Ein lauer Wind weht durch die Wipfel der herbstlichen Wälder. Der erste Fuß hat kaum den Boden des Nationalparks berührt, schon umspielt eine sanfte Brise mein Gesicht und weht den Duft des Waldes in meine Nase. Ich bin angekommen!
Fern der Hektik des Alltags, mache ich mich auf zum Waldbaden in den kleinsten Nationalpark Deutschlands. Auf einer Fläche von 493 Hektar erstrecken sich die Buchenwälder des UNESCO-Welterbes.
Vom Licht ins Dunkel
Wo Buchen so dicht an dicht wachsen, haben andere Pflanzen kaum eine Chance. Ein Dickicht, wie man es aus dem heimischen Wald kennt, existiert hier nicht. Das geschlossene Blätterdach des Waldes lässt nur wenige Flecken Licht zu Boden fallen. Die Stellen, an denen sich die Sonne durch die Baumstämme hindurchzwängt, verzaubern die Sinne. In diesem Moment, stehe ich inmitten eines mystischen Märchenwaldes.
Eine Wanderung durch diese Wälder ist gleichsam ein Erlebnis für Körper und Geist. Schließt man die Augen, scheint man erst den gesamten Zauber des Waldes in sich aufzunehmen. Der Duft der Bäume, das Vogelgezwitscher, das Rauschen des Blätterdachs: Hier findet man seinen Frieden und kann die Kraftreserven wieder auffüllen. Wie sagte einst Goethes Faust: “Hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein.”
Beinahe unangetastete Natur
Natur Natur sein lassen: Die Nationalpark-Philosophie von Hans Bibelriether wird hier quasi am lebenden Objekt veranschaulicht. Das intakte Ökosystem erneuert sich von ganz allein. Umgestürzte Bäume sind keinesfalls ein Ballast für den Waldboden. Im Gegenteil: Die restliche Energie und die Nährstoffe des Totholzes verbleiben im ewigen Kreislauf der Natur und ermöglichen dem Wald, eine stete Erneuerung.
Entlang des Wanderweges entdeckt man jedoch nicht nur natürlich umgestürzte Bäume, sondern auch viele von Menschenhand gefällte. Dies ist notwendig, um die Besucher zu schützen. Aber spricht dieser Eingriff nicht gegen die Philosophie des Nationalparks?
Natur schützen
Hier scheint der Schutz des Menschen konträr zum Naturschutz zu stehen, sodass man sich fragen muss: Was ist wichtiger? Schließlich sind wir Menschen ja auch ein Teil der Natur. Dieser Punkt stößt logischerweise immer wieder hitzige Debatten bei Umweltschützern an. Verübeln kann man es ihnen nicht. Denkbare Lösungsansätze wären hier beispielsweise, betroffene Teile der Wanderwege zu schließen, bis die gefährdeten Bäume von selbst umgefallen sind. Zum Konzept des Nationalparks gehört immerhin auch, dass sich der Mensch mit der Natur auseinandersetzt. Hierzu sollte jedem bewusst sein, welche Gefahren ein solches Ökosystem birgt. Wir sollten mit allen Sinnen auf die Natur hören; lernen, sie wahrzunehmen und zu verstehen. Ein achtsames Verhalten kann so Mensch und Natur gleichermaßen (voreinander) schützen.
Also hier mein Appell: Geht raus, macht einen Spaziergang und erholt euch vom Alltag! Nehmt euch diese Zeit und erlebt bewusst, die Kraft der Natur!
“Waldbaden” – Begriffserklärung
“Shinrin Yoku” kommt aus dem Japanischen und bedeutet wörtlich übersetzt “baden im Wald”.
Auf einer atmosphärischen Wanderung, nimmt man bewusst die Atmosphäre des Waldes wahr. Bereits 1982 wurde der Begriff im Rahmen einer Marketingkampagne geprägt. Die Intension: Man solle sich mehr in der Natur aufhalten. Zahlreiche Studien belegen eine positive Wirkung des Waldes auf den menschlichen Organismus. Die sogenannten Phytonzide, welche von den Pflanzen ausströmen, wirken stressreduzierend und stimmungsaufhellend. Obendrein stellte man fest, dass diese Phytonzide einen positiven Einfluss auf die natürlichen Killerzellen haben. Damit könnte das Waldbaden präventiv der Krebsbildung entgegenwirken.
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