30 Jahre Irish-Speed-Folk vom Feinsten: Fiddler’s Green feiern dieser Tage Geburtstag und lassen uns mit 3 Cheers For 30 Years (Anzeige) gebührend daran teilhaben.
Fiddler’s Green wurde 1990 mit der Intention gegründet, verschiedene Musikstile (Folk, Ska, Punk, Rock und Reggae) miteinander zu kombinieren und etwas Eigenes daraus zu schaffen. Sicher hat damals keiner der Beteiligten erwartet, dass sie einmal den Weg für eine komplette Bewegung ebnen würden.
Im deutschsprachigen Raum sind sie DIE Folk-Punk-Institution schlechthin und Vorbilder für so viele Musiker, die ihnen stilistisch folgen.
Unaufhaltsam fegt der fränkische Speed-Folk-Tornado seit Jahren über internationales Terrain und konnte sich so auch weltweit einen Namen machen.
Im Interview lässt Gitarrist und Sänger Pat Prziwara mit uns die vergangenen Jahre Revue passieren und blickt zuversichtlich auf Gegenwart und Zukunft.
Happy Birthday! 30 Jahre Fiddler’s Green ist echt beeindruckend!
„Vielen Dank! Auch wenn ich „erst“ die Hälfte der Zeit dabei bin, das ist schon beachtlich und muss gebührend gefeiert werden – zumindest in dem Rahmen, der uns gerade möglich ist.“
Anmerkung: Pat ist seit 2006 dabei. Zur Zeit der Bandgründung war er mit 12 Jahren vielleicht doch noch etwas jung. 😉
Das Jubiläumsalbum erschien am 4. Dezember und wurde am selben Abend mit einer Online-Release-Show zelebriert. Wie ist das Ganze entstanden beziehungsweise was war die Idee dahinter?
„Ein normales Studioalbum kann man auch mal um ein paar Monate verschieben, aber dies ist ein Jubiläumsalbum und das Jubiläum ist nunmal in diesem Jahr. Es kam für uns also nicht in Frage den Release zu verschieben – das würde keinen Sinn machen. Es war schon eine Herausforderung, zumal wir uns erst nicht sicher waren, ob wir diese Live-Stream-Sache überhaupt machen wollen. Ein Release ohne Live-Show geht aber auch irgendwie nicht. Da es zur Zeit nicht so viele Optionen gibt, mussten wir uns eben etwas Besonderes einfallen lassen: eine Art Late-Night-Show. Das ist schon eher ungewöhnlich für eine Band in unserer Größenklasse. Daher waren wir uns nicht sicher, wie die Symbiose aus Pub und Bühne ankommen wird, aber die Resonanz war durchweg postiv.“
Anmerkung: Die Show kann man sich auf der Homepage anschauen!
Aber genau das macht Fiddler’s Green aus – Kreativität und Innovation. Wie schwierig war es, die Show letztendlich auf die Beine zu stellen?
„Als der Plan dann endlich stand und es an die Vorbereitungen ging, war die größte Aufgabe die Einhaltung des Hygienekonzeptes. Auch ohne Publikum – Band, Crew und Gäste mussten sich Tests unterziehen und so weiter. Schlussendlich war es das alles wert. Es war eine mega Show mit coolen Gästen, die dann doch zwei Stunden länger dauerte, als ursprünglich geplant.“
Wie hat es sich angefühlt – wenn auch ohne Publikum – endlich wieder annähernd live spielen zu können?
„Wir hatten im Sommer ein paar Akustik-Shows. Das war jetzt jedoch das erste Event mit Strom seit dem 30.12.2019 (Anm.: Eisheilige Nacht mit Subway To Sally) – insofern war es wirklich toll, wenn auch ungewohnt. Das direkte Publikum waren diesmal eben Crew und Gäste.“
Die Rechnung ist aufgegangen. Apropos Drunken Sailor – was für ein Brett ist das denn bitte geworden? Wie seid ihr auf die Idee gekommen so viele Gastmusiker in einem Lied unterzubringen?
