Empfehlung: Die Flüsse von London & Schwarzer Mond über Soho

Die Flüsse von London_Titel1 (c) woods of voices

Was haben die Londoner Polizei und Magie gemeinsam? Richtig, auf den ersten Blick nichts. Geht es jedoch nach Ben Aaronovitch schließt eins das andere nicht aus.
Schon in unseren Empfehlungen: Von Hexen und Zauberern im Oktober gab es einen kurzen Teaser zu dieser Buchreihe, die mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Inzwischen habe ich Die Flüsse von London und Schwarzer Mond über Soho (Anzeige) durchgelesen und mein erster Eindruck hat sich bestätigt.
Aber von vorn…

Aller Anfang ist schwer

Police Constable Peter Grant (Ich-Erzähler) kommt gerade frisch von der Polizeischule, als er eines Nachts bei einem Einsatz auf einen Geist trifft. Von diesem Augenblick an ändert sich Peters Leben drastisch. Offenbar hat er eine deutliche Begabung für das Magische. So wird Detective Inspector Thomas Nightingale auf ihn aufmerksam – seines Zeichens letzter Zauberer Englands, sowie Leiter und einziges Mitglied einer Spezialeinheit für übernatürliche Verbrechen.

»Also gibt es wirklich Magie«, sagte ich. »Und Sie sind … was denn nun?«
»Ein Zauberer.«
»Wie Harry Potter!«
Nightingale seufzte. »Nein, nicht wie Harry Potter.«
»Wieso nicht?«
»Ich bin schließlich keine fiktive Romanfigur«, antwortete er.

Nightingale nimmt Peter also unter seine Fittiche und lehrt ihn die magischen Künste. Was zunächst aufregend und glamourös klingt, ist in Wahrheit ziemlich frustrierend und definitiv nichts für schwache Nerven.

Ich versuchte mich zu zwingen, etwas zu unternehmen, aber in meinem Erste-Hilfe-Kurs hatte ein Gesicht, das auseinanderklaffte wie ein geplatzter Kugelfisch, nicht zum Ausbildungsprogramm gehört.

PETER

Die Flüsse von London und andere magische Wesen

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Karte der Flüsse von London in der Buchklappe

Wegen eines brutalen Mordes, muss Peter seine ersten Lektionen als Zauberlehrling äußerst schnell verarbeiten. Dazu gehört auch, sich der Existenz verschiedenster magischer Wesen bewusst zu werden, auf die er im Laufe seiner Ermittlungen trifft.

»Es gibt also eine Flussgöttin«, stellte ich fest.
»Ja – Mutter Themse«, antwortete er geduldig. »Und es gibt auch einen Flussgott – Vater Themse.«

Neben den Flussgöttern und Geistern, bekommt er es mit einem Nest von Vampiren und anderen dunklen Mächten zu tun. Selbstverständlich sind auch Peters neue Mitbewohner und die „polizeilichen“ Informanten alles andere, als gewöhnlich.

»Ich will mich nur kurz mit einem Troll unterhalten«, erklärte Nightingale.
[…]
»Ein Troll, Sir, wirklich?«
Nightingale nickte. »Er heißt Nathaniel. Schlief früher unter der Hungerford Bridge.«
»Warum ist er umgezogen?«
»Anscheinend wollte er lieber in einem Vorort wohnen.«
Ein Vorort-Troll, warum auch nicht?

Tote Musiker

Im zweiten Band Schwarzer Mond über Soho (Anzeige) hat sich Peter inzwischen annähernd an die magische Welt, mit all ihren Absonderlichkeiten, gewöhnt. Zudem schließt die Geschichte nahtlos an die Geschehnisse des ersten Bandes an, was dem Lesefluss sehr zugute kommt.

Wie der Titel schon erahnen lässt, befinden wir uns diesmal vorwiegend im Londoner Stadtteil Soho, sowie dessen Jazz-Szene. Erneut ereignen sich mysteriöse Todesfälle, denen der Polizist und Zauberlehrling auf den Grund gehen muss. Eine unbekannte Macht scheint die Magie der Musik regelrecht aufzusaugen und hinterlässt dabei Chaos und Verwüstung.
Letztendlich ist es allein an Peter, sich zu beweisen und das Erlernte anzuwenden.

Der Gesichtslose schleuderte mir einen Feuerball entgegen. Ich schleuderte ihm einen Schornstein entgegen – so macht man das in London.

PETER

Die Füsse von London2 (c) woods of voices
Die perfekte Lektüre für gemütliche Stunden

Sarkasmus von seiner besten Seite

Die Hauptfigur ist keine Held im klassischen Sinne – im Gegenteil. Peter Grant ist ein Tagträumer, häufig etwas schusselig und – trotz seines jungen Alters – ein Zyniker durch und durch. Aber genau das ist es, was den besonderen Charme dieser Reihe ausmacht. Der derbe schwarze Humor, stilsicher verpackt in guter alter britischer Manier, macht es unmöglich diese Bücher aus der Hand zu legen.

Einen beängstigenden Moment lang dachte ich, er würde mich umarmen, doch zum Glück erinnerten wir uns beide gerade noch rechtzeitig daran, dass wir Engländer waren. Aber es war knapp.

PETER

Selbst vermeidlich langatmige Passagen (wie etwa die Beschreibung einer Räumlichkeit) werden dadurch niemals langweilig. Auch die detailgenauen historischen Exkurse werden alles andere als trocken dargeboten, ebenso wie die Erfindung einer eigenen Maßeinheit für Magie: „Milliwuff“.

1593 nahm sich Galileo Galilei eine Auszeit von seinen Hauptbeschäftigungen Astronomie und Ketzerei und erfand mal rasch ein Thermoskop […] und die klugen Köpfe bei CERN lassen haufenweise Partikel aufeinanderprallen in der Hoffnung, dass irgendwann Doctor Who auftaucht und ihnen sagt, sie können aufhören.

PETER

Fazit

Also ich musste mir beim Lesen der 893 Seiten (beide Bände zusammengenommen) mehr als einmal die Tränen aus dem Gesicht wischen – vor Lachen versteht sich – und war gleichermaßen gebannt von den spannenden Ereignissen.
Ben Aaronovitchs Schreibstil ist unheimlich fesselnd und auf charmante Weise höchst ironisch. Da wundert es nicht, dass die Flüsse-von-London-Reihe inzwischen ein absoluter Bestseller ist. Und seine Kreativität scheint schier unendlich, denn inzwischen umfasst die Reihe acht Bände. Der bisher letzte Band, Ein weißer Schwan in der Tabernacle Street (Anzeige), erschien im November 2020.
Aber Achtung, hier besteht hohe Suchtgefahr!

Bewertung:

Bewertung 5 von 5 (c) woods of voices

 

 

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