Die nordische Mythologie: Götter- und Heldensagen
Eine satirische Aufklärungsmission
Viele Geschichten ranken sich um die nordischen Götter und deren Heldentaten. Odin, Thor, Loki: Alles recht bekannte Namen. Doch wie verhält es sich mit Balder, Kvasir oder Forseti? Da sehe ich schon einige Fragezeichen in euren Augen. Nun, dem wollen wir Abhilfe schaffen.
Im Folgenden sollt ihr erfahren, wie die nordischen Götter die Welt erschufen, es sich heimelig machten und diese Welt zuletzt untergehen soll. Doch immer hübsch von vorn. Sicher fragen sich einige, woher man das alles zu wissen glaubt. Schließlich kann man eine göttliche Existenz nicht ohne Weiteres nachweisen. Dies will ich auch gar nicht. Sagen wir, es erwartet euch eine Reise in die Welt der nordischen Götter und Heldensagen. Und wie trägt man Geschichten zeitlebens weiter? Genau! Durch Erzählungen. Hier kommen die Skalden ins Spiel: Norwegische bzw. isländische Dichter und Sänger, die am königlichen Hofe die Legenden der großen Gottheiten nacherzählten. Die für uns wichtigste Quelle zu den Göttermythen ist die Edda.
Unser heutiges Wissen, über den nordischen Glauben, verdanken wir zum Teil archäologischen Artefakten. Wie sollte es auch anders sein? Noch heute finden sich altnordische Runen unter anderem auf Runensteinen wieder. Schriftliche Zeugnisse existieren aber tatsächlich nur sehr wenige. Die meisten Quellen stammen aus römischen und christlichen Schriften.
Unser heutiges Wissen, über den nordischen Glauben, verdanken wir zum Teil archäologischen Artefakten. Wie sollte es auch anders sein? Noch heute finden sich altnordische Runen unter anderem auf Runensteinen wieder. Schriftliche Zeugnisse existieren aber tatsächlich nur sehr wenige. Die meisten Quellen stammen aus römischen und christlichen Schriften.
Zu allererst sei gesagt: Es gibt nicht DIE eine Edda. Nein, es gibt derer zwei. Da hätten wir zum einen die Lieder-Edda (ältere Edda) und zum anderen die sogenannte Snorri-Edda (jüngere Edda).
Lieder-Edda
Die ältere Edda wurde erstmalig 1270 niedergeschrieben. Sie beinhaltet eine Sammlung von Dichtungen, deren Autoren unbekannt sind. Neben Helden- und Götterliedern findet sich hier in der Völuspá (“Der Seherin Weissagung“) auch die Schöpfungsgeschichte.
Snorri-Edda
Und hier haben wir nun das wichtigste Werk, wenn es darum geht, etwas über nordische Mythen zu erfahren. Namensgeber ist der isländische gelehrte Snorri Sturlusson. Dieser begann das Schreiben mit etwa 40 Jahren. Snorri gelang es somit, die heidnischen Dichtungen und Erzählungen seiner Heimat zu erhalten und vor der Christianisierung zu retten.
tten wir zum einen die Lieder-Edda (ältere Edda) und zum anderen die sogenannte Snorri-Edda (jüngere Edda).
Der Anfang des Göttlichen
Die nordische Mythologie… Wo fangen wir denn da am besten an? Ist ja schon einiges, was sich da schreiben lässt.
Nun: Es wird das Beste sein, wir beginnen am Anfang. Am Anfang war das Wort… Halt! Falsche Religion. Mea Culpa! Das schöne am Glauben der sogenannten Nordmänner ist, dass sie nicht nur einen Gott haben. Schon etwas eingebildet vom Christengott. Erlaubt der keinen Gott neben sich! Ich finde das ja sehr anmaßend. Vielleicht weiß man ja noch gar nicht, ob diese ganze Christensache etwas für einen ist und möchte gerne verschiedene Religionen ausprobieren. Das wäre ja für mich schon das Aus. Aber nun ja. Jedem seins. Zurück zu unseren nordischen Gottheiten. Die haben ohnehin mehr auf dem Kasten und teilen sich auch noch alle Aufgaben. Nicht so, wie andere Götter – Ich guck jetzt niemanden vorwurfsvoll an: Nahein. Das macht man nicht.
Eine gähnende Leere – Ginnungagap
Also, wo waren wir? Ach ja. Immer noch am Anfang.
Am Anfang war eine Leere, ein Nichts. Na, nicht ganz. Immerhin gab es schon verschiedene Welten. Für uns wichtig sind erstmal: Niflheim und Muspelheim. Niflheim ist die Welt des Eises und der ewigen Kälte. Im Gegensatz dazu steht Muspelheim: geprägt von Feuer und Hitze. Zwischen den beiden Welten war ein großes Nichts (jetzt aber wirklich).
Dieses Nichts wird in der nordischen Mythologie Ginnungagap (“gähnende Schlucht“) genannt. Nun begab es sich, dass die wehende Hitze Muspelheims das Eis von Niflheim schmelzen ließ. Ein giftiger Strom floss nach Ginnungagap und ließ den Riesen Ymir entstehen. Ebenso die Urkuh Audhumla. Von deren Milchstrom genährt, fiel Ymir in einen tiefen Schlaf. Schade eigentlich, denn so bemerkte er nicht, dass aus seinen Achseln je ein männliches und ein weibliches Riesenwesen hervorgingen.
