Tierschutz – Weil wir Tiere lieben

Tierschutz – Weil wir Tiere lieben!

Tabsie Frontal (c) woods of voices

Mit diesem Special möchte ich auf einige Punkte aufmerksam machen, die es vor und während des Zusammenlebens mit einem Haustier zu bedenken gilt. Weiterhin werde ich schonungslos Sachverhalte ansprechen, die meiner Meinung nach, im Umgang mit Tieren häufig falsch laufen.

Nicht, dass das Thema Tierschutz zu irgendeiner Zeit unwichtig sei, gegenwärtig ist es jedoch besonders relevant, denn Weihnachten und Silvester stehen vor der Tür.

Zur Anschaffung eines Tieres

Es ist es äußerst löblich, dass in den letzten Monaten so vielen Tieren aus dem Tierschutz eine zweite (dritte, vierte oder letzte) Chance auf ein neues Zuhause gegeben wurde. Ob Hund, Katze, Nager oder Reptil – jedes dieser Lebewesen hat es verdient, dass sich jemand liebevoll um sie kümmert. Besonders die kuscheligen Fellnasen danken es einem tausendfach mit unfassbar viel Liebe und Freude.

Doch was passiert mit den Tieren, wenn der “normale“ Alltag wieder einkehrt oder man einen ausgedehnten Urlaub genießen möchte? Wenn schlichtweg nicht mehr so viel Zeit vorhanden ist oder – im schlimmsten Fall – man plötzlich keine Lust mehr auf das neue Familienmitglied hat.

Man kennt solche Schlagzeilen ja: „Hund an der Autobahn angebunden“, „Schildkröte im Wald ausgesetzt“, „Kätzchen in Mülltonne gefunden“, „Hund erleidet Hitzschlag im Auto“… die Liste ist schier endlos. Manche Menschen können in derlei Situationen wegschauen – ich nicht!
Die Gefühlspalette reicht dabei von Fassungslosigkeit und Unverständnis bis hin zu brennender Wut.

Man sollte sich also immer vorher bewusst machen, dass man mit einem Haustier auch eine Verpflichtung eingeht und sich folgende Fragen stellen:

  1. Habe ich genug Zeit?
  2. Habe ich die finanziellen Mittel? (Futter, Zubehör, Tierarzt…)
  3. Besonders bei Hunden: Bin ich bereit morgens zeitig (oder auch mal nachts) aufzustehen, um Gassi zu gehen?
  4. Bin ich bereit auf drei Wochen Karibik-Urlaub (oder ähnliches) zu verzichten? Wenn nicht – Habe ich jemanden, der sich in dieser Zeit um mein Tier kümmert?
  5. Bin ich mir darüber im Klaren, dass sich mein Leben dadurch komplett ändern könnte?

Update 18.01.2022: Wie befürchtet, sind die Tierheime seit dem letzten Jahr völlig überlastet. Grund: Ende des Lockdowns.
Das neue „Spielzeug“ macht einfach keinen Spaß mehr. Ganz plötzlich ist weder Zeit, noch Lust vorhanden, sich weiterhin um das Tier zu kümmern. Zwei Wochen Malle?  Ach, was soll’s … Ab ins Tierheim! Urlaub ist viel wichtiger.
Ernsthaft? Was sind das für Menschen? 😡

Tierschutz vs. Züchter

Nun ist klar, dass gerettete Tiere oft in irgendeiner Form gehandicapt sind – sei es seelisch, körperlich oder beides. Das fordert von den Menschen häufig viel Einfühlungs- und Durchhaltevermögen; allem voran aber die Intention, dem Tier wirklich helfen zu wollen. Dessen sind sich leider die wenigsten bewusst oder scheuen ebendiese Herausforderung. Das Resultat: das Tier landet wieder im Tierheim oder schlimmer – wird irgendwo ausgesetzt, sich selbst überlassen oder gar misshandelt.

Gerade wenn es um Hunde geht, höre ich häufig: „Ich hole mir lieber einen Welpen (beim Züchter). Da weiß ich wenigstens wo er herkommt, dass er nicht krank ist und keine Macken hat“. Wenn ihr meint, gebt euch ruhig dieser Illusion hin.
Vielleicht bestärkt ihr damit sogar solche, die sich als seriöse Züchter ausgeben (Stichwort: Onlinehandel/Wühltischwelpen); wo Muttertiere Zuchtsäue sind; wo Welpen in Boxen mit Futterspendern gehalten und sich selbst überlassen werden. Hauptsache es ist ein Welpe, der im besten Fall wenig kostet.

