Die 12 geheimnisvollen Rauhnächte

Die 12 geheimnisvollen Rauhnächte

Winterwald (c) pixabay

Wir erleben die Weihnachtsfeiertage als eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit – sitzen gemütlich beisammen, spielen, trinken, essen und tauschen uns über das vergangene Jahr aus. Doch diese wohlige Zeit ist weitaus geheimnisvoller und mystischer als die meisten erahnen können.

Dunkelheit, Kälte und heulende Winde

Während wir drinnen die festliche Stimmung genießen, ziehen draußen meist eisige Winde umher und die Luft ist so rauh, dass man seinen Atem sehen kann. In dieser Zeit erwacht die geistige Welt zum Leben – Tore zu anderen Dimensionen stehen offen und lassen uns in unsere Zukunft blicken. Es bietet sich die Möglichkeit, Erkenntnisse zu gewinnen und mit der Anderswelt in Kontakt zu treten.
Die Rauhnächte sind die ideale Zeit, um sich von den Spuren des alten Jahres zu erholen.

Begriffsklärung

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Der Begriff “Rauhnächte“ geht vermutlich auf das mittelhochdeutsche “ruch“ (haarig) zurück und stellt einen Bezug zum Tierfell dar. Rund um das Vieh wurden Rituale und Zeremonien durchgeführt; Maskenumzüge sollten böse Geister vertreiben.
Des Weiteren war es üblich mittels Räucherritualen Haus und Hof zu reinigen. Dies sollte Dämonen fernhalten und Krankheitserreger vernichten.
Allgemeinhin leitete das gemeine Volk den Namen von Nebeln und kalten Winterstürmen ab sowie dem Rauch offener Feuer.

Regionale Unterschiede

Geht man nach unserem Sonnenkalender, hat das Jahr 365 Tage – im Mondkalender (12 ca. 28-tägige Mondzyklen) sind es jedoch nur 354 Tage. Die sich daraus errechnete Differenz ergibt die zwölf Rauhnächte; die Nächte zwischen den Jahren.
Von Region zu Region unterscheidet sich der Beginn der Rauhnächte leicht. So beginnen diese meist in der Nacht des Heiligabend und dauern bis zum Dreikönigstag (Nacht zum 6. Januar). Andernorts gilt die Julnacht (Nacht vom 21. auf dem 22. Dezember) als erste der Rauhnächte.

Die Wintersonnenwende

Mit Beginn der Wintersonnenwende (= Julnacht) am 21. Dezember bricht die dunkelste und längste Nacht des Jahres an, in welcher das Licht wiedergeboren wird. Wir erleben dies als Zeit der Einkehr, Reinigung und Vorbereitung auf das kommende Jahr. Früher nutzte man die Rauhnächte um zu feiern; alte Weisheiten und Geschichten wurden weitererzählt und das neue Jahr geplant.

Von Germanen und Kelten

Unsere heutige Kultur wurde von ca. 800 v. Chr. bis etwa 800 n. Chr. von den Germanen und Kelten geprägt.
Heulende Winterstürme waren gefürchtet; so dachte man, der nächtliche Lärm käme von den dunklen Totenheeren, welche aus dampfenden Nebeln auftauchten und mit lautem Geschrei an den Türen der Holzhütten rüttelten, um deren Bewohner mit nach Walhall zu nehmen – dem Paradies der gefallenen Krieger.

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Wirtschaftliche Abhängigkeit durch Naturphänomene

Abhängig von der Fruchtbarkeit der Natur waren unsere Vorfahren auf optimale Wetterbedingungen angewiesen. Anhand verschiedener Wetterphänomene versuchten sie das Wetter im Jahresverlauf vorherzubestimmen (Entstehung der Bauernregeln).
Magische Handlungen entwickelten sich, welche bis heute zu unserem Brauchtum gehören. Für eine ausreichende Ernte erhoffte man sich Licht und Wärme im neuen Jahr, welches durch Feierlichkeiten zur Wintersonnenwende beschworen wurde. Sie tanzten um immergrüne, beseelte Bäume herum, geschmückt mit roten Winteräpfeln, welche als Fruchtbarkeitssymbole dienten, sangen und sagten Zaubersprüche auf. Dies brachte Segen und Wünsche sollten in Erfüllung gehen. Es ist nur allzu naheliegend, dass dies bereits der Vorreiter unseres heutigen Weihnachtsfestes war.

