Kritik zu The Alienist – Angel Of Darkness

The Alienist (c) Netflix

Im Januar 2018 feierte die düstere Dedektiv-Serie The Alienist – Die Einkreisung Premiere. Das liegt nun mehr als zwei Jahre zurück. Entsprechend groß waren Erwartungen und Vorfreude, als es am 22. Oktober endlich mit Angel Of Darkness bei Netflix weiterging.

Staffel 1

Doch von Anfang an: Die Serie beruht auf den Romanen von Caleb Carr und spielt im New York des späten 19. Jahrhunderts. Theodore Roosevelt (US-Präsident 1901 – 1909) wird zum Polizeichef ernannt und steht sogleich vor seinem ersten großen Fall: junge männliche Prostituierte fallen einer grausamen Mordserie zum Opfer. Die Polizei – zu dieser Zeit eine strikte Männerdomäne und geprägt von Korruption – ist wenig an der wahrhaftigen Lösung des Falls interessiert. Also baut Roosevelt heimlich ein eigenes Ermittlungsteam auf, bestehend aus dem Psychologen Dr. Laszlo Kreizler (Daniel Brühl – u.a. Krabat, Inglourious Basterds), Zeitungs-Illustrator John Moore (Luke Evans – u.a. Dracula Untold, Der Hobbit) und der ersten weiblichen Angestellten des New York City Police Departments – Roosevelts Sekretärin – Sara Howard (Dakota Fanning – u.a. New Moon, Eclipse, Breaking Dawn). Unterstützt wird das Trio von den kriminologisch brillianten Zwillingen Marcus (Douglas Smith – u.a. Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen) und Lucius Isaacson (Matthew Shear). Und so beginnt eine spannende Ermittlungsreise in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche, mitsamt unerwarteter Wendungen.

Staffel 2

Angel Of Darkness oder Engel der Finsternis beginnt ähnlich düster und zeigt erneut auf verstörende Weise, zu welchen Untaten Menschen fähig sein können. Diesmal gilt es herauszufinden, wer das Baby eines spanischen Diplomaten entführt hat und Säuglinge auf grausame Art ermordet. Während in der ersten Staffel Dr. Kreizler die Ermittlungen leitet, rückt diesmal Sara Howard in den Mittelpunkt. Diese hat sich inzwischen eine eigenen Dedektei aufgebaut, in welcher ausschließlich Frauen arbeiten. In einer männlich dominierten Welt ist allein dies ein gewagtes Unterfangen. Zunächst lediglich mit Bagatelldelikten betraut (Welcher Diener hat das Tafelsilber gestohlen?), bekommt sie schließlich den Auftrag die spanische Diplomatentochter zu finden. Diese Aufgabe entpuppt sich als äußerst schwierig und komplex. So zieht sie ihre vertrauten Kollegen und inzwischen Freunde zurate: zusammen mit Dr. Kreizler, John Moore (mittlerweile Journalist bei der New York Times) und den Isaacson-Brüdern macht sie sich daran, den Fall zu lösen. Nichtsahnend, dass sie immer wieder vor neue Herausforderungen gerät und sich sogar ihrer eigenen Vergangenheit stellen muss.

Fazit

The Alienist ist nicht nur ein spannender Krimi. Auch die Gesellschaft dieser Zeit (1896/97) wird glaubhaft dargestellt. Auf der einen Seite die High-Society, die in Prunk und Verschwendung lebt (Vergleiche zu Ludwig IVX. und Versailles), auf der anderen bittere Armut und Kriminalität. Ebenso werden die Geschlechterrollen dieser Zeit fortwährend kritisiert und gezeigt, wie versucht wurde aus diesen auszubrechen (Demonstrationen für Rechte der Frauen). Die Geschichten sind zwar frei erfunden, nehmen jedoch immer wieder konrekten historischen Bezug (Theodore Roosevelt, Spanisch-Amerikanischer Krieg) und hätten so durchaus stattfinden können. Unweigerlich werden bei dieser Serie Assoziationen zu Jack the Ripper und Sherlock Holmes geweckt. Wer also mit diesem Stoff vertraut ist und eine Schwäche für viktorianische Krimis hat, wird The Alienist lieben.