Was man beachten sollte
  1. Wenn es schon unbedingt ein Welpe sein muss, sucht euch seriöse, zertifizierte Züchter und informiert euch über diese. Nach Möglichkeit besucht die Elterntiere und Welpen im Vorfeld und schaut euch deren Lebensumstände an.
  2. Die Erziehung eines Welpen (Stubenrein bekommen, Regeln und Grundkommandos…) nimmt ebenfalls viel Zeit und Geduld in Anspruch.
  3. Manche verwechseln erziehen mit verziehen und wundern sich dann, dass das süße kleine Tierchen größer wird und ihnen auf der Nase herumtanzt und „Macken“ entwickelt.
    Generell gilt: Die Schuld an Fehlverhalten und eventuellen “Macken“ eines Hundes trägt der Mensch – IMMER! Tiere folgen in erster Linie ihren Instinkten und können nicht unterscheiden, was richtig oder falsch ist, wenn wir es ihnen nicht VERNÜNFTIG und KONSEQUENT beibringen.
  4. Leider allzu häufig sind diese Tiere überzüchtet und werden schon krank geboren. Dies zeigt sich oft erst im weiteren Lebensverlauf.
  5. Niemand kann in die Zukunft blicken. Auch ein junges Tier/Welpe kann im Laufe seines Lebens Krankheiten entwickeln.
  6. Tiere sind keine Ware! Finger weg von Angeboten auf Ebay und Co.!
  7. Welpen und Jungtiere sind auch bei Tierschutzorganisationen und -vereinen zu finden. Also vielleicht erst einmal dort nachschauen.

Geschichten die das Leben schreibt

Der beste Fall ist natürlich, wenn das Tier sich den Menschen aussucht und sich alles ganz natürlich fügt. Dass „unverhofft kommt oft“ wirklich gut gehen kann, zeigen einige Bespiele aus meinem direkten Umfeld.

Tierschutz_Lilly (c) woods of voices
Lilly

Die kleine Lilly hat fünf Anläufe gebraucht, eh sie endlich ein dauerhaftes, liebevolles Zuhause gefunden hat. Sie wurde als Welpe bei einem Züchter gekauft, inklusive Stammbaum und allem Drum und Dran. Die Familie verlor schnell die Lust an dem kleinen Fellknäuel, denn Überraschung! – so ein Hund macht ja Arbeit.

Ganz ähnlich verhielt es sich wohl in Familie zwei und drei. Die ersten zwei Jahre ihres Lebens konnte sie zu keinem Menschen Vertrauen aufbauen.

Nach Benji (wurde an Weihnachten im Wald angebunden aufgefunden) und Jasper (den niemand sonst wollte, nachdem das Frauchen plötzlich verstarb) war Dagmar bereit ein neues Hundekind bei sich aufzunehmen. An der Pommesbude angesprochen, zog kurze Zeit später Lilly bei ihr ein.
Völlig abgemagert und höchst misstrauisch hat es eine Weile gedauert, bis Lilly wirklich angekommen war und Vertrauen zu ihrem neuen Menschen fassen konnte.

Heute, vier Jahre später, ist Lilly eine kleine alberne Frohnatur, die bei Dagmar endlich die Liebe und Fürsorge bekommt, die sie verdient hat.

Odin

Welcher Mensch wirft einen Welpen in eine Müllonne? Einfach unglaublich!
Tatsache ist, dass Odin genau dort gefunden wurde, als er erst ein paar Tage alt war. Wenngleich völlig traumatisiert, überlebte der kleine Kämpfer das Martyrium. Dank der aufopferungsvollen Helfer von Hund aus Andalusien e.v., die ihn liebevoll aufpeppelten, fand sich auch recht schnell ein zu Hause für den kleinen Wuschel.

Ines hatte gerade erst ihren geliebten Bruno verloren. Nebenbei bemerkt, auch für mich und Tabsie ein schwerer Schlag – immerhin war Bruno ihr Papa-Bär, ihr bester Freund.
Ines jedenfalls fühlte sich ohne einen vierbeinigen Gefährten verloren und so entschied sie sich, einen Hund aus dem Tierschutz bei sich aufzunehmen. Dann ging alles sehr schnell: Nur wenige Tage später brachte der kleine Tollpatsch Odin neuen Schwung in Ines‘ Leben.

Das ist nun ziemich genau drei Jahre her und Odin hat sich zu einem freundlichen, glücklichen Wildfang entwickelt. Indes hat Ines ihre Entscheidung zu keiner Zeit bereut. Wenngleich Bruno ewig in ihrem (und unseren) Herzen bleibt, der aufgeweckte Lockenkopf hat ebenfalls einen großen Platz darin eingenommen.

Tierschutz_Odin heute (c) woods of voices
Tierschutz_Rosi (c) woods of voices
Rosi

Die Geschichte von Rosi ist bedeutend weniger tragisch. Die ersten zwei Jahre ihres Lebens verbrachte Rosi in einer Familie, die sie sehr geliebt hat (und es noch heute tut). Wie das Leben manchmal spielt, ändern sich einige Umstände, sodass ein (junger) Hund eben nicht mehr so richtig hineinpasst.

Für das Energiebündel und ihre Bedürfnisse war einfach nicht mehr genug Zeit. Eine schwere, aber vernünftige Entscheidung musste her: Ein neues Heim für Rosi.

Praktischerweise waren meine Mutter und ihr Mann gerade auf der Suche nach einem passenden tierischen Mitbewohner. Rosis Familie, Freunde der beiden, witterten ihre Chance und kamen kurzerhand zum Vorstellungsbesuch vorbei.

