Walpurgisnacht

Walpurgisnacht

Hexe an Walpurgisnacht (c) pixabay

Das größte aller Hexen-Feste

Seinen Ursprung hat dieses Fest – welch Überraschung – in der keltischen Kultur. In der Nacht vom 30. April zum 1. Mai wurde (und wird noch heute vielerorts) Beltane zelebriert – mit großen Feuern, Festmahlen, Musik und Tanz. Hören wir jedoch den Begriff „Walpurgisnacht“, denken wir unausweichlich an einen großen Hexensabbat des nachts – wie sich die garstigen Weiber kreischend und lachend auf ihren Besen schwingen und um den Blocksberg fliegen; wie sie ums Feuer tanzen, Opfer darbringen und sich allesamt dem Teufel hingeben.

Namensgeberin war die angelsächsische Adlige Walburga oder eben Walpurga, welche im 8. Jahrhundert gelebt haben soll. Ihr wurden zahlreiche Wunder zugeschrieben, weshalb sie auch als Schutzheilige verehrt wird. Der 1. Mai gilt als Walburgas Namenstag, an welchem ihre Heiligsprechung zelebriert wird. Ein Zusammenhang zwischen den heidnischen Festen oder gar des Hexensabbats besteht daher nicht. Es ist purer Zufall, dass diese Feierlichkeiten aufeinander fallen. Da wir Sachen jedoch gerne benennen, hat sich im Laufe der Zeit die Walpurgisnacht etabliert und verbreitet.

Von den Ursprüngen bis zum Hexen-Fest

Wie eingangs erwähnt, liegen die Ursprünge im keltischen Beltane-Fest – dem Beginn des Sommers, bei welchem sich der Schleier zur Anderswelt öffnet und die Fruchtbarkeit der kommenden Monate gefeiert wird. Dazu wurden Rituale abgehalten, welche zumeist von Druiden und/oder Stammesältesten durchgeführt wurden. Mit der Zeit kamen neue Bräuche auf: So stellte man Reisig-Besen umgekehrt vor die Haustür, streute Salz auf die Türschwellen und zog lärmend durch die Straßen. All dies zum Zwecke böse Geister fern zu halten. Es waren mal wieder die Christen, die diesen Feierlichkeiten Böswilligkeit und Teufelsanbetung zuschrieben. So wurde – spätestens mit der Hexenverfolgung – aus einer Stammesältesten eine böse Hexe; alle anderen, welche die alten Riten praktizierten, standen ebenfalls mit dem Teufel im Bunde. 

Walpurgisnacht-Sabbat (c) woods of voices

Das typische Bild, welches wir heute von den Zusammenkünften der Hexen haben, ergibt sich aus den Geständnissen der gefolterten Gefangenen. Diese gaben an, sich regelmäßig an abgelegenen Wiesen, Hügeln, Waldlichtungen oder Kultstätten zu treffen und dort Rituale abzuhalten, zu denen auch Unsittlichkeiten untereinander und mit dem Teufel gehören. Hierdurch entstand auch das Bild vom Ritt auf dem Besen, welcher gerne als Phallussymbol betrachtet wird.

Oder aber das Reiten eines Ziegenbocks, welcher wiederum die Versinnbildlichung von Satan selbst war. Mit dem Anstieg der Gefangenen und der damit einhergehenden Folter wurden die Anschuldigungen über die angeblichen Aktivitäten immer abstruser, wodurch unsere heutige Vorstellung eines Hexensabbats entstanden ist. Da die Fülle an Riten und Schutzzaubern an Beltane besonders hoch war und man in dieser Nacht Kontakt zu Anderswelt suchte, wurde es schnell als Hexen-Fest deklariert. Ähnlich verhält es übrigens mit Samhain

Walpurgisnacht auf dem Brocken

Schnell war auch eine Art Hauptversammlungsplatz gefunden, wo Hexen von überall her zusammenkamen, um ihre Hauptfeste gemeinsam zu begehen – der Blocksberg. Was zunächst ein abstrakter Ort war, welcher überall und nirgends hätte sein können, wurde 1632 erstmals konkret bestimmt. In einem Reiseführer ist damals die Rede vom Brocksberg (oder auch Blocksbarch). Gemeint ist der Brocken im Harz. Am ehesten ist unsere Vorstellung vom Hexentreffen auf dem Brocken jedoch unserem verehrten Goethe zu verdanken. In der Szene „Walpurgisnacht“ in Faust – Erster Teil (Anzeige) singen die Hexen im Chor:

Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
Dort sammelt sich der große Hauf,
Herr Urian sitzt oben auf.
So geht es über Stein und Stock,
Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.

Die gesamte Szene, ebenso wie die „Hexenküche“ hat wohl recht viel zu unserem heutigen Bild von Hexen und der Walpurgisnacht beigetragen.

Hexe auf Besen (c) Pixabay

Die Walpurgisnacht heute

Auch heute feiern wir noch Walpurgis, Beltane oder das Maifest. Im Laufe der Jahrhunderte sind einige Traditionen erhalten geblieben und neue dazugekommen, wobei sich die Feierlichkeiten regional häufig unterscheiden. Eines ist jedoch allen gleich: Nach wie vor entzündet man im ganzen Land am 30. April Maifeuer, auch Hexenfeuer genannt. Ich persönlich habe jedoch eine sehr starke Abneigung gegen letzteren Begriff, da es die unvorstellbaren Qualen jener Verfolgten von damals impliziert.
Unglaublich, aber wahr: Mancherorts werden noch heute die sogenannten Hexenfeuer absichtlich wie Scheiterhaufen angelegt. Als ob dies nicht genug wäre, werden symbolische Hexengestalten aus Stroh oder Holz auf ihnen verbrannt. Sorry, aber manche Menschen haben es mit ihrem Verstand anscheinend nicht aus dem Mittelalter heraus geschafft.
Da lobe ich mir doch die friedlichen, uralten Bräuche, wie den Maisprung. Hierbei springen junge Paare über das Feuer, wenn sie sich beispielsweise ein Kind wünschen. Wie gesagt: Beltane gilt als Fest der Fruchtbarkeit. So ist auch die Tradition von Maikönig und -königin nicht verwunderlich, bei der Alleinstehende im wahrsten Sinne verkuppelt werden sollen. So gibt es inzwischen viele verschiedene Traditionen, wie den Maibaum, den „Tanz in den Mai“ bis hin zum großen Volksfest. Gefeiert wird jedoch überall.

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