Audhumla leckte währenddessen den Riesen Buri aus dem Eis frei. Aus diesem wiederum ging Börr hervor. Mit der Riesin Bestla (allen Anschein nach der weibliche Achselpart Ymirs), zeugte Börr die Götter Odin, Vili und Ve. Bisher ließen die ganzen Namen wahrscheinlich ein einziges großes Fragezeichen über einigen Köpfen aufsteigen. Nun, zumindest ein Name sollte jedem bekannt sein: Odin – Der große Göttervater, Herrscher über Asgard. Na, wem ist es aufgefallen? Richtig! Die ersten Götter gingen aus den Riesen hervor. Verrückt! Und traurig die Tatsache, dass alles, was einem anders als normal erscheint, schlecht sein soll. Buri war völlig anders geartet als Ymir. Die unterschiedlichen Wesenszüge trennten sie voneinander, was sie schließlich zu Feinden machte. Ein Disput, welcher ewig währen soll. So wurde Ymir von Odin, Vili und Ve getötet. Man kann sich vorstellen, wieviel Blut in solch einem Riesen fließen muss. Eben dieses Blut Ymirs ergoss sich nun in Flutwellen und ließ alle Riesen darin ertrinken. Alle außer Bergelmir und dessen Gattin, welche sich auf einen ausgehöhlten Baumstamm retten konnten und schließlich das Geschlecht der Reifriesen gründeten.
Die Erschaffung der Welt
Die Riesen waren erstmal weg. Somit konnten sich die Götter endlich einmal Zeit nehmen, ihre Welt zu erschaffen. Und wie macht man das, wenn noch gar nichts weiter da ist? Richtig: Man nimmt, was man hat. Und da wäre ja immer noch der Leichnam des getöteten Ymir. Aus dessen Blut schufen sie das Weltmeer. Sein Körper selbst sollte die Erde werden. Knochen, Zähne und Knochensplitter wurden Berge, Steine und Felsen. Aus seinen Haaren schufen die Götter Bäume. Haltet euch fest: jetzt kommt der Knaller! Aus Ymirs Schädel machten sie das ganze Himmelsgewölbe. Jetzt braucht es noch ein wenig Fantasie: Stellt euch das Himmelsgewölbe mit Hörnern an den vier Ecken vor. Diese wurden von jeweils einem Zwerg gehalten. (Anm.: Aus Ymirs Leichnam krochen Maden, welche zu Zwergen wurden – iuh.) Die da wären: Austri (Osten), Westri (Westen), Nordri (Norden) und Sudri (Süden). Anschließend nahmen die drei göttlichen Brüder Feuerfunken aus Muspelheim und hefteten diese als Gestirne an den Himmel. Was noch an Funken übrig war, durfte sich frei am Himmel bewegen.
Es war einmal: Der Mensch
Soweit alles tutti. Himmel, Erde, Wasser. Fehlen nur noch ein paar Menschen, oder? Die drei Götterbrüder schufen die ersten Menschen Ask (Esche) und Embla (Ulme) aus Holz. (Jetzt weiß ich auch, warum einige Menschen mit einem Holzkopf gesegnet sind.) Diese waren noch ziemlich leblos. Daher hauchte ihnen Odin Leben ein. Vili sorgte für Verstand und Bewegung. Ve gab den Menschen ihr blühendes Aussehen und die Fähigkeit, sich zu artikulieren.
Die göttliche Ordnung – Die umhegte Mitte der Welt
Soooo, was macht man denn nun? Wir haben einen schicken Lebensraum und ein Paar (Ja, sie sind ein Paar!) Menschen. Ein bisschen Ordnung sollte schon noch sein. Schließlich können Menschen und Götter nicht auf ein und derselben Ebene existieren. Also nochmal in die göttlichen Hände gespuckt und ran ans Werk! Die Götter schufen Midgard als umhegte Mitte der Welt. Über Midgard erbauen sie sich ihre Heimat Asgard. Die Riesen sollen dem ganzen natürlich fern bleiben und beziehen ihr Domizil in Utgard, der unwirklichen Außenwelt (Immer diese Ausgrenzung. Kein Wunder, dass es Kriege gibt!)
Und was man so schön hergerichtet hat, muss auch irgendwann wieder zerstört werden! Was würden wir nur ohne Weltuntergangs-Szenario machen? Schon mal was von Ragnarök gehört? Klasse! Damit beschäftigen wir uns später. Freut euch schon mal darauf. Das wird ein Fest!
Yggdrasil – Der große Weltenbaum
Ganz fertig sind wir hier nämlich noch nicht. Man braucht doch noch etwas, was die Welt im Innersten zusammen hält (Hihi, Goethe.) Jetzt kommt was ganz großes – Yggdrasil, der Weltenbaum! Wie? Ein schnöder Baum? Bitte: Etwas mehr Ehrfurcht vor den Göttern! Ich finde ja den Namen Yggdrasil schon grandios, aber vielleicht gefällt euch die Übersetzung “Ross des Schrecklichen“ besser? Ja? Na also, geht doch. Wenn wir nun fortfahren dürfen; schließlich haben wir noch einiges vor uns!
Yggdrasil – Jaaaaa, der große Weltenbaum oder auch Lebensbaum genannt. Die Welt an sich ist ja schon ziemlich riesig. Aber nun stellt euch vor: Dieser Baum umspannt die ganze Welt. Unter Yggdrasil stellt man sich in der nordischen Mythologie das gesamte Weltgebäude vor. Wie wir bereits erfahren haben, schufen die Götter die Welt aus den Überresten des Urriesen Ymir. Der Baum, den sie pflanzten ist Yggdrasil: Der größte und prächtigste Baum der Geschichte! Seine Zweige überschatten alle 9 Welten, wachsen über den Himmel und bilden das große Erdendach. Wie, 9 Welten? Stimmt. Bisher haben wir nur über Niflheim, Muspelheim, Midgard und Asgard gesprochen. Natürlich gibt es noch mehr! Insgesamt 9 an der Zahl. Weil vier Welten nicht genug sind und die 9 an sich doch auch eine ganz tolle Zahl ist, findet ihr nicht auch? Zudem hat sie in der Mythologie eine ganz besondere Bedeutung. Dazu aber auch später mehr. Das sprengt an dieser Stelle vielleicht doch den Rahmen.
