Die Kaiserin: Eine Netflix-Serie in der Kritik

Die Kaiserin (c) Netflix

Mit Die Kaiserin hält eine neue Serie auf Netflix Einzug, die das Leben und Wirken von Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837-1898) darstellt. Normalerweise bin ich kein großer Fan von Historiendramen. Allerdings mag ich die alten Sissi-Filme (1955-1957) sehr gern. Für mich Grund genug, um zumindest einen Blick zu riskieren und mich dem Thema Historienfilm ein wenig zu öffnen. 

Die Kaiserin: Darum geht es in der Netflix-Serie

Die Kaiserin erzählt die bekannte Geschichte der rebellischen Elisabeth (Sie besteht darauf, Elisabeth und nicht Sissi genannt zu werden!), die später zur beliebten Kaiserin von Österreich-Ungarn wurde. Die biederen Sitten des höfischen Lebens verlangen der freiheitsliebenden Elisabeth alles ab und sie tut sich schwer, die ihr vorgeschriebenen Normen einzuhalten.

Die Serie beleuchtet nicht nur das Leben der jungen Wilden, sondern auch die europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts. Dabei setzt Netflix den Fokus auf eine fortschrittlich denkende, moderne Frau und einen Kaiser, der sich darum bemüht, seinem Volk ein besseres Leben zu ermöglichen.

Die Kaiserin in der Kritik

Nicht wenige Stimmen wurden laut, die sich über die, doch recht modern wirkende, Verfilmung des alten Sissi-Stoffs beschwerten. Die Serie würde Kaiserin Elisabeth nicht gerecht… 

Netflix wagt gezielt den Sprung einer Modernisierung, um mit dem alten Stoff – vor allem beim jüngeren Publikum – zu punkten. Doch diese Entscheidung stößt nun vielen Zuschauern übel auf. Die Hauptdarstellerin würde gar nicht, wie „ihre“ Sissi (Anzeige) aussehen. Überdies echauffiert man sich über die Darstellung der (romantischen) Abläufe im Königshaus und dass die Kostüme und Frisuren überhaupt nicht ins historische Setting passen würden.

Manche Menschen müssen meinen, nackte Haut und Geschlechtsverkehr hätte es damals bei Hofe nicht gegeben. (Klar… daher auch die vielen Nachkommen.) Zumindest zieme es sich nicht, diese offen zu zeigen.

Kaiserin-Sissi (c) Netflix/Erma-Film/Bildmontage woods of voices
„Die Kaiserin“ und „Sissi“ im Vergleich (c) Netflix/Erma-Film/Bildmontage woods of voices

Darf oder muss es um historische Persönlichkeiten still werden?

Auch musste ich in einem Artikel eines bekannten Online-Magazins lesen, warum man die Kaiserin nicht einfach ruhen lassen könne und deren Geschichte ein ums andere Mal erneut verfilmen muss. Hierzu muss ich ganz klar Stellung beziehen: Es ist nun einmal so, dass man als historische Persönlichkeit in die Geschichtsbücher eingeht. Das sollte ja wohl jedem klar sein. Allzu logisch ist es folglich, dass sich auch diverse Filme und Serien mit dem Leben dieser Personen beschäftigen. Und das ist auch gut so. Denn egal, wie sie dargestellt werden, dienen diese Medien auch einer gewissen Bildung. Wie man den vermittelten Stoff schlussendlich aufnimmt und gegebenenfalls für sich auswertet, steht auf einem völlig anderen Blatt.

Elisabeth (c) Netflix
(c) Netflix

Für mich steht hier die Tatsache der eigentlichen Bildung im Vordergrund und der Wille, sich überhaupt mit einem Thema auseinanderzusetzen. Interessierten steht es anschließend noch immer frei, sich mit dem jeweiligen Thema – oder in unserem bestimmten Fall der Person – zu befassen und die historischen Hintergründe nachzulesen. Filme und Serien dienen letztlich der Unterhaltung. Manchmal geben sie jedoch auch einen Anstoß, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. 

Auf Die Kaiserin bezogen, sehe ich keinerlei Anlass zur Hetze. Ob Elisabeth und ihre Wegbegleiter hier eventuell falsch dargestellt werden könnten, darf man allenfalls mutmaßen. Darüber zu urteilen wage ich mir jedoch nicht. All das, was man vom Wesen und Leben der auftretenden Charaktere weiß, lässt sich nur noch aus Büchern zusammenklauben. Und selbst ein Zeitzeuge (was in diesem Fall eher unwahrscheinlich wäre) könnte die Wahrheit um das Wesen einer Person falsch darstellen – ob gewollt oder ungewollt.

Im Zweifel für die künstlerische Freiheit 

Letztendlich bleibt festzuhalten, dass sich (Drehbuch-)Autoren zwar eines historischen Stoffes bedienen, jedoch auch unter dem Recht der künstlerischen Freiheit agieren. Die Tatsache, wie man etwas aufnimmt und für sich interpretiert, obliegt noch immer jedem selbst und ist daher vollkommen subjektiv.

Zugegeben: Auch ich hatte anfangs stark zu kämpfen, mir kein vorschnelles Urteil zu bilden. Auch für mich ist die Darstellung doch recht gewöhnungsbedürftig. Vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen werden bei Die Kaiserin ganz anders dargestellt, als man es aus den Sissi-Filmen kennt. Da ist Elisabeths Vater eben mal nicht das liebevolle Familienoberhaupt, dem seine Frau und Kinder über alles gehen. Die hier gezeigte Elisabeth hat offenbar keinerlei Rückhalt. Nicht einmal ihre eigene Familie traut ihr zu, eine Kaiserin zu sein und unter den höfischen Zwängen und Gepflogenheiten zu bestehen.

Elisabeth feiert (c) Netflix
Elisabeth feiert (c) Netflix

Die Darstellung ist durch momentane Einflüsse bestimmt

Die Kaiserin vermittelt eben nicht die heile Welt, die man nach Außen hin zu wahren versuchte. Wie auch mir erst von Heidi vor Augen geführt wurde, sollten die Sissi-Filme eine schöne Welt suggerieren. In der Nachkriegszeit sehnten sich die Menschen nach etwas Positivem, dass sie für einen Moment den Schrecken der Realität vergessen lassen konnte. 

Somit kann man durchaus auch dazu neigen, die alten Filme als realitätsfern hinzustellen. Schließlich wurde den Zuschauern darin eine (wahrscheinlich nicht existente) heile Welt vorgeheuchelt, als in neueren Produktionen Personengruppen vermeintlich falsch, jedoch historisch korrekt gezeigt werden.

Fazit:

Netflix hat vielleicht nicht das Beste aus dem Sissi-Stoff heraus geholt, überzeugt aber mit einer fesselnden Story und einem ausgereiften Spannungsbogen, sodass man unbedingt wissen muss, wie es weiter geht. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich über den Cliffhanger am Ende der letzten Folge wenig erfreut bin. Immerhin lässt dies auf eine weitere Staffel hoffen.

Elisabeths Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Es bleibt spannend, ob Netflix weitere Staffeln folgen lässt. Potential ist definitiv da und viele Zuschauer würden sich darüber freuen, die weitere Entwicklung von der rebellischen jungen Frau zur wohl meist geliebten Kaiserin der Welt verfolgen zu können.