„Das ist wohl DER repräsentative Folk-Song, welcher schon hundertfach gecovert wurde. Also haben wir überlegt, wie man diese Nummer noch einmal zu etwas Besonderem machen kann. Denn egal, wie wir es aufgezogen haben, es war irgendwie langweilig und hat einfach nicht gezündet. Wie gesagt – wir machen lieber das, was andere nicht unbedingt so machen. Also haben wir angefangen alle möglichen Leute zu fragen, ob sie mitsingen möchten. Das war für uns der einzige Weg aus diesem Stück noch einmal eine andere Note herauszukitzeln.
Eigentlich sollte der Song auch noch ein Mundharmonika-Solo enthalten. Micha von In Extremo liebt dieses Instrument und versucht schon seit langem solch ein Solo auf Platte zu bannen. Leider wird das (Anm.: In Ex und die Fiddler’s haben den selben Produzenten) immer gestrichen – so auch diesmal. Irgendwann schafft er das noch.“
Kennt ihr alle mitwirkenden Künstler persönlich oder wurde da auch etwas arrangiert?
„Die meisten sind befreundete Künstler, die wir im Laufe der Jahre kennengelernt haben. Exilia sind eigentlich die einzigen, mit denen wir persönlich noch nicht so viel Kontakt hatten. Wir kannten uns bisher nur über unser Studio.“
Anmerkung: Neben Exilia und In Extremo, sind unter anderem mit dabei: Feuerschwanz, The O’Reillys And The Paddyhats, Mr. Irish Bastard, The Moorings, Versengold, Saltatio Mortis, Dritte Wahl, Schandmaul, Russkaja, J.B.O., Tir Nan Og und noch einige mehr.
Mit dabei ist auch Patty Gurdy. Zusammen mit ihr habt ihr auch einen Weihnachtssong aufgenommen – „The Yule Fiddler“ . Wann ist diese Zusammenarbeit einstanden?
„Der Dreh zum Video fand im Oktober statt – im selben Pub (Irish Pub Dubliner Bayreuth), in dem auch der Live-Stream über die Bühne ging. Wir spielten an diesem Wochenende erst zwei Shows in Pegnitz, bei denen wir es ordentlich haben krachen lassen. Am Sonntag war dann der Videodreh, bei dem Frank, Tobi und ich derb verkatert waren. (lacht) Obendrein musste ich an dem Abend noch zum Twitch-Stream vom Dunklen Parabelritter – das war echt ein stressiger Tag. Die letzten Szenen mussten dann einfach ohne mich gedreht werden. Außerdem hat Patty auch auf unserem Album bei „Haul Away Joe“ die Drehleier gespielt.“
Anmerkung: Dem achtsamen Auge dürfte Ben Metzner alias Prinz R. Hodenherz III. (Feuerschwanz) als Barkeeper im Video aufgefallen sein.
Klar, dass man als Vollblut-Live-Band die rar gesäten Auftritte in diesem Jahr zelebrieren muss. Dafür ist für 2021 eine ganze Latte an Konzerten geplant: Acoustic Pub Crawl im Frühjahr, 3 CHEERS FOR 30 YEARS -Anniversary Tour im Herbst und dazwischen zahlreiche Festival-Shows.
„Ja, Daumen drücken, dass das alles stattfinden kann. Zum einen fehlt es uns sehr, live vor Publikum spielen zu können, zum anderen reißen die fehlenden Konzerte auch ein Loch in den Geldbeutel. Es ist schon eine schwierige Zeit für Musiker, Veranstalter und so viele andere Branchen. Sicherheitshalber sind, zumindest für den Acoustic Pub Crawl, schon Ersatztermine optioniert.“
Zum Album: 3 Cheers For 30 Years ist kein Best Of-Album, sondern eine Komposition aus Traditionals. Wie kam es dazu?
„Ein Best Of hatten wir ja bereits zum 25. Jubiläum und um die gängigen Traditionals haben wir bisher immer einen Bogen gemacht – davon gibt es schon zig Versionen. Unser Anliegen ist schon immer, uns von anderen abzuheben und so haben wir uns bisher immer für Traditionals entschieden, die weniger bekannt sind – die versteckten Perlen sozusagen.