Was sind wir heute wieder ausschweifend… Also zurück zu Yggdrasil. Über seine ausladenden Zweige habe ich ja bereits geschrieben. Selbstredend verfügt er auch über Wurzeln: 3 an der Zahl (auch so eine schöne mythische Ziffer). Eine Wurzel wächst nach Jötunheim, der Welt der Riesen. Eine weitere reicht nach Niflheim. Das kennen wir ja bereits. Hier haust der Neiddrache Nidhogg und nagt an den Wurzeln (so ein Schlingel). Und dann hätten wir noch die dritte Wurzel, welche sich in der Nähe Asgards befindet.
Am Fuße Yggdrasils befindet sich zudem die Quelle der Urd. Habt ihr schonmal etwas von den Nornen gehört? Nein? Nicht so schlimm. Dazu kommen wir noch. (Ich mache es heute aber auch wieder spannend. Spannend oder unheimlich verwirrend? Ein schmaler Grat, den nur der Verrückte beherrscht. 🤣) Jedenfalls haben diese Nornen an ebenjener Quelle der Urd ihren Sitz. Tja, da haben wir das Wichtigste zu Yggdrasil. Er breitet sich quasi über alle 3 (Die mythische Zahl, ich sage es euch!) Welten aus.
Die 9 Welten
Jetzt gehen wir so langsam mal tiefer in die Materie und schauen uns die Welten genauer an. Wir haben also 3 übergeordnete Welten: Himmel, Erde und Unterwelt. Unter diesen teilen sich weitere neun Welten auf, zu denen wir gleich im Einzelnen kommen. Zunächst sollte erwähnt werden, dass man nicht einfach so von der Menschenwelt (Midgard) in die göttlichen Welten reisen kann. Nein! Hierfür sollte man vorher wenigstens gestorben sein. Wo kämen wir denn da hin, wenn man einfach mal eben auf einen Kurztrip nach Asgard reisen könnte. Also bitte! Eine Verbindung existiert dennoch zwischen der göttlichen und der sterblichen Welt.
Dabei handelt es sich um eine Regenbogenbrücke mit dem herrlichen Namen Bifröst. Einige von euch kennen den Ausdruck “Regenbogenbrücke“ vielleicht auch, wenn uns ein geliebtes Tier o.ä. verlassen hat. Ja, daher mag das wohl kommen.
Nun lasst uns aber zu den neun Welten kommen, bevor es zu spät wird. Sonst muss ich noch eine Lesezeichen-Funktion einfügen.
Hach, wir lieben unsere nordischen Götter. Deshalb beginnen wir auch mit ihrem Stammsitz: Asgard.
Asgard stellt die oberste Welt dar und beherbergt die sogenannten Asengötter. (Dazu an anderer Stelle mehr.) Es stellt die Spitze der Hierarchie dar und setzt sich zusammen aus zwölf prunkvollen Palästen. In diversen Hallen wohnen unsere angebeteten Gottheiten Odin, Freya, Thor und Konsorten. Die wohl bekannteste unter den Hallen ist Walhalla. (Hier heroische Musik einfügen.) Wer kennt es nicht? Da bestreitest du gerade deine legendärste Schlacht: Zack! Von einer Axt zu Tode gestreichelt. Das Blut rinnt deinen Skalp hinunter und bildet eine rot-glänzende Pfütze, in der sich dein toter Körper bettet. Von dieser Schönheit bekommst du allerdings nichts mehr mit, weil du (im besten Fall ehrenhaft) im Kampf gefallen bist und nun nach Walhalla darfst. Toll, nicht? Aber das sei nur am Rande erwähnt, sonst habe ich nachher nichts mehr für den Walhalla-Teil zu berichten. Das will niemand! In Asgard befindet sich am obersten Punkt Odins Thron: Hlidskjalf (Gesundheit!). Von hier oben aus, hat er einen grandiosen Ausblick über alle Welten. Hach, schön!
Auch so eine göttliche Heimat, denn in Vanaheim wohnen die Wanen: ein weiteres Göttergeschlecht. (Zu diesen kommen wir aber später.) Vanaheim stellt das Reich der Grundmuster des Organischen und der Verschmelzung dar. Die Kräfte befinden sich hier in fruchtbarer und statischer Balance.
Im lichtdurchfluteten Ljossalfheim wohnen die Lichtelfen. Es muss wahrlich traumhaft sein: Lichte Haine, besinnlich plätschernde Quellen, mit Blumen bewachsene Hügel. Hach! Hier möchte man verweilen. Hin und wieder lässt sich eine Elfe blicken. Die leuchtenden Wesen werden als hilfreiche Kräfte verstanden. Sie verbreiten wohltuende Energie, inspirieren und vermögen zu heilen. Auf nach Ljossalfheim!
Na das kennt man ja. Schließlich verbringen wir hier unser ganzes Leben. Midgard ist die Heimat der Menschen: Die Ebene der materiell manifestierten Dinge und Ereignisse. Wie öde! Die Welt in der Mitte wird vom großen Weltenmeer eingegrenzt, in dem die Weltenschlange Jörmungand ihr Unwesen treibt. Zur Weltenschlange kommen wir selbstverständlich auch noch. Schließlich ist sie ein nicht unbedeutender Teil der nordischen Mythologie. Sie symbolisiert nämlich das grundlegende Gesetz des Lebens. Ja!
Erinnert ihr euch noch an die Schöpfungsgeschichte am Anfang? Super! Dann wisst ihr ja bereits, dass Muspelheim das Reich des Feuers ist. Sollte es euch entgegen jeder Gesetzmäßigkeit doch einmal hierher verschlagen, so werdet ihr hier die Expansion vorfinden. Die Kraft, reiner Magie, die sich ständig ausdehnt. Unvorstellbar! Aber denkt an die Kühlakkus! Hier ist es wirklich verdammt heiß. Malle ist ein Nichts dagegen!
