Druidentum und das heilige Alphabet
Bewahrer des Wissens
Offensichtlich hatten die Menschen damals eine große Abneigung gegen das geschriebene Wort, da es so gut wie keine Aufzeichnungen der Kelten selbst gibt. So wurden die Geschichten, Mythen und religiösen Lehren ausschließlich mündlich von Generation zu Generation weitergetragen. Auf Grund der fehlenden Verschriftlichung blieben die Geheimnisse so ausschließlich dem inneren Kreis der Kultur vorbehalten.
Mit dem Aufkommen des Christentums wurde das Druidentum immer weiter zurückgedrängt und so blieben letztlich nur noch wenige Überlieferungen erhalten. Schließlich und ironischerweise war es an den christlichen Klöstern die übriggebliebenen Sagen und Lehren der Kelten zu sammeln und aufzuzeichnen. Dadurch – und das wird in vielen Überlieferungen recht deutlich – vermischen sich die alten Weisheiten mit dem christlichen Glauben und die ursprüngliche Essenz der Lehren ging für immer verloren. Demnach wurden viele keltische Götter zu menschlichen Wesen; Helden und Gelehrte zu Zauberern. Infolge dessen entstand auch der Irrglaube, dass alle Druiden Zauberer seien und umgekehrt – bestes Beispiel: Merlin. Diese Darstellung führt zu dem verklärten Bild (siehe Titelbild), welches wir heute von Druiden haben – wie bespielsweise die Zauberer, die Merlin nachempfunden sind (Gandalf, Dumbledore…).
Die Druidenklasse
Tatsächlich gab es unter den Druiden mannigfaltige Aufgabenbereiche mit entsprechender Klassifizierung und Hierarchie. Dazu gehörten: Priester, Richter, Zauberer, Heiler, Dichter, Seher, Propheten und Barden. Obendrein gibt es zahlreiche Belege für weibliche Druiden (irisch: ban-drui, ban-fili). Die bekannte keltische Kriegskönigin Boudicca (führte 60/61 n. Chr. den größten Aufstand gegen die römischen Besatzer an) soll eine solche gewesen sein.
„Druide war sowohl eine Institution als auch ein Titel. Gemeinsam mit den Barden und den Dichtern (irisch: filidh) bildeten sie die Druidenklasse. […] die unter den Kelten gewaltigen Respekt genossen und eine gesellschaftliche Klasse darstellten, die vom Format her dem Adel gleichkam.“
(Buch der keltischen Mythen)
Eins war allen Klassen jedoch gemein: Sie waren die Bewahrer des Wissens.
Diesem Umstand und ihren zahlreichen Fähigkeiten war es vermutlich auch zu verdanken, dass die Druiden die letzten menschlichen Überbleibsel der keltischen Kultur waren.
Noch bis weit ins Mittelalter hinein schätzte man ihre Weisheit und ihr Können – besonders bei Hofe. Man denke nur an Nostradamus (französischer Apotheker, Astrologe und Prophet) oder John Dee (Astrologe und königlicher Berater von Elisabeth I.).
Lesetipp:
Wer sich für die Weisheiten interessiert, die von Generationen von Druiden weitergegeben worden, sollte sich Anam Cara: Das Buch der keltischen Weisheit (Anzeige) zulegen.
John O’Donohue beschreibt auf sehr spirtuelle Art (dennoch bodenständige) und Weise die Philosophien, nach denen die Kelten lebten und viele Anhänger es noch heute tun.
Die alte Schrift
Ihre Mythologie schrieben die Kelten zwar nicht nieder, dennoch besaßen auch sie Schriftzeichen.
Das sogannente Ogham- oder Ogam-Alphabet diente vornehmlich der Kennzeichnung (Inschriften, Namen, Segnungen) von Grabsteinen oder Begrenzungssteinen (Markierung von Grundbesitz).
Vermutlich (nur rar belegt) nutzten Druiden, das heilige Ogham als Zeichensprache für verdeckte Kommunikation. Dies liegt nahe, da die Schriftzeichen vermutlich im 3./4. Jh. n. Chr. entstanden sind – also zu der Zeit, als das Druidentum bereits dem Untergang geweiht war.
Benannt wurde diese Schriftform nach Ogma, dem Gott der Redegewandtheit und Dichtkunst.
Es besteht im Wesentlichen aus 20 Buchstaben, wobei jeder Buchstabe in Verbindung zu einem Baum und dessen dazugehörigem Anfangsbuchstaben steht (für Kelten waren Bäume besonders heilig). Daher wird das Ogham auch häufig Baum-Alphabet genannt.
Ogham wird, entlang einer Mittellinie, von unten nach oben gelesen. Bei den bogenförmigen Steininschriften beginnt man entsprechend links unten.
Bis heute existieren rund 400 Ogham-Inschriften auf den Britischen Inseln – die meisten findet man in Irland.