Normalerweise mag ich deutsche Filme und Serien nicht besonders. Vor allem, wenn es um mein Lieblingsgenre geht, bin ich sehr kritisch. Meiner Meinung nach, können hiesige Produktionen nur selten mit Fantasy-Epen à la Herr der Ringe oder Harry Potter mithalten. Oft sehen die Effekte billig aus, generell lässt die Umsetzung sehr zu wünschen übrig und die Tiefe der Geschichten geht flöten.
Mit diesen Vorbehalten im Hinterkopf, habe ich zwei kürzlich gestarteten Serien dennoch eine Chance gegeben. Das Resultat von Der Greif und Kohlrabenschwarz hat mich dermaßen überzeugt, dass ich meine bisherige Einstellung noch einmal überdacht habe.
Der Greif
Wolfgang Holbein ist ohne Frage einer der größten Schriftsteller unserer Zeit. Kaum verwunderlich, stammt der gute Mann schließlich aus Weimar. Mit über 200 veröffentlichten Werken gilt er als einer der produktivsten deutschsprachigen Autoren. 1989 veröffentlichte er das Fantasy-Abenteuer Der Greif (Anzeige), welches er zusammen mit seiner Frau Heike Holbein geschrieben hat.
Eines schönen Tages sind Sebastian Marka und Erol Yesilkaya dann auf die Idee gekommen, den Roman, der seiner Zeit viele junge Menschen in seinen Bann zog, als Serie umzusetzen. Am 26. Mai feierte die Serie dann bei Amazon Prime Video Premiere.
Die Handlung wurde von den Showrunnern in das Jahr 1994 verlegt, was – vor allem musikalisch betrachtet – eine hervorragende Wahl war. Pearl Jam, Radiohead, Soundgarden, Metallica und Blind Guardian sind nur einige namhafte Bands.
Schauplatz ist der fiktive Ort Krefelden erfährt der 16-jährige Mark von seinem Familienauftrag und dass er der einzige ist, der den mysteriösen Greif besiegen kann. Dieser will nur eines: Alles und jeden unterjochen.
Nachdem sein Bruder Thomas von den Schergen des Greifs entführt wird, machen sich Mark und Kumpel Memo in der fantastischen Welt des „schwarzen Turms“ auf die Suche nach ihm. So recht kommt Mark mit seiner Rolle jedoch nicht klar, hat er doch bereits genug andere Probleme.
Fazit: Ein bisschen wie Stranger Things
Was mir ziemlich schnell und oft aufgefallen ist: Die Serienmacher scheinen sich sehr am Netflix-Hit Stranger Things orientiert zu haben. Manche Szenen muten sogar etwas nach Kopie an. Pro oder Contra? Vielleicht ein wenig von beidem.
Die Handlung selbst ist eigenständig und auch etwas Besonderes. Wenngleich auch hier Parallelen zu Stranger Things zu ziehen sind – Der Greif war schließlich zuerst da. Ein Junge (in dem Fall ein junger Mann) verschwindet in einer anderen Dimension, die von bösen Mächten kontrolliert wird. Seine Freunde suchen nach ihm und wollen ihn befreien und – ach, ja – eine Person in der Gruppe hat übernatürliche Fähigkeiten. Mark ist quasi Elfi – auch wenn die optische Ähnlichkeit bei Becky (Marks Freundin und Tochter seines Therapeuten) liegt, die jedoch irgendwie Mike wiederspiegelt. Thomas übernimmt die Rolle von Will, während Memo (Freund von Thomas) eine Mischung aus Dustin und Eddie verkörpert.
Streckenweise zieht sich die Erzählung etwas und enthält Details, die für die eigentlich Handlung nahezu unnötig sind. Wiederum fehlen andere Informationen, wie zum Beispiel: Warum ist der Greif so mächtig? Warum tut er das, was er tut? Warum ausgerechnet Marks Familie?
Vielleicht werden diese Fragen in einer zweiten Staffel beantwortet. Der Cliffhanger am Ende von Folge 6 weckt in jedem Fall die Neugier und macht Lust auf mehr. Denn trotz kleiner Schwächen, will man immer wissen, wie es weitergeht.
Bewertung:
Kohlrabenschwarz
Auch den Namen Tommy Krappweis dürften viele schon gehört haben. Ob als Schöpfer von „Bernd das Brot“, als Regisseur oder Autor. Eine seiner bekanntesten Veröffentlichtlichungen ist wohl die Fantasy-Trilogie Mara und der Feuerbringer (Anzeige), wobei der erste Teil verfilmt (Anzeige) wurde. Aber auch das Produzieren von Hörspielen gehört zu seinem Repertoire. So entstanden beispielsweise auch die Hörspielfassungen der Peter Grant-Reihe in seinem Studio.
In Zusammenarbeit mit Christian von Aster entstand exklusiv für Audible die Hörspielreihe Kohlrabenschwarz, die bislang zwei Staffeln umfasst. In den Sprechrollen sind unter anderem Michael Kessler, Bettina Zimmermann, Jürgen Tonkel und Bettina Lamprecht zu hören. Perfekt, denn genau diese Schauspieler und Schauspielerinnen sind auch in der sechsteiligen Fernsehserie zu sehen. Diese gibt es seit dem 8. Juni (leider nur) bei Paramount+ zu sehen.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der Psychologe Stefan Schwab, der von seinem Freund und Polizist Thomas Falbner in die Ermittlungen zu mehreren Fällen verschwundener Kinder hineingezogen wird. Bald schon wird klar, dass diese Fälle mit uralten Legenden und Volkssagen zusammenhängen.
Inmitten der bayrischen Idylle entsteht ein mysteriöser, blutiger Pfad, den es aufzuhalten gilt. Unterstützt wird Stefan von der Polizistin Anna Leitner, seiner Ex-Frau Susanne und allen voran Franz Hartl, seines Zeichens Pfarrer und neuer Lebensgefährte von Susanne.
Fazit: Charmant, witzig und packend
Auch wenn ich keine Probleme damit habe, Bayrische Dialekte zu verstehen, so habe ich mich in diesem Zusammenhang anfangs doch etwas schwer damit getan. Aufgrund der spannenden Erzählweise und des knochentrockenen Humors, hat es mich irgendwann nicht mehr gestört – im Gegenteil. Es hat der Serie nur noch mehr Charme verliehen.
Besonders die spitzzüngigen Diskussionen zwischen Stefan und Susanne, aber auch die trockenen Bemerkungen von Franz haben mehr als einmal für Lacher gesorgt. Mit einer guten Portion Krimi und Komik, eingebettet in die fantastsiche Welt der Märchen und Mythen, die plötzlich zu Leben erwachen, ist Kohlrabenschwarz eine rundum gelungene Serie, die mich absolut in ihren Bann gezogen hat. Bitte mehr davon!
Bewertung:
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