Ebenfalls zu Beginn, habe ich von Utgard geschrieben. Dies ist der Hauptsitz Jötunheims und Heimat der Riesen. Jene Geschöpfe sind personifizierte Naturgewalten und Bestandteil des natürlichen Zyklus. Damit einhergehend auch lebensnotwendig! Tut uns also einen Gefallen und tötet keine Riesen. Die werden schließlich noch gebraucht.
Mit Ljossalfheim haben wir die Heimat der Lichtelfen. Hier nun der dunkle Gegenpart: Swartalfheim. Na, wer kann schon erahnen, wer hier wohnt? Korrekt! Schwarzelfen, uns besser bekannt als Zwerge. In der dunklen, unterirdischen Welt stellen die äußerst geschickten Handwerker unter anderem viele magische Gegenstände her. Sagt euch Mjölnir etwas? Genau, Thors mächtiger, magischer Hammer! (Natürlich das Werkzeug. Also, was ihr wieder denkt! Obwohl: Gleichsam gefällt mir eure Denkweise. 😉)
Brrrr. Ganz schön kalt hier. Überall Eis und tiefste Finsternis. Was? Wisst ihr schon? Stimmt: Niflheim gehörte zur Schöpfungsgeschichte. Na dann kann ich euch ja an dieser Stelle gar nicht viel Neues berichten. Schade. Ich hätte ja gerne noch erwähnt, dass die hier vorherrschenden Bedingungen Konzentration, Begrenzung, Kontraktion und Magnetismus sind und dadurch dem ganzen eine Struktur gegeben wird. Hättet ihr auch noch wissen können. Aber wenn ihr meint, bereist alles über Niflheim zu wissen… Ha! Ich habe aber noch nicht erzählt, dass der Strom des Welteneises Isa heißt. Ihr wisst schon: Zusammentreffen von Feuer (Muspelheim) und Eis (Niflheim) über Ginnungagap. Ja, jetzt guckt ihr.
Endlich! Jetzt geht’s an Eingemachte. Helheim: Das Totenreich. Einst war dies der Ort, wo alle hinkamen, die nicht im Kampf starben. Nach Helheim gelangt man nur über den Todesfluss Gjöll. Eine goldene Brücke führt zur Unterwelt: Bewacht vom Riesen Modgudr, gelangt man über diese zu Hels Burg. Ganz schön was los hier. So wundert es nicht, dass auch die Burg der Herrin bewacht wird. Der Höllenhund Garm lässt Seelen hindurch schreiten und versperrt gleichzeitig den Rückweg. Ergo: Wer einmal in Helheim ist, kommt nie mehr frei. Überlegt euch also gut, ob ihr wirklich sterben und nach Hel gehen wollt!
Die Götter
Na, schwirrt euch schon der Kopf? Exzellent! Dann mache ich am besten gleich weiter, bevor dieser Zustand wieder abglimmt. Wer möchte das schon?
Wohl an: So macht euch bereit, einiges über die nordischen Gottheiten in Erfahrung zu bringen. Zunächst sollten wir unterscheiden zwischen Asen und Wanen. Ja, es gibt nämlich zwei Göttergeschlechter. Warum nur eines, wenn man derer auch zwei haben kann? Mit dem zweiten sieht man eben immer besser, fragt mal Odin!
Asengötter
Wir nehmen hier am besten eine Trennung vor: Nicht, dass ihr noch durcheinander kommt. Beginnen wir mit den Asengöttern (altnordisch: Æsir “die Pfähle“). Diese herrschen über die Menschenwelt. Sie sind wahre Krieger: Stark und mächtig. Ihre Heimat ist Asgard. Man mag glauben, Götter sind immer unsterblich – lasst euch gesagt sein: Dem ist nicht so. Die Asengötter halten sich lediglich mit den Äpfeln der Idun jung. Merkt euch das schon mal.
Im Krieg gegen die Wanen verloren die Asen und sendeten im Geiselaustausch Hölnir und den weisen Riesen Mimir nach Wanaheim.
Hier haben wir nun Odin den Allvater. Altgermanisch auch bekannt unter dem Namen Wotan. Er ist der erste Gott und Oberhaupt der Asen. Odin gilt als Gott der Poesie, der Magie, der Schlachten und der Weisheit. Er wird oft mit seinem Speer Gungnir dargestellt. Vielleicht habt ihr schon mal etwas vom Rabengott gehört. Haltet euch fest: Damit ist Odin gemeint. Dank seiner beiden Raben Hugin und Munin, hat er seine Augen überall. Apropos Augen: Der Sage nach, besitzt Odin nur noch eines. Um seherische Kräfte zu erlangen, soll er ein Auge an Mimirs Wissensbrunnen verpfändet haben. Wer braucht schon zwei Augen, wenn er die Weisheit der ganzen Welt haben kann?
Nun denn, wo waren wir? Ach ja, die Raben. Neben seinen gefiederten Freunden, wird Odin von den Wölfen Geri und Freki begleitet. Ein wahrer Tierfreund. Habe ich noch etwas vergessen? Raben, Wölfe… ach ja! Ein Pferd hat er auch noch: Sleipnir. Mit seinem achtbeinigen Ross reitet er über den Morgenhimmel, um begleitet von seinen Raben die Welt zu erkunden. Ein umtriebiger Mann, der Odin.
Kommen wir zu Thor, dem Gott des Donners. Wenn er mit seinem Streitwagen – gezogen von zwei starken Ziegenböcken – über den Himmel zieht, kann man sein Donnergrollen vernehmen.
Thor ist Odins erster Sohn und der Mächtigste unter den Asen. Thor ist nicht nur der Gott des Donners, sondern auch der Bauern und Knechte. Unter den Menschen ist er der beliebteste. Er ist Beschützer der Schwachen und bekannt für seinen legendären Appetit. Mit seinem magischen Hammer Mjölnir hat er schon so manchem Riesen den Schädel eingehauen. Hach, Thor muss man einfach lieben!
