Genre: Modern Rock
Label: Columbia / Sony Music
Release: 26. März 2021
Eine ganze Dekade wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt und endlich ist es soweit – Evanescence veröffentlichen ihr neues Album The Bitter Truth.
Achtung, es folgt ein höchst subjektiver Text!
Eine gefühlte Ewigkeit mussten wir auf gänzlich neues Material warten, denn das letzte, selbst betitelte (und grandiose!) Album Evanescence erschien 2011. Zwar durften wir in der Zwischenzeit mit Synthesis (Anzeige) Vorlieb nehmen, doch kam dieser experimentelle Ausflug nicht bei allen gut an. Neben zwei neuen Liedern („Hi-Lo“ & „Imperfection“) enthält das Album orchestral und synthetisch überarbeitete Versionen älterer Stücke.
Mit The Bitter Truth kehren Amy Lee und Co. nun wieder mehr zurück zu ihren Wurzeln. Musikalisch bewegt sich die Scheibe irgendwo zwischen Rock, Metal, Grunge und Gothic. Thematisch werden positive wie negative Erfahrungen der vergangenen Jahre verarbeitet.
Erst starb Lees jüngerer Bruder 2018 an einer besonders schweren Form der Epilepsie, dann nahm sich Tim McCords (Bassist) Stieftochter Anfang 2020 das Leben. Zudem äußert sich die Band erstmals politisch – immerhin lief in den letzten Jahren, besonders in den USA, einiges schief.
Neben all der Wut und Trauer gibt es jedoch auch Licht am Horizont: Amy Lee ist Mutter geworden und das habe ihre Sicht auf das Leben in vielerlei Hinsicht grundlegend geändert.
Woher ich das weiß? Ganz einfach. Für mich ist kürzlich ein absoluter Traum wahr geworden: Ich durfte Amy für den Metal Hammer (April-Ausgabe) interviewen. Aber das nur am Rande. Zurück zur Musik.
The Bitter Truth – Alles andere als bittere Kost
Vom ersten Track an ist die Musik wie ein Sog – hinein in eine Welt voller Groll, Schwermut, aber auch unglaublich viel Energie. Ob nun zart gehaucht („Artifact/The Turn“) oder vor Kraft strotzend („The Game Is Over“) – Amys stimmliche Reichweite scheint schier unendlich.
Mit „Use My Voice“ haben Evanescence ein absolutes Meisterwerk und meinen persönlichen Lieblingssong 2020 kreiert. Zusammen mit zahlreichen starken weiblichen Stimmen (u.a. Sharon den Adel, Lindsey Stirling, Lzzy Hale, Taylor Momsen) ist diese Nummer eine regelrechte Hymne gegen Unterdrückung, Augenwischerei und Sexismus geworden.
„Wasted On You“ wiederum ist eins der zerbrechlichen Stücke des Albums und viereinhalb Minuten pure Gänsehaut mit jedem einzelnen Ton. Zugleich haben Refrain und Schluss etwas von einem Befreiungsschlag – manchmal ist es einfach gut, seine Gefühle in die Welt hinaus zu schreien. Das dazugehörige Musikvideo wurde übrigens im Lockdown gedreht, sprich bei jedem einzelnen Bandmitglied zu Hause.
Es wäre jetzt wahrlich zu viel, auf jedes einzelne Lied einzugehen – auch wenn das ein Leichtes für mich wäre. 😉 Hört einfach rein, kauft euch die Scheibe, rahmt sie euch ein und verehrt sie… ganz egal, nur tut es!
Fazit:
Für Fans wie uns, hat sich das Warten jedenfalls mehr als gelohnt. Mindestens die Hälfte der Songs hat absolutes Hit-Potential. The Bitter Truth (Anzeige) kann sich damit ohne Weiteres in die Sammlung großartiger Evanescence-Meisterwerke der vergangenen 18 Jahre einreihen und ist dabei so offen und ehrlich, wie selten zuvor. Das richtige Album zur richtigen Zeit.
Bewertung:
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