Bereits im Mai 2019 ist mit A Plague Tale Innocence (Anzeige) ein echter Überraschungshit erschienen, den ich seitdem immer wieder mal auf dem Schirm hatte, aber leider noch nicht selbst gespielt habe. Als bekannt wurde, dass es mit A Plague Tale Requiem (Anzeige) eine Fortsetzung geben würde, fasste ich endlich den Plan, Aufgeschobenes nachzuholen und (natürlich zusammen mit Heidi) beide Teile nacheinander zu spielen.
So können wir nicht nur eine Spielbewertung abgeben, sondern gleichzeitig beide Teile miteinander vergleichen und sehen, was der zweite Teil im Gegensatz zum ersten besser gemacht hat.
Worum geht es in A Plague Tale?
Die beiden adligen Geschwister Amicia und Hugo de Rune leben, gemeinsam mit ihren Eltern, auf einem französischen Landstrich in der Region Aquitanien. Der kleine Hugo ist seit seiner Geburt von einer mysteriösen Krankheit befallen, welche letztlich die Inquisition auf den Plan ruft und die Kinder zur Flucht zwingt.
Jahrelang von seiner – nach Heilung suchenden Mutter Béatrice – versteckt gehalten, muss Hugo (mithilfe seiner Schwester Amicia) lernen, in der Außenwelt und den darin lauernden Gefahren (Hugo hat z.B. Angst vor hohen Wellen und meckernden Ziegen) zurecht zu kommen. Dabei stellen nicht nur die feindlichen Truppen der Inquisition eine Gefahr dar. Denn zu allem Überfluss wird das Land von einer unnatürlichen Rattenplage (inklusive Pest) heimgesucht.
Auf ihrer Flucht und der Suche nach Heilung für Hugos Krankheit, erfahren die Geschwister, dass Hugo Träger einer übernatürlichen Macht ist: Der Prima Macula, die seit vielen Jahrhunderten in bestimmten Adelsfamilien vorkommt und scheinbar in einer ominösen Verbindung zu den Rattenschwärmen steht.
Das Spielprinzip
Der Fokus beider Spiele liegt ganz deutlich im Schleichen. Zwar können wir unsere Gegner auch mittels Steinschleuder außer Gefecht setzen, wirklich interessant sind jedoch die alchemistischen Wunderwaffen. So kann Amicia beispielsweise Feuer entzünden und diese bei Bedarf auch wieder löschen. Dies ist vor allem im Bezug auf die Ratten sehr hilfreich, denn die (tödlichen!) Nagetiere fürchten sich vor sämtlichen Lichtquellen, was uns einen kleinen Vorteil verschafft.
Später lernt Hugo sogar, die Ratten zu kontrollieren. Eine zusätzliche Hilfe, die allerdings mit Bedacht verwendet werden sollte, um den kleinen Mann nicht unnötig zu schwächen.
Im Spielverlauf dürfen wir nicht nur Amicia steuern, sondern schlüpfen hin und wieder auch in die Rolle von Hugo, der einfach mit allem, was er tut (sei es geduckt gehen, oder tippelnd neben Amicia her laufend) unfassbar süß ist. Ich komme nicht umher, zu erwähnen, wie besonders eindringlich Hugo ausgestaltet wurde.
Das Kampfsystem
Im ersten Teil hat mich die (teilweise nicht funktionierende) Zielhilfe beinahe in den Wahnsinn getrieben. Wir hingen knapp zwei Stunden in einer einzigen Mission fest, weil Amicia nicht imstande war, die herannahenden Gegner mittels Steinschleuder zu treffen. (Ich zweifelte schon an meinen eigenen Fähigkeiten, weil andere Gamer den Abschnitt beim ersten Durchlauf schafften.) Leider gibt es auch keine Möglichkeit, einzelne Missionspunkte zu überspringen, um in der Handlung weiter zu kommen. Dies ist – vor allem in Story-basierten Spielen – sehr ärgerlich und kann das komplette Spielerlebnis zerstören. Allein dies ist der Grund, weshalb A Plague Tale Innocence nicht die volle Punktzahl erreicht!
Bei der Entwicklung von „Requiem“ wurde offenbar nicht nur an der Zielhilfe gefeilt. Mit der Armbrust kommt zudem eine äußerst hilfreiche Waffe hinzu. Leider ist Munition in beiden Teilen Mangelware, sodass man gut daran tut, die nächsten Schritte sorgfältig abzuwägen um alternative Wege zu finden.
Weiterhin ist das komplette Kampfsystem im zweiten Spiel wesentlich ausgereifter und ermöglicht Amicia, auch mal einen gegnerischen Treffer mehr einzustecken, ohne gleich leblos am Boden zu liegen. Überdies ist Amicia, dank kleiner Messer (Natürlich sind auch diese nur spärlich in der Umgebung verteilt!) in der Lage, im Nahkampf über ihre Gegner zu obsiegen.
Schien es im ersten Teil beinahe aussichtslos, einfach vor den Wachen davon zu rennen, gelingt uns dies bei „Requiem“ weitaus öfter. Das hat uns nicht nur einmal das Leben gerettet.
