„Der frühe Vogel fängt den Wurm“ heißt es so schön. In meinem Fall sind es jedoch magische Momente voller Mystik und beschaulicher Ruhe. Während die meisten noch gemütlich in ihren Betten schlummern und der Tag ganz allmählich erwacht, ziehe ich mit Kamera und Stativ los um den Sonnenaufgang zu fotografieren.
Ein solches Shooting sollte mindestens genauso gut vorbereitet sein, wie jedes andere auch. Natürlich kann man einfach aufs Geratewohl losziehen. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man sich dabei einen kleinen Wettlauf gegen die Zeit liefert. Ein wenig Spontanität kann hier durchaus der Retter in der Not sein, wie ich kürzlich am eigenen Leib erfahren durfte.
Auf Irrwegen zur Erleuchtung
Gemeinsam mit meiner Cousine (ebenfalls Foto-Nerdin) ging es zum Schloss Püchau. Etwas blauäugig haben wir keine weiteren Pläne geschmiedet und wollten einfach mal schauen, was uns erwartet. Vor Ort stellte sich schnell die Ernüchterung ein. Auf der Suche nach dem perfekten Foto-Spot schlugen wir uns durch allerlei Gestrüpp und Brennnesseln. Leider war die Aktion nicht von nennenswertem Erfolg gekrönt, außer dass wir wohl den nächsten Monat Rheumafrei sein werden – Nesselkur sei Dank.
So standen wir inmitten des Dickichts und mussten eine Entscheidung fällen: Weiter einen (Aus-)Weg suchen oder umdrehen um zumindest den (derweil einsetzenden und zusehends fortschreitenden) Sonnenaufgang einfangen. Wir entschieden uns für letzteres und wurden mit tollen Aufnahmen belohnt.
Anmerkung: Zumindest einen Lichtblick gab es auf unserer kleinen Odyssee. Uns sind mehrere Rehe, ein Igel und andere Wildtiere begegnet. Auf einer Lichtung erwartete uns sogar ein besonders mystischer Moment; mulmiges Gefühl inbegriffen. Umgeben von einem wabernden Nebelfeld entdeckten wir eine okkult anmutende Installation. Fledermäuse zogen wilde Bahnen über unseren Köpfen, während die Nebelwand allmählich auf uns zu wabernde und drohte, uns vollends zu verschlingen. Zum Glück waren wir zu zweit und konnten dem Schrecken todesmutig entgegenstehen.
Fazit:
Freilich kostet es einiges an Überwindung, vor dem Tagesanbruch aufzustehen. Allerdings entschädigen die Bilder für alle Unannehmlichkeiten, die ich dafür liebend gern in Kauf nehme. Zudem ist kein Sonnenaufgang wie der andere. Jeder Tag bringt etwas Neues mit sich. War die Landschaft gestern noch nebelverhangen, kann das heute schon wieder ganz anders aussehen. Mir ist es besonders wichtig, einfach den Moment zu genießen und zu nutzen, was sich mir bietet. Bin ich mit einer Location vielleicht nicht ganz zufrieden und habe noch genügend Zeit, ziehe ich auch schnell weiter, um doch noch zu meinen erhofften Fotos zu kommen.
Für mich gibt es beinahe keinen schöneren Start in den Tag. Also fasst euch ein Herz und zieht auch mal vor dem eigentlichen Weckerklingeln los. Ihr werdet es nicht bereuen!