Laut Edda, ist Tyr der Sohn des Riesen Hymir. Als Kriegsgott und Gott des Rechts ist er bekannt für seine Gerechtigkeit und Ehrenhaftigkeit. Zur Konfliktlösung befürwortet er den Kampf.
Tyr ist der wohl einzige Gott, der mit Thors Stärke einigermaßen mithalten kann. Und die Tatsache, dass er nur noch eine Hand hat (Der Fenriswolf war’s!), ist für ihn überhaupt nicht hinderlich.
Es liegt der Vermutung nahe, dass Tyr ehemals als höchster Gott verehrt und erst später durch Odin abgelöst wurde. Zu Ragnarök werden sich Tyr und der Höllenhund Garm gegenseitig töten.
Eine wahre Lichtgestalt und weit über Asgard hinaus für seine Barmherzigkeit bekannt, ist Balder (auch Baldr, Baldur – „der Leuchtende“). Der Sohn von Odin und Frigg wird von der gesamten Schöpfung geliebt. Tiere, Bäume, Steine, ja auch die miesepetrigen Riesen schätzen Balder. Er ist der friedlebendste und reinste aller Götter, was sein Schicksal umso schlimmer macht. Durch eine List Lokis, wird Balder durch seinen Bruder Hödur getötet. Diese abscheulichste Intrige wird weitreichenden Folgen haben.
Schutzgott, Lichtgott, Himmelswächter… Schützer allen Lebens. Wahnsinn, was diesem Gott alles zugesprochen wird. Heimdall („der Strahlende“, „Weltglanz“ o. „der, der die Welt beleuchtet“) wurde am Rande der Welt geboren: Als Sohn von 9 Müttern, die 9 Schwestern sind. Da hat wohl ein Skalde etwas zu viel berauschende Pilze genascht. Nun ja, sei es drum. So steht es zumindest in der Edda geschrieben. Ein Vater wird nicht erwähnt.
Mit seinem Gjallarhorn wird er Ragnarök einläuten. Als Wächter der Regenbogenbrücke Bifröst, hört und sieht er alles. Zu Ragnarök kämpft er gegen seinen Konkurrenten Loki. Achtung, Spoiler: beide töten einander.
Hödur ist eigentlich ein feiner Kerl. Er ist blind und urteilt daher nach den inneren Werten.
Er ist Balders Zwillingsbruder und liebt diesen, ebenso wie auch der Rest der Schöpfung. Umso grausamer, dass Loki ihn für seine List missbraucht, um Balder umzubringen.
„Der weithin Herrschende“ Sohn Odins und der Riesin Grids. In Ragnarök soll er seinen Vater Odin rächen, indem er dem Fenriswolf mit seinem besonderen Lederschuh in den Rachen tritt und somit den Oberkiefer abreißt. Hach – ganz schön brutal, diese Göttersagen!
Vidar ist einer der Überlebenden Ragnaröks.
Ein weiterer Sohn Odins. Gemeinsam mit der Riesin Rind gezeugt, wird er eine Nacht nach Balders Tot geboren, um diesen zu rächen.
Gerechtigkeit! Ganz wichtig. Balders Sohn ist als Gott für Recht und Gesetz der oberste Richter Asgards. Der Vorsitzende der Thing-Versammlungen (Volks- und Gerichtsversammlung), spricht täglich Recht unter Göttern und Menschen.
Loki ist schmuck und schön von Gestalt, aber bös von Gemüt und sehr unbeständig. Er übertrifft alle anderen in Schlauheit und in jeder Art von Betrug. (Snorri-Edda, Gylfaginning, 33)
Loki, Kind der Riesen Farbauti und Laufey, ist Gestaltenwechsler und Meister der Metamorphose. Er kann sich sowohl in Mensch als auch Tier verwandeln. Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle. Obwohl er von den Riesen abstammt, lebt er dank Blutsbruderschaft mit Odin in Asgard.
Loki ist notorischer Fremdgeher und zeugt mit der Riesin Angrboda die Monsterkinder Fenrir (Fenriswolf), Jörmundgand (die Midgardschlange) und Hel.
In Ragnarök ist er Anführer der Vernichtung der gesamten Götter- und Menschenwelt.
Frigg ist Odins Gattin: Göttin der Mutterschaft, Liebe und Ehe. Mit Odin zeugte sie Balder, Hödur, Hermor, Bragi und die Walküren. (Ja, die kommen auch noch.)
Es geschieht immer wieder, dass Frigg mit Freya verwechselt oder gar gleichsetzt wird. Dabei haben sie lediglich eine überschneidende Rolle der Liebesgöttin. Während Freya sinnliche Bereiche zugesprochen werden, liegt Friggs Zuständigkeit jedoch eher in der Romantik.
Hier kommt die Sonne! Sol, die personifizierte Sonne, wurde von den Göttern aus einem Funken gemacht. Sie fährt mit ihrem Sonnenwagen über den Himmel, unablässig von den Wölfen Hati und Skalli verfolgt. Am Tag Ragnarök werden sie die Sonne einholen und verschlingen.
Sol gebiert eine Tochter, welche schöner als sie selbst, in der neuen Welt scheinen wird.
Idun (altnordisch: „die Erneuernde“, „die Verjüngende“) ist Göttin des ewigen Lebens und Hüterin der goldenen Äpfel. Mit ihnen schenkt sie den Asengöttern ewige Jugend und macht sie damit theoretisch unsterblich. Sie ist die jüngste Tochter des Zwerges Ivaldi und Gemahlin des göttlichen Sängers Bragi.
Wanengötter
Die Wanen (altnordisch: Vanir “die Glänzenden“) sind das ältere Göttergeschlecht. Ihnen wird Fruchtbarkeit, Erdverbundenheit und Wohlstand zugeordnet. Sie gewannen den Wanenkrieg gegen die Asen, stimmten der Gleichberechtigung beider Göttergeschlechter zu und sandten im Geiselaustausch die Zwillinge Freya und Frey, sowie deren Vater, Meeresgott Njörd, zu den Asen.