Bewertung: Top!

Bewertung 5 von 5

 
 
 

Ähnliche Filme und Serien

  • From Hell (2001): Mit Johnny Depp, als Inspector Abberline in der Hauptrolle. Beruhend auf den wahren Ereignissen von 1888, erzählt From Hell die Geschichte des Polizeiinspektors, der Jack the Ripper jagte. Der Film basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel von Alan Moore. Dramaturgisch freilich ausgeschmückt, dennoch spannend und wunderbar unheilvoll und schon deshalb immer wieder sehenswert. Trivia: Der Titel From Hell entstammt einem Brief – offenbar vom Ripper persönlich.
  • Ripper Street (Anzeige) (2012 – 2016): Leider oft verkannt und übersehen. Die Handlung spielt sechs Monate nach dem letzten Ripper-Mord. Abberline hat sich zurückgezogen und Inspector Edmund Reid (Matthew Macfayden) übernimmt das Zepter, als erneut ähnliche Morde geschehen. Zusammen mit Sergent Bennet Drake und dem ehemaligen US-Army-Arzt Captain Homer Jackson gründet er die “H-Division”, um den Killer zu schnappen. Voller Spannung und Dramatik – einfach großartig erzählt! Die Staffeln 1 – 4 sind in Prime enthalten.
  • Sherlock Holmes (2009) + Sherlock Holmes: Spiel im Schatten (2011): Mit einem überragenden Robert Downey Jr. als Sherlock Holmes. Und ja, Jude Law ist ein ganz passabler Watson, wenngleich ich ihm die Rolle nicht abkaufe. Ungeachtet dessen sind beide Filme aufregend und äußerst intelligent erzählt und obendrein voller Charme und Witz. Beide Teile sind bei Netflix verfügbar.
  • Enola Holmes (2020): Etwas beschwingter, wenngleich nicht weniger bedrohlich geht es bei dieser brandneuen Verfilmung zu. Im Mittelpunkt steht hier Enola Holmes, gespielt von Millie Bobby Brown (Elfi in Stranger Things). Diese macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter (gespielt von der wundervollen Helena Bonham Carter), welche auf mysteriöse Weise verschwandt und gerät dabei zugleich in eine Mordverschwörung. Als kleine Schwester des berühmten Sherlock Holmes (Henry Cavill – The Witcher), scheint ihr die dedektivische Gabe in den Genen zu liegen. Unbedingt anschauen!

Passende Games

  • Sherlock Holmes – The Devil’s Daughter (2016): Wie der Titel bereits verrät, darf man hier selbst in die Rolle des berühmten Dedektiven schlüpfen und fiktive Fälle aufklären. The Devil’s Daughter ist der achte Teil der Sherlock Holmes-Reihe aus den Frogware Studios. Grafisch sicher keine Glanzleistung, ist es dennoch ein packendes Abenteuer, das sich zu bestreiten lohnt.
  • Assassin’s Creed Sydicate (2015): Neunter Teil der Assassins’s Creed-Reihe (zählt man die kleineren Ableger-Games nicht mit) und mein absoluter Favorit. Die Handlung spielt zur Zeit der Indutriellen Revolution (1868) in London. Erstmals sind zwei Hauptcharaktere spielbar: die Zwillinge Jacobund Evie Frye kämpfen gegen die Unterdrückung der Arbeiterklasse. Für AC typisch: die atemberaubende Spielewelt, allerhand Nebenquests und reale historische Personen (hier: Charles Dickens, Florence Nightingale, Charles Darwin, Karl Marx, Queen Victoria und der junge Arthur Conan Doyle). Apropos Nebenquests – im Auftrag von Inspektor Abberline geht man auf die Kopfgeldjagd nach kriminellen Templern. Außerdem kann man mit DLC’s (Downloadable Contents = Spielerweiterungen zum herunterladen) auf die Jagd nach Jack the Ripper gehen oder Groschenroman-Verbrechen (Dreadful Crimes) lösen. Absolut großartig und eine klare Empfehlung!

Mehr Empfehlungen folgen bald in Games und Bücher.