Interview: Mit Paddy And The Rats ins Wunderland

Paddy And The Rats Titel (c) Napalm Records

Die 13: Für die einen Glückszahl, für andere ein Grund zum fürchten. Irgendwo dazwischen bewegen sich derzeit Paddy And The Rats. Die ungarische Formation besteht seit etwas mehr als 13 Jahren und hätte normalerweise allen Grund zu feiern, schließlich steht das sechste Album From Wasteland To Wonderland in den Startlöchern. Und doch überschattet eine schockierende Nachricht den Start in das eigentlich vielversprechende vierzehnte Jahr der Bandgeschichte.

Wir haben mit Gitarrist und Gründungsmitglied Joey (links im Titelbild) über die letzten drei Jahre und das neue Album geprochen.

Hi! Ich hoffe, ihr seid alle wohlauf! Zunächst einmal mein Beileid zu eurem Verlust. Dennoch freue ich mich sehr, dass wir miteinander sprechen können.
Es ist schon eine Weile her, seit Riot City Outlaws (Anzeige) veröffentlicht wurde (2018 in Deutschland). Wie habt ihr die vergangenen Jahre seitdem erlebt?

Natürlich war die Pandemie auch für die Band schockierend. Obwohl wir bis 2020 ca. 50 Gigs pro Jahr hatten, mussten wir lange pausieren. Wir waren isoliert, konnten uns nicht wirklich treffen, außer in Online-Meetings. Aus persönlicher Sicht war das einzig Gute daran, dass wir uns auf unsere Familien konzentrieren konnten. Aber nach einem Jahr vermissten wir alle die Live-Shows und die Verbindung zum Publikum. Andererseits hatten wir viel Zeit, um an neuen Songs zu arbeiten. Wir freuten uns, als das neue Album fertig war und wieder erste Konzerte in Aussicht waren. Dann kam die schreckliche Nachricht von Bernies Tod…

Anmerkung: Bernie Bellamy (Akkordeonist) ist Anfang Januar 2022 überraschend verstorben.

„After The Rain“ ist die erste Single-Auskopplung. Beim Hören – vor allem im Zusammenhang mit dem Video – bekam ich Gänsehaut. War das eure ursprüngliche Wahl als erste Veröffentlichung oder ist es den Umständen geschuldet?

Es war absolut von den Umständen beeinflusst. Ursprünglich wollten wir etwas sehr Fröhliches herausbringen, aber wir waren uns alle einig (auch mit Napalm Records), dass es merkwürdig gewesen wäre. Also entschieden wir uns, für eine Hommage an Bernie und wählten diesen Song.

Dieses Mal ist das vorherrschende Thema offensichtlich stark mit Piraten verbunden. Aber es geht nicht nur ums Feiern. Zwischen den Zeilen scheint es mehr um die Reise des Lebens und persönliche Stationen zu gehen. Magst du mir etwas mehr darüber erzählen?

Cover From Wasteland To Wonderland (c) Napalm Records
Albumcover (c) Napalm Records

Nach 13 Jahren sind wir alle älter geworden. Jetzt haben wir Kinder und unser Leben dreht sich natürlich nicht nur ums Feiern. Wir hatten viel Zeit, um über tiefere Dinge nachzudenken. Deshalb denke ich, ist das Album viel reifer als die vorherigen.

Ihr integriert mehr und mehr elektronische Elemente in eure Musik. Wie hat sich eure Musik, deiner Meinung nach, in den letzten Jahren entwickelt?

Wir begannen damit, Irish-Punk mit vielen klassischen Songs zu spielen. Dann schrieben wir unsere eigenen Songs, die erfolgreich waren. Ich denke, wir haben uns in dieser langen Zeit auch als Künstler und Songwriter verbessert. Der Sound hat sich sehr verändert – auch dank der professionellen Produzenten, die uns bei den letzten drei Alben geholfen haben.

Was macht From Wasteland To Wonderland in deinen Augen zu etwas Besonderem?

Ich denke, es ist das ausgereifteste Material, das wir je hervorgebracht haben. Es ist schwerer, dunkler als alles bisherige. Außerdem hat jeder Song seinen eigenen Charakter, sodass es gleichermaßen auch irgendwie bunt ist. Und natürlich sind die Texte auch viel tiefer als vorher.

Anno 2011:
Meine erste Begegnung mit Paddy And The Rats.
Resultat: Schockverliebt.

Auch wenn sich eure Musik über die Jahre entwickelt hat, ist es immer noch typisch Paddy And The Rats. Woher kommt die starke Verbindung zu folkloristischen und irischen Klängen?
Was beeinflusst euch generell am meisten – musikalisch und textlich?

Wir hatten zwei hervorragende Folk-Musiker, die es möglich machten, diese Folk-Elemente zu spielen. Leider haben wir jetzt nur noch Sam (Geige, Dudelsack, Flöte, Mandoline). Also wird es für uns alle schwieriger. Lyrisch beeinflusst uns das LEBEN. Musikalisch ist es schwer, einzelne Bands oder Musiker zu finden. Es gibt viele gute Künstler, die einen gewissen Einfluss auf uns haben.

Vor allem auf den letzten Alben gibt es einige, ziemlich harte Songs wie z.B. „Where Red Paints The Ocean“ oder diesmal „Northern Lights“. Nun weiß ich, dass jeder von euch einen anderen musikalischen Hintergrund hat. Wie schafft ihr es, dass jeder mit dem Ergebnis zufrieden ist?

Diesmal waren sich alle einig, dass dieses Album unser bisheriger Favorit ist. Wir alle mögen die Songs. Natürlich haben wir unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliche Geschmäcker, aber die Kombination ist sehr gut.

Es scheint, als ob das Video-Shooting zu „Everybody Get Up“ sehr lustig war.
Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Es ist eben ein lustiger Song. Wir alle mochten Bands wie die Beastie Boys oder RunDMC, als wir Teenager waren – also eine Art Nostalgie. Außerdem ist das der Song, mit der am wenigsten ernsthaften Botschaft. Es ist, was es ist: ein Partylied, mehr nicht.

Gibt es etwas Besonderes, das ihr als Musiker erreichen möchtet?

Zunächst einmal wollen wir vor Tausenden und Abertausenden von Menschen spielen, wie wir es zuvor getan haben. Ich würde gerne wieder auf großen Festivals spielen. Und natürlich würden wir uns freuen, wenn dieses Album ein Erfolg wird. Die Zeit wird es zeigen.

Die meisten Musiker hassen diese Frage, aber ich mag sie als Abschluss: Hast du einen Lieblingssong auf From Wasteland To Wonderland?

Für mich persönlich sind es „Northern Lights“ und „Matadora“.

Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, außer: Reinhören und kaufen (Anzeige)!
Hier ist nämlich für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei. 😉

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