Heimat der Wanen ist – logisch: Vanaheim. Im Gegensatz zu den Asen, sind die Wanen unsterblich. Naja: Vorausgesetzt, sie werden nicht getötet. Das ginge dann doch ein wenig zu weit. Die Verantwortung der Wanen liegt in der Flora und Fauna, weshalb deren Verehrung meist in heiligen Hainen stattfand.
Njörd ist nicht nur Feuer- und Fruchtbarkeits-, sondern auch Wind- und Seegott. Wen wundert es folglich, dass er zudem Schutzgott der Fischer und Seefahrer ist? Na also, mich auch nicht. Njörd wohnt zeitweise mit seiner Frau Skadi in seiner Heimat Noatum. Nur leider erträgt seine Gemahlin das andauernde Möwengeschrei nicht (Kulturbanausin!) und so versuchen es die beiden in ihrer Heimat, den Bergen. Auch das ist nicht so das Richtige für das gemeinsame Glück, denn Njörd vermisst sein Meer. Logisch! Würde mir auch fehlen. So entschließen sie sich dazu, jeweils 9 Tage am Meer und 9 Tage in den Bergen zu leben (waren wohl die ersten Mietnomaden). Ihre Wege trennten sich jedoch wieder. Problem gelöst. Gemeinsam haben sie die Kinder Frey und Freya.
Na, habt ihr auch auf diesen Moment hin gefiebert? Na schön. Jetzt ist endlich Freya an der Reihe: Göttin der Liebenden und der Fruchtbarkeit – uh. Wenn ihr bisher alles schön aufmerksam gelesen habt, wisst ihr ja bereits, dass Freya die Tochter von Njörd und Skadi ist und einen Bruder Namens Frey hat.
Freya gilt als herrlichste aller Asen und zudem als schönste Göttin der Fruchtbarkeit, des Glücks und der Liebe – hach. Und nun stellt euch vor: Sie ist auch noch Lehrerin des Zaubers. Was für ein Weib! Freya besitzt das von Zwergen geschmiedete Halsband Brisingamen, einen von Waldkatzen gezogenen Wagen und ein Falkengewand, mit dem wie fliegen kann. Nach der Lieder-Edda (Hyndluliod – Hyndlalied), reitet sie auf dem Eber Hilisvini.
Freya ist auf dem Schlachtfeld daheim und Anführerin der Walküren. Zudem darf sie die gefallenen Recken beanspruchen.
Irgendjemand, der Freya jetzt noch nicht mag? Tja, Pech gehabt! Dann ist dir wohl auch nicht mehr zu helfen.
Frey und Freya: Was für ein Gespann. Wusstet ihr, dass die beiden einmal verheiratet waren? Verrückt, nicht wahr? Mit diesem Wissen verarbeitet ihr vielleicht sogar die Tatsache, dass Frey vermutlich aus Njörds Inzest mit dessen Schwester Nerthus hervorging. Nein, sowas. Frey warb später um die Tochter des Riesen Gymir aus Jötunheim.
Die Zwerge bauten Frey das Schiff Skidbladnir, welches allen Asen samt Rüstung Platz bot. Er
Ihr Name bedeutet soviel wie „die Goldreiche“. Sie ist Hüterin von Schätzen und versteht obendrein etwas von Zauberei. Als Gullveig nach Asgard kam, brach eine regelrechte Goldgier unter den Asen aus und man verlangte den Fundort des Goldes von ihr. Man folterte sie und drohnte ihr an, sie zu verbrennen, was den Wanenkrieg auslöste.
Seid ihr bereit, für eine weitere irre Göttergeschichte? Prima!
Kvasir entstand (Obacht, Ekelalarm!) aus dem Speichel beider Göttergeschlechter. Diese spuckten in einen Krug, um das Ende des Krieges zu besiegeln. Die Asen formten daraufhin den Weisen Kvasir. Pfui! Na zumindest schien ihm das eine gewisse Aura zu bescheren. Alle Menschen, die ihm begegneten, unterbrachen nämlich ihre Tätigkeiten und hörten ihm aufmerksam zu. Leider wurde ihm seine Weisheit auch zum Verhängnis. Die Zwerge Fjalarr und Gjalarr wollten eben an diese Weisheit gelangen. Sie töteten Kvasir und kochten aus seinem Blut und Honig einen Met, der jedem die Gabe der Dichtkunst verlieh. Da ist man doch froh, gewöhnlich zu sein, oder?
Mit den vorangegangenen Asen und Wanen sind allerdings bei weitem noch nicht alle Götter und mythischen Wesen erwähnt. Außen vor blieben bisher zum Beispiel der Fenriswolf und Hel. Wenn ihr mögt, erfahrt ihr nun hier, was es mit diesen und anderen mythischen Wesen auf sich hat.
Fenrir ist Lokis erstes Kind, das er mit der Riesin Angrboda zeugte: Ein Wolf, der jeden Tag größer und kräftiger wurde. Die Götter erkannten die von ihm ausgehende Gefahr und brachten Fenrir nach Asgard. Hier haben sie Kontrolle über ihn. Sie fühlten sich von dem rasant wachsenden Tier bedroht und befürchteten, verschlungen zu werden. Und mal ganz unter uns: Ein Geschöpf der Größe Fenrirs, lässt jedes andere Wesen ähnlich einem Schoko Bon, mit einem Haps in seinem Schlund verschwinden. Aus dieser Angst heraus (Ja, auch Götter sind nicht vor Angst gefeit.), beschlossen sie, den Fenriswolf zu fesseln und auf ewig festzubinden. Dies gelingt ihnen schließlich nach mehreren erfolglosen Versuchen, mit der magischen Fessel Gleipnir. Fenrir sollte seine Kraft unter Beweis stellen und versuchen, das harmlos wirkende Seil zu sprengen. Jedoch befürchtete er eine List und willigte erst ein, nachdem sich jemand bereit erklärte, seine Hand zum Pfand in sein Maul zu legen. Letztendlich erklärte sich Tyr dazu bereit. (Er sorgte für Fenrir und hat daher eine besondere Bindung zu ihm.) Nun lange Rede, kurzer Sinn: Die Götter fesselten Fenrir mit Gleipnir, und je mehr er sich wand und versuchte, frei zu kommen, desto enger zog sich die magische Fessel. Fenrir beraubte Tyr somit seiner Hand. (Damit hätten wir dies auch geklärt.)