Da wir immer wieder »Spielt doch mal Drunken Sailor oder Wild Rover…!« zu hören bekommen, war das jetzt die perfekte Gelegenheit diesen Gassenhauern den Fiddler’s-Style zu verpassen. Bisher kommt das auch richtig gut an – wahrscheinlich besser, als die nächste Platte mit eigenen Songs (lacht). Hier kann einfach jeder von Anfang an mitsingen.“
Was sind denn deine persönlichen Lieblingssongs a) Traditionals b) Fiddler’s Green?
„Grundsätzlich mag ich eher die ruhigeren Sachen – auch weil ich überhaupt nicht tanzen kann. Zum Beispiel „Molly Malone“ – besonders die Version von den Dubliners; oder aber „Kitty“ von den Pouges. Was die Fiddler’s-Sachen angeht, sind es besonders Albis Balladen, die ich gerne höre: zum Beispiel „Another Spring Song“ oder „Lost To The Moon“ finde ich besonders gut. Ansonsten wechselt das immer wieder mal. Zudem hat man zu den eigenen Sachen immer noch einen ganz anderen Bezug.“
Wie bist du eigentlich damals zu Fiddler’s Green gekommen?
„Mit dem Auto. (lacht) Ich war zu der Zeit Bassist in einer Band, die den selben Tontechniker hatte, wie Fiddler’s Green. Als sie auf der Suche nach einem Gitarrist und Sänger waren, hat er mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte dort vorzuspielen. Eigentlich hatte ich keine Lust, weil ich einfach Bassist bleiben wollte. Ich bin dann trotzdem hingefahren, war aber kurz davor wieder umzudrehen – auch weil ich peinlicherweise ziemlich schlecht vorbereitet war. Letztendlich habe ich dann mit einer ausgeliehenen Gitarre vorgespielt und alles ist so gekommen, wie es gekommen ist.“
Stilistisch betrachtet sind die einzelnen Stücke bei euch doch recht variabel und doch homogen. Wenn du zurückblickst – was sind die Unterschiede zwischen Fiddler’s Green heute und damals?
„Bevor ich in die Band gekommen bin, hat eigentlich Peter alle Songs geschrieben – außer die Traditionals natürlich. Seitdem ich dabei bin, hat jeder von uns die Freude am Schreiben entdeckt. So entstehen auch die unterschiedlichen Stile und Einflüsse der einzelnen Stücke. Am Ende ist alles im Fiddler’s-Sound, wobei die jeweilige Zutat des Hauptschreibers eben überwiegt.
Insgesamt ist auch der Sound ein anderer. Wir sind halt alle älter geworden und haben uns weiterentwickelt.“
Das Jahr ist fast vorbei, trotzdem die Frage: Steht dieses Jahr noch irgendetwas auf dem Plan?
„Es klingt jetzt abgedroschen, aber nach dem Album ist vor dem Album. Sprich, wir gehen demnächst nochmal ins Studio und beginnen an einer ganz neuen Platte zu arbeiten. Zum einen dauert der ganze Prozess eh immer ein bis zwei Jahre, zum anderen haben wir dann schon mal angefangen. Wenn die Live-Shows im nächsten Jahr alle planmäßig stattfinden, ist für die Studioarbeit auch nicht mehr so viel Zeit. Die haben wir eben gerade, also kann man diese auch sinnvoll nutzen und an neuen Sachen arbeiten. Außerdem liebe ich die kreative Arbeit im Studio.“
Gibt es für dich persönlich etwas, dass du mit Fiddler’s Green noch erreichen möchtest?
„Eigentlich nicht. Ich nehme immer alles so, wie es kommt und versuche das zu genießen. Ich hatte aber auch noch nie besonders große Ambitionen und bin zufrieden mit dem, was ich habe. Das einzige, was ich mir wünschen würde, wäre endlich wieder ganz normal live spielen zu können – so wie wir das bisher gewohnt waren und dass wir einfach weiter unser Ding durchziehen können.“
Dann kann man nur noch hoffen, dass bald wieder Normalität einkehrt und alles planmäßig vonstattengehen kann.
Ansonsten bleibt mir nur noch eins zu sagen: Sláinte, auf 30 Jahre Fiddler’s Green!
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