Mystische Wesen

Winternebel (c) pixabay

Sinkende Temperaturen und weite schneebedeckte Landschaften läuten die Zeit der unheimlichen Schneegeister ein.
Von Nebel verschlungene Bäume rufen in uns ein beängstigendes Gefühl von Einsamkeit hervor, sodass die Grenzen zwischen den Welten zu verschwimmen scheinen.
Die jährlich wiederkehrende Geisterzeit beginnt bereits mit der Nacht zu Allerheiligen – dem All Hallows´ Eve (Halloween) und irisch-keltischen Samhain.
Während der magischen Zeit der Rauhnächte kommen demjenigen, der seine Seele für sie öffnet, die mystischen Wesen besonders nahe. Schärfen wir unsere Sinne, so können wir sie fühlen, riechen oder gar hören.

Im Nordischen ist Wotan besser als Odin bekannt. Unsere Ahnen fürchteten die kalten, stürmischen Nächte; sie ängstigten sich vor Wotan und seinem Totenheer, welches mit schrecklichem Geschrei über die Lande zog, um die Menschen zu bestrafen. Wotan verbindet uns mit unseren Ahnen. Sie lassen uns aus dem Brunnen der Weisheit und Erkenntnis schöpfen und gewähren uns Einblick in das Reich unendlichen Wissens. Er nutzt die Zeit der schlafenden Natur für die innere Einkehr.

Als Schicksalsgöttin der Rauhnächte, belohnt Frau Holle (auch Berchta, Vechta, Freyja) fleißige Menschen mit Gold, welches für Lebensglück und Erfolg steht; den Faulen gegenüber weniger wohl gesonnen. Wie die wenigsten wissen werden, ist Frau Holle die Göttin des Todes und begleitet die Menschen sowohl im Diesseits als auch im Jenseits und besitzt zwei Gesichter – eines mit hellen Zügen und eines mit düsteren. Nach altem Glauben spinnt die Göttin im Hollenreich das Schicksal der Menschen.

Sie verzaubern unsere Seele mit magischem Duft, sodass wir sie besonders beim riechen an Blumen wahrnehmen können. Sie vermögen es, den ganzen Raum in einen Wohlgeruch zu tauchen.

Hört man ein Geräusch, welches man nicht zuordnen kann, so besteht die Möglichkeit, dass ein Kobold in der Nähe ist. Diese kleinen Zaubergestalten machen sich durch sanfte Geräusche bemerkbar. So entstand wohl auch der Brauch, an Heiligabend ein Glöckchen klingeln zu lassen; man berichtet von sanftem Glöckchen-klingeln an sonst totenstillen Orten.

Bereits vor den Rauhnächten beginnen Zwerge mit dem Gießen und Düngen der Wurzeln von Weihnachtsbäumen und verzaubern sie mit einem magischen Duft. Zudem helfen die Wichtel beim Aussuchen des Weihnachtsbaumes, wenn man diesen im Wald beim Förster schlagen möchte.

Rauhnächte Bücher (c) woods of voices

Mehr Wissenswertes rund um die Rauhnächte gibt es zum Beispiel in den folgenden Büchern:

Das Geheimnis der Rauhnächte (Anzeige) – Ein Wegweiser durch die zwölf heiligen Nächte von Jeanne Ruland, erschienen im Schirmer Verlag

Geheimnisvolle Rauhnächte (Anzeige)– Rituale, Rezepte, Räucheanleitungen für 2020 – 2022 von Caroline Deiß, erschienen im mvgverlag