Vor ziemlich genau zwei Jahren gingen die Barbaren bei Netflix an den Start und sorgten – zumindest bei mir – nur für mittelmäßige Begeisterung. Nun startete am 21. Oktober die zweite Staffel der deutschen Produktion und gelobt Besserung.
Ein kurzer Rückblick
Im Zentrum der Handlung steht der Konflikt zwischen den Germanen und Römern, beginnend im Jahre 9 nach Christus. Der gebürtige Cherusker Arminius, von seinen Stammesleuten Ari genannt, wächst, dank eines Handels, unter den Römern auf und wird dort zum Krieger erzogen.
Als er in der berühmten Varusschlacht gegen sein eigenes Volk kämpfen soll, wendet er sich gegen das Römische Reich.
Am Ende von Staffel 1 haben sich Ari und Thusnelda nicht einfach nur verbündet, sondern auch geheiratet. Fortan führen sie gemeinsam ihren Stamm an. Zudem erwartet Thusnelda ein Kind – jedoch wohl nicht von Ari.
Ari, Stammesführer der Cherusker
Staffel 2 setzt ein Jahr nach der Schlacht im Teutoburger Wald an. Thusneldas Kind ist inzwischen geboren und alles scheint zunächst friedlich. Doch ist Ari sich der anhaltenden Bedrohung durch die Römer bewusst, die sich nach ihrer Niederlage neu formieren.
Zahlreicher und stärker denn je, bedrängen sie die Germanischen Stämme mehr und mehr. Unter ihnen auch Aris Bruder Flavus sowie sein Sohn Gaius. Um eine reelle Chance gegen ihre Feinde zu haben, wollen Ari und Thusnelda die Stämme vereinen. Das gestaltet sich weitaus schwieriger als gedacht.
Übrigens: Arminius alias Ari soll als Hermann der Cherusker in die Geschichte eingehen und ist – wie vieles in der Serie – ein historischer Fakt. In Detmold, im Teutoburger Wald, ist noch heute das riesige Hermannsdenkmal zu finden.
Die Barbaren werden besser
Was in Staffel 1 noch etwas gezwungen und aufgesetzt wirkte, kommt jetzt schon sehr viel authentischer rüber. Einzig die Emotionen des Hauptdarstellers Laurence Rupp (Ari) wirken zuweilen noch etwas mechanisch. Dafür sind seine Kampfszenen umso besser. Assassinen-gleich attackiert er seine Feinde aus dem Unterholz oder springenderweise von oben – ein echter Gänsehautmoment für Fans von Ezio Auditore und Co..
Die Überraschung der zweiten Staffel ist jedoch Murathan Muslu als Marbod. Wer denkt, bei dem Anführer der Markomannen handle es sich um einen stumpfen Muskelprotz, hat weit gefehlt. Ob Wut, Verzweiflung oder Liebe – ich jedenfalls habe ihm jede Emotion abgekauft.
Womit wir auch beim Thema Nörgler wären. Sicherlich wird es wieder viele Schlauberger geben, die behaupten, bei den ach so starken, germanischen Männern hätte es so etwas wie Homosexualität ganz sicher nicht gegeben. Seid ihr dabei gewesen? Nein!
Die heikle Beziehung zwischen Marbot und Aris Bruder Flavus (der übrigens auch sehr überzeugend auftritt) wird zwar nur angedeutet, ist aber dennoch offensichtlich. Das verleiht den, doch häufig plump dargestellten, Germanen gleich etwas mehr Tiefgang.
Liebe ist schon immer vielschichtig gewesen und so alt, wie die Menschheit selbst. Genauso verhält es sich mit Migration. So kämpft an der Seite der Barbaren nun auch die dunkelhäutige Karthagerin Dido, die den einst versklavten Folkwin „vor sich selbst rettete“.
Fazit:
Die langen lateinischen Dialoge, die nur im Untertitel übersetzt werden, stören immer noch etwas. Eine Sekunde mal nicht aufmerksam hingeschaut und schon hat man vielleicht eine wichtige Aussage verpasst.
Gleichwohl schaffen es die Barbaren den Spannungsbogen, mit fortlaufender Handlung, aufrecht zu erhalten. Wo ich mich in der ersten Staffel hier und da gelangweilt wiederfand, habe ich die neuen 6 Episoden im Nullkommanichts weggesuchtet – allein schon, weil jede Folge mit einem Cliffhanger endet.
War ich zunächst doch sehr skeptisch, freue ich mich nun auf eine Fortsetzung der Serie. Das wird sicherlich wieder zwei Jahre dauern. Aber gut, wir sind ja geduldig…
Bewertung:
Ihr habt’s nicht so mit Geschichte? Kein Problem! Hier findet ihr auch noch anderes Film- und Serienfutter.