die Wikinger waren sie stets fester Bestandteil ihrer Rituale. Auch machten sie von Runen Gebrauch, um Gegenstände zu zeichnen und mit der Kraft der Runenmagie zu beeinflussen.
Älteres und jüngeres Futhark
Wir kennen und unterscheiden mehrere Runenalphabete. Das ältere Futhark (Elder Futhark) ist das bekannteste unter ihnen und findet sich überwiegend auf dem europäischen Kontinent. Benannt nach seinen Anfangsbuchstaben umfasst es 24 Zeichen. Ab dem 4. Jhd. wurde das jüngere Futhark (Younger Futhark) schließlich durch die Wikinger verbreitet. Es besteht aus nur noch 16 Zeichen: Die Vokale o und e sowie die Konsonanten d, g und p fehlen. Für die entfallenen Konsonanten nutzte man zwar t, k und b, jedoch waren es noch immer zu wenig Zeichen, um alle Laute des Altnordischen wiedergeben zu können. Mit der Christianisierung nutzten die Missionare zunächst ebenso die Runenschrift für ihre Zwecke. Um die offensichtlichen Lücken im Alphabet zu schließen, fügten sie zu den bestehenden Runen neue Zeichen hinzu.
Was bedeuten die mystischen Zeichen?
Die Zeichen können als Laute einzeln aneinandergereiht genutzt werden. So, wie wir heute unser Alphabet nutzen. Die Nordgermanen verwendeten sie jedoch kaum als alltägliche Gebrauchsschrift oder zur täglichen Kommunikation. Vielmehr dienten ihnen die Runen als Symbole. Jede Rune steht für einen Begriff (manchmal auch mehrere).
Runenreihe des Elder Futhark und einzelne Bedeutungen
Eine Rune kann neben der Lautbedeutung auch einen Begriff repräsentieren. Assoziiert mit den zugehörigen Begriffen, wird der jeweiligen Rune somit eine magische Bedeutung zugesprochen. In der folgenden Übersicht seht ihr die Runen des älteren Futhark. Zunächst die Rune, darunter ihr Name, der zugehörige Buchstabe und deren jeweilige Bedeutung.
Fehu - f
das Vieh, Reichtum (auch Feuer)
Wohlstand, Reichtum, Feigheit, Gier, Zwang, Gleichgültigkeit
Uruz - u
Urrind, Auerochse
Stärke, Kraft , Gesundheit, Tatkraft, Selbstbestimmung, Ignoranz
Thurisaz - th
Thurse (Riese), Dorn
Zerstörung, Bedrohung, Vitalität, Konfliktbereitschaft
Ansuz - a
Ase, Gottheit
Vertrauen in höhere Mächte, Kommunikation, Austausch, Macht über Geist und Materie, Zauberkraft, Magie, Weisheit, Täuschung, Eitelkeit
Rhaido - r
Reise, Rad, Ritt
Reise, Rad, Bewegung, neue Perspektive, Versöhnung, Zyklus, Ende und Neuanfang, Ungerechtigkeit, Krise
Kenaz - c
Fackel
Licht des Lebens, Feuer, Leidenschaft, Regeneration, Kreativität, Inspiration, Krankheit, Desillusionierung
Gebo - g
Geschenk
Geben und Nehmen, Gabe, Gier, Einsamkeit, Großzügigkeit, Harmonie, Partnerschaft und Treue
Wunjo - w
Freude
Zufriedenheit, Hoffnung, Vergnügen, Lachen, Geborgenheit, Frieden, Partnerschaft, Harmonie, Erkenntnis, Sorgen, Besessenheit
Hagalaz - h
Hagel
Zerstörung, Fruchtbarkeit, Gleichgewicht der Kräfte, Vervollkommnung innerer Harmonie, plötzlicher Verlust, kontrolliertes Chaos
Naudiz - n
Not
Erfindungsgabe, Leidensfähigkeit, fester Wille, Furcht ins Auge blicken, Zwang, Verlust, Armut
Isa - i
Eis
Stille, Herausforderung, Innehalten, Konzentration, Klarheit, Verschwendung, psychische und physikalische Blockaden
Jera - j, y
Jahr
Fruchtbarkeit der Erde, Zyklus des Lebens, Rhythmus, Harmonie, Reife, Belohnung, große Veränderung, Konflikte
Eihwaz - x
Eibe
Leben und Tod, Verbindung zwischen Himmel und Erde, Stärke, Zuverlässigkeit, Zielstrebigkeit, Zerstörung, Schwäche
Perthro - p
Würfelbecher
Schicksal, Unsicherheit, Geheimnis, Karma, Initiation, Sucht, Einsamkeit
Algiz - z, ß
Elch
Schutz (bekommen und geben), Instinkten folgen, Lebenskraft, Verbindung zu den Göttern, Zurückweisung
Sowilo - s
Sonne
Licht, Wärme, Geborgenheit, Sieg, Zuversicht, Optimismus, Gesundheit, Ziellosigkeit, falscher Rat
Tiwaz - t
der Gott Tyr
Gerechtigkeit, (gerechter) Kampf, Treue, positive Selbstaufopferung, Autorität, Erfolg, Energieblockade, Ausgrenzung
Berkana - b
Birke
Neubeginn, neue Kraft, Frühling, Mutterschaft, Frieden, Geborgenheit, Sorglosigkeit, Familienprobleme, Sorge um Nahestehende
Ehwaz - e
Pferd
Bewegung, Vorwärtskommen, Zusammenarbeit, Loyalität, Harmonie, Vertrauen, Misstrauen, Unruhe
Mannaz - m
Mensch
Verbindung, Bündnis, Menschlichkeit, soziale Ordnung, Intelligenz, (Selbst-) Erkenntnis, Toleranz, Depression, Hinterlist
Laguz - l
Wasser
Lebenskraft, Ursprung, Vitalität, Hingabe, Heilung, Erneuerung, das Unbekannte
Ingwaz - ng
der Gott Yngri – Frey
Fruchtbarkeit, inneres Wachstum, Tugend, Fürsorge, Wärme, Einkehr, Machtlosigkeit, vergebliche Mühe
Dagaz - d
Tag
Tag und Nacht, Wachstum und Weiterentwicklung, Hoffnung, Glück, Loslassen, Verwirklichung, Blindheit, Hoffnungslosigkeit
Othala - o
Heimat, Erde
Heimat, Herkunft, Familie, Besitz, Erbe, Wohlstand, Zugehörigkeit, Gemeinschaft, Vollendung, Verlust der Ordnung, Heimatlosigkeit, Engstirnigkeit
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