Hingegen einiger Darstellungen, ist der Fenriswolf nicht mit den Wölfen Hati und Skalli zu verwechseln, welche Sonne und Mond nachjagen. Nach einigen Quellen soll Fenrir selbst die Sonne zu Ragnarök verschlingen.
Auch die Totengöttin Hel entstammt der Zusammenkunft Lokis mit der Riesin Angrboda. Ihr Geschlecht wird den Riesen zugeordnet. Ihr Körper ist zur einen Hälfte fleischfarben und zur anderen blauschwarz, was dem Umstand geschuldet ist, dass sie halb tot und halb lebendig ist. Von den Göttern verbannt, ging Hel nach Norden, um ihr eigenes Reich zu gründen. Seither holt sie all jene zu sich, die eines natürlichen Todes starben.
Sie herrscht über das Totenreich Helheim.
Ebenso wie Fenrir und Hel, ist die Midgardschlange Jörmungand ein Kind von Loki und gehört zu den 3 germanischen Weltfeinden. Sie ist so riesig, dass sie die ganze Welt (auch Weltenschlange) umspannt. Sie wird von Odin ins große Weltenmeer geworfen.
Jörmungand ist Thors erbitterste Gegnerin. Er begegnet ihr dreimal: Tritt zweimal an, sie zu vernichten und schafft dies letztendlich zu Ragnarök, bevor er selbst kurze Zeit später, von ihrem Gift getroffen, stirbt.
Jetzt kommen wir aber mal zu den Nornen (altnordisch: Nornir). Die sind nämlich gar nicht so unwichtig. Nach der Völuspá (Schöpfungsgeschichte) wohnen sie an einer der Wurzeln Yggdrasils an einem Brunnen (Urdaborn, nach der ältesten Norne) und weben das Schicksal. Ihre Namen sind Urd (das Gewordene = Vergangenheit), Verdandi (das Werdende = Gegenwart) und Skuld (das Werdensollende = Zukunft). Die Nornen lenken die Geschichten der Menschen und Götter.
Auch Odins Raben Hugin und Munin sollen nicht unerwähnt bleiben. Die beiden Namen tauchen erst in Überlieferungen der Lieder- und Snorri-Edda auf. So steht etwa in der Snorri-Edda:
Zwei Raben sitzen auf seinen (Odins) Schultern und sagen ihm alles ins Ohr, was sie sehen und hören. Sie heißen Hugin und Munin. Bei Tagesanbruch entsendet er sie, um über die ganze Welt zu fliegen, und zur Frühstückszeit kehren sie zurück. Von ihnen erfährt er viele Neuigkeiten.
Hugin gehört zum altnordischen Verb huga (denken); Das Substantiv hugi bedeutet Gedanke, Sinn. Dies ist die Grundlage für den Namen Hugin, welcher folglich „der Gedanke“ bedeutet. Bei Munin hingegen handelt es sich um „die Erinnerung“.
Von Sleipnir habt ihr sicherlich schon mal etwas gehört. Seine Entstehungsgeschichte dürfte jedoch den wenigsten von euch bekannt sein. Schade, denn sie ist sehr interessant! Aber ich werde eure Wissenslücke gerne etwas ausbessern:
Sleipnir entstammt einer List Lokis. (Der hat aber auch überall seine Finger im Spiel – nun ja.) Es begab sich, dass eine Schutzmauer um Asgard gebaut werden sollte. Der Baumeister (ein Frostriese) verlangte für seine Dienste nichts weiter als Freya zur Gemahlin. Es sollte klar sein, dass diese davon wenig begeistert war. Dennoch willigten die Götter ein. Sie verkürzten jedoch seine Frist zur Fertigstellung erheblich. Dank seines vor Kraft strotzenden Pferdes, kam der Baumeister rasant voran und hätte es beinahe pünktlich geschafft. Wäre da nicht Loki. Dieser entführte kurzerhand in Gestalt einer anmutigen Stute das Pferd des Mauerbauers, sodass dieser (mit der Arbeit allein gelassen) am Ende als Verlierer da stand. Die Asen hatte eine fast fertige Mauer und der Frostriese ging leer aus. Was das alles mit Sleipnir zu tun hat? Um eure Fantasie ist es wohl auch nicht so rosig bestellt, wie? Nun, sagen wir mal so: Die Stute Loki hatte eine sehr romantische Nacht mit dem Arbeitspferd. Und schwupps: Sleipnir ward geboren! Wie Odin zu Sleipnir kam? Ganz einfach: Er war ein Geschenk Lokis an Odin. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.
Funfact: Einer Sage nach, ist Sleipnir der Grund, warum die Ásbyrgi-Schlucht auf Island, die Form eines Hufeisens hat. Als Odin mit ihm über die Wüsten der Arktis ritt, soll Sleipnir ausgerutscht und einen Huf auf Nordisland gesetzt haben. Genau an die Stelle, wo sich heute die Schlucht befindet. Daher wird diese auch gern als Odins Fußabdruck bezeichnet.
Versprochen ist versprochen: Nun sollt ihr auch endlich erfahren, was es mit den Walküren auf sich hat.
Walküren sind weibliche Geisterwesen aus Odins Gefolge. Sie werden auch Schlacht- oder Schildjungfern genannt. Ihre Aufgabe besteht darin, aus den Einherjern (auf Schlachtfeld gestorbene), die Krieger zu wählen, die nach Wallhall gehen sollen. Ursprünglich sah man sie wahrscheinlich als Totendämonen.