Zwei Monate später und nach einer gewissen Kennenlernphase, zog Rosi schließlich um.
Zwar ist es noch ein stetes Lernen voneinander, aber alle geben ihr Bestes und Rosi bekommt die Liebe und Aufmerksamkeit, die sie benötigt und verdient.
Das Herz meiner Mutter, die sich bis vor ein paar Jahren wirklich niemand mit Hund vorstellen konnte, hat die große Knuffnase jedenfalls im Sturm erobert.

Tabsie

Schließlich unser Cover-Model: Wie die Jungfrau zum Kind kam auch ich zu meinem Herzblatt. Klar war von Anfang an: Es soll ein Hund aus dem Tierschutz sein – einer ungewollten Fellnase ein neues Zuhause geben.

Die Geschichte von Tabsie beginnt leider sehr unschön. Eine ältere Dame holte ihre Tochter aus einer Junkie-WG und fand ein winselndes, verwahrlostes Fellknäuel in einer Ecke. Darauf angesprochen, entgegneten die zwielichtigen Gestalten wohl nur „Nimm den Köter einfach mit!“. Die tierliebe Dame fackelte nicht lang und nahm das Knäuel, dass sich als Tabsie entpuppte, mit zu sich und ihren beiden Hunden nach Hause. Dort peppelte sie die Kleine liebevoll auf.

Tierschutz_Tabsie2 (c) woods of voices
Tabsie und Heidi_knutschen (c) woods of voices

Auch hier änderten sich die Lebensumstände jedoch abrupt und unerwartet, sodass nach nur drei Monaten ein neues Heim für Tabsie her musste. Da sich auf “normalem“ Weg so schnell niemand fand, sah die gute Frau nur einen Ausweg: Tierheim oder Ebay.

Als ich die Geschichte schließlich – und noch gerade rechtzeitig – hörte, zögerte ich nicht lange. Es kam natürlich nicht in Frage, einen Hund auf Ebay zu „verkaufen“; Tierheim war auch keine Option. Ich besuchte Tabsie, setzte mich auf die Couch und sie sich (nach einer kurzen, skeptischen Aufwärmphase) auf meinen Schoß. Von diesem Moment an, war es um mich geschehen. Tabsie fühlte wohl ähnlich, denn sie wich mir nicht mehr von der Seite.
Zwei Tage später zog das kleine Knopfauge bei mir ein – das ist nun über sieben Jahre her.

Es war ein beschwerlicher Weg voller Panikattacken, Krankheiten, Operationen, schlafloser Nächte… Und doch möchte ich nicht eine Sekunde mit ihr missen. Wir sind unzertrennlich, ein Team in jeder Lebenslage.
Es ist schier überwältigend, wie viel Kraft und bedingungslose Liebe ein so kleines Wesen zu geben hat. Ich habe diese Entscheidung niemals bereut und würde jederzeit wieder genauso handeln. Andernfalls hätte ich wohl nie die Liebe meines Lebens gefunden. ❤

Ein Appell an die Vernunft

Noch ein paar Punkte, die mir gerade zu dieser Jahreszeit besonders am Herzen liegen:

  1. Tiere sind keine Geschenke!
    Weder an Weihnachten, noch zum Geburtstag und schon gar nicht für Kinder. Die Entscheidung, sich ein Tier ins Haus zu holen, betrifft die ganze Familie.
  2. Tiere sind kein Spielzeug!
    Sicher ist ess für die Kleinen eine freudige Überraschung, mit der man ihnen auch Verantwortung beibringen kann. In erster Linie stehen jedoch die Eltern in der Pflicht, ihren Kindern den richtigen Umgang mit Tieren beizubringen und sich auch selbst um das Tier zu kümmern.
  3. Ob Hund, Katze, Nager, Reptil oder was auch immer… Informiert euch bitte im Vorfeld eingehend über die korrekten Haltungsbedingungen!
  4. Wenn euch etwas an euren Tieren liegt, verzichtet an Silvester auf Böller und Co.!
    Tiere (auch die wildlebenden) haben hochempfindliche Sinne. Sie können überhaupt nicht einschätzen, was da vor sich geht und geraten daher meist in Panik. Stellt euch einfach vor, ihr wärt in einem Kriegsgebiet, unter Dauerbeschuss – so bekommt ihr hoffentlich eine Ahnung davon, wie sich Tiere fühlen.
  5. Seid nicht egoistisch!
    Nehmt das Geld, welches ihr für Feuerwerk ausgeben würdet und kauft eurem tierischen Freund davon etwas schönes oder noch besser – spendet es an irgendeine Hilfsorganisation oder das örtliche Tierheim.
  6. Häufige Aussage: “Das ist ein Hund. Der muss das abkönnen.“ – Verdammt nochmal, NEIN!
    Ein Hund (oder auch jedes andere Tier) MUSS überhaupt nichts abkönnen, wenn er sich dabei nicht wohl fühlt, Angst hat oder dadurch gar krank wird – physisch, wie psychisch.
  7. Gerade jetzt, wo die Temperaturen wieder fallen: Seht ihr, dass euer Hund friert, eh schon empfindlich oder krank ist, zieht ihm doch einfach ein Jäckchen über. Das tut keinem weh – im Gegenteil.