Grafik Synchronisierung und Soundtrack
Grafisch haben uns beide Teile überzeugt, wobei A Plague Tale Requiem (im direkten Vergleich zu „Innocence“) nochmal um einiges brillanter daherkommt. Teilweise schien mir das Bild sogar zu scharf, sodass ich viele Details kaum wahrnehmen konnte und mich Heidi mit Unverständnis strafte. (Ich kann nichts dafür, mon cher. Die Grafik ist zu gut! 😅) Rein grafisch betrachtet, habe ich mich in A Plague Tale Innocence wesentlich wohler gefühlt. Das könnte aber wahrscheinlich auch nur eine Frage der Einstellung sein.
Einen weiteren Augenmerk wollen wir an dieser Stelle auf die Synchronstimmen werfen. Die sind nämlich im zweiten Teil anders als noch in „Innocence“, was anfänglich doch etwas befremdlich wirkte. Ach ja… Beinahe hätte ich den Soundtrack vergessen! Dieser ist sehr atmosphärisch und passt sich hervorragend der jeweiligen Stimmung an.
Mit offenen Augen durch die Spielwelt
A Plague Tale ist zuweilen doch recht Nerven aufreibend. Mitunter fällt es echt schwer, die Ruhe zu bewahren und nicht voreilig zu handeln. Auch wenn es für Zuschauer sehr anstrengend sein kann (Pardon, mon cher!), so ist es umso wichtiger vielleicht einen Moment länger abzuwarten, die Umgebung genau zu beobachten und die Bewegungsabfolgen der Gegner genau nachzuvollziehen.
Überdies lohnt es sich immer wieder von den vorgegebenen Pfaden abzuweichen. In der gesamten Welt sind Collectibles und wertvolle Erinnerungen verteilt, deren Finden mit (teils intimen) Momenten der beiden Geschwister belohnt wird. (Mea culpa… Ich bin eine Sammlerin und nehme gerne alles mit, was ein Spiel zu bieten hat. 🙈)
Fazit:
A Plague Tale Requiem hat, im direkten Vergleich zu „Innocence“, einige schwer auf meiner Gamerin-Seele haftende Erinnerungen verblassen lassen. Vor allem die Kämpfe wirken in „Requiem“ viel ausgewogener. Bezugnehmend auf die Story überzeugen beide Teile mit einer mitreißenden Handlung und wahnsinnig eindringlichen Charakteren, zu denen man eine tiefe Beziehung aufbaut. So schafft es A Plague Tale, seine Spieler auf einer besonders emotionalen Ebene zu erreichen.
Die Geschichte um Amicia und Hugo de Rune ist wunderschön erzählt und so herzerwärmend und fesselnd, dass es sogar Heidi (die nicht so nah am Wasser gebaut ist, wie ich) beinahe jeden Abend erneut Tränen in die Augen getrieben hat, was bei mir jedes Mal für Fassungslosigkeit sorgte. Es ist unfassbar, wieviel Seele man einer animierten Figur einhauchen kann. Man freut sich und leidet gleichermaßen mit den Charakteren – insbesondere Hugo – mit.
Bewertung:
A Plaque Tale Innocence:
A Plaque Tale Requiem:
Edit von Heidi:
Da Mandy es bereits erwähnt hat, möchte ich gerne noch ein Statement abgeben. Wie gesagt: Normalerweise bin ich nicht nah am Wasser gebaut – es sei denn, Tiere sind im Spiel. Aber das Schicksal von Hugo hat mich emotional dermaßen mitgenommen, dass ich die Spieleentwickler gleichzeitig bewundere und hasse. Dieser Blick – ob nun freudig oder traurig – und generell die ganze Art und Weise des kleinen Mannes hat mich durch und durch berührt, wie es noch kein fiktionaler Charakter vorher vermocht hat.
Wurde er grob behandelt, hat es mich unsagbar wütend gemacht. Hat er sich über etwas gefreut, hat es mir Tränen der Rührung in die Augen getrieben. War er traurig oder gar verzweifelt, hätte es mir beinahe das Herz gebrochen und ich konnte die Wasserfälle kaum noch stoppen. Dieser bezaubernde Junge hat mich sogar in meinen Träumen heimgesucht.
Auch die Freunde und Verbündeten, die Amicia und Hugo auf ihrem Weg treffen, sollen an dieser Stelle Erwähnung finden. Ohne die Hilfe des treuen und cleveren Lucas, des kräftigen Rodric oder der zähen Sophia (um nur ein paar zu nennen), wären wir ein ums andere Mal aufgeschmissen gewesen.
Einerseits bin ich traurig und vermisse Hugo und seine ausdrucksvollen Augen, andererseits bin ich froh, dass es erstmal vorbei ist. So kann sich mein Wasserhaushalt mal wieder regulieren.
Eins steht für mich jedoch fest: Früher oder später werden wir uns wiedersehen. Beide Teile von A Plague Tale gehören ganz klar in meine persönliche Top 5 der besten Spiele der letzten Jahre – allein schon wegen der Geschichte und Hugo.