Trivia: Für die Wikinger waren die Polarlichter ein Zeichen, für die Anwesenheit der Walküren. Ward irgendwo auf der Welt eine große Schlacht geschlagen, so glaubte man, die Walküren ritten übers Schlachtfeld, um die Einherjer auszuwählen. Das Licht des Mondes, welches sich in ihren goldenen Rüstungen spiegelte, zauberte ihrer Meinung nach, das Polarlicht an den Himmel.
Auf nach Walhalla!
Walhall: Traum eines jeden Kriegers! Der Name (auch Valhalla) ist nun schon ein paar mal gefallen. Nun wollen wir aber auch noch einige aufklärende Worte über die sagenumwobene Halle verlieren. Das altnordische Wort Valhöll bedeutet soviel wie “Wohnung der Gefallenen“. Für die Wikinger war der Tod nichts Schlimmes, da es für sie kein höheres Ziel gab, als nach Walhall zu gehen.
Früher malte man sich Walhall als riesiges Schlachtfeld aus: Mit Leichen übersät, von dem die Totendämonen (Walküren) die Gefallenen zu einem Totengott führten. Erst ab der Mitte des 10. Jahrhunderts entstand die Vorstellung einer großen, prunkvollen Halle: Umringt von 540 Toren – über jedem eines von Odins Attributen (Wolf und Adler) angebracht. Hier landen nun die ehrenhaften Krieger, welche die Walküren auf dem Schlachtfeld eingesammelt haben. Tagsüber kämpfen sie gegeneinander und abends wurde ein sich täglich erneuernder Eber verspeist. Die Walküren schenken den gefallenen Helden Met ein. Beinahe paradiesisch. Natürlich kämpft man hier nicht zum Spaß. Oh, nein: Die Kämpfe dienen hauptsächlich der Vorbereitung auf den Weltuntergang: Ragnarök!
Ragnarök
(die, altnordisch: “Schicksal der Götter“)
Der Tag wird kommen, an dem die Sonne vom Himmel verschwindet. Dunkelheit liegt über der Welt und ein nie enden wollender Winter bricht herein: Der Fimbulwinter. Alldem voraus geht der Endkampf der Götter und Riesen. Drei Jahre soll er andauern. So, wie der Winter.
Den Wölfen Hati und Skalli gelingt es, die Sonne zu verschlingen, woraufhin sämtliche Gestirne vom Himmel fallen. Die Erde wird zu beben beginnen, Bäume werden entwurzelt, Berge stürzen ein. Der Fenriswolf wird sich feuerspeiend seiner Fesseln entledigen und die Midgardschlange, aus einer Flutwelle heraus, das Festland betreten. Ihr versprühtes Gift entzündet Luft und Meer.
Wir haben lange nichts von Muspelheim gehört. Zeit, es wieder in Erinnerung zu rufen! Durch den entstandenen Tumult, kommen Muspels Feuerriesen herangeritten. Sie überqueren die Regenbogenbrücke Bifröst, die daraufhin zusammenstürzt. Die Riesen ziehen zur Ebene Wigrid und treffen sich mit Fenriswolf, Midgardschlange, Loki und Hels Gefolge, wo sie die Schlachtordnung einnehmen. Muss ja schließlich alles seine Ordnung haben!
Auf der gegnerischen Seite erhebt sich Heimdall und bläst in sein Gjallarhorn: Er warnt damit die Götter, welche sich daraufhin beraten. Jetzt geht’s rund! Odin reitet zu Mimirs Brunnen und holt sich einen letzten Rat ein. Asen und Einhörner wappnen wich für den letzten großen Kampf: Odin an der Spitze. In der folgenden Schlacht geht es ganz schön wild her. Darum eine kleine Aufzählung. Es soll ja schließlich hübsch übersichtlich bleiben: 😉
- Frey kämpft gegen Surt (Feuerriese) und erliegt.
- Der Höllenhund Garm greift Tyr an. Sie töten sich gegenseitig.
- Thor besiegt endlich die Midgardschlange, stirbt jedoch selbst an deren Gift.
- Odin tritt gegen den Fenriswolf an und wird von ihm verschlungen.
- Vidar rächt seinen Vater Odin und steckt Fenrir seinen Lederschuh (woanders ist er aus Eisen) ins Maul und reißt den Rachen des Monsters entzwei -> Tod Fenrirs.
- Loki kämpft gegen Heimdall. Beide erschlagen sich gegenseitig.
- Surt (Der Feuerriese, ihr erinnert euch?) schleudert Feuer über die ganze Welt. Der daraus folgende Weltenbrand zerstört alles, was bisher noch da war.
Ja, da wird ganz schön was los sein. So ein Weltuntergang ist eben nichts für schwache Nerven! Aber das letzte Wort soll noch nicht gesprochen sein: Natürlich endet mit Ragnarök nicht alles. Wäre ja schade um die ganze Mühe, die sich die Götter damals mit der Schöpfung gemacht haben. Ein paar Götter überleben die Schlacht. Durch den Ausgleich von Ordnung und Chaos entsteht ein Gleichgewicht, das dem neuen Allvater Fimbultyr dabei helfen wird, eine neue Welt zu erschaffen. Keine Angst, auch Sol hat vorgesorgt. Was wären wir nur ohne Sonne, hm?! Sol gebiert eine Tochter: Noch schöner als sie selbst, wird sie in der neuen Welt weiter scheinen.
Auf ein Wort zum Schluss:
So: Ich hoffe unser “kleiner“ Ausflug in die Welt der nordischen Mythologie hat euch etwas erleuchtet und war für euch ebenso spannend, wie für mich. Man kann sich manchmal aber auch etwas verlieren. 😄
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“In den nordländischen Heldensagen werden die Heldentaten von Beowulf, Rolf Krake und Untaten von Männern wie Starkad, Frodo und Jörmunrek geschildert.“
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