Weihnachten: Zeit der großen Gefühle – hach!
Traditionell wird in vielen Haushalten ein Mistelzweig in die Türrahmen gehängt.
Dieser höchst romantische Brauch stammt vermutlich aus der viktorianischen Zeit. Als es noch als unsittsam angesehen wurde, sich vor der Vermählung näher zu kommen, nutzte man gern diese Tradition, um miteinander auf Tuchfühlung zu gehen. Dabei war jedoch Eile geboten: Nach jedem Kuss, musste eine der weißen Beeren abgepflückt werden. Gab es keine Früchte mehr, war es vorbei mit dem frivolen Spiel.
In den letzten Jahren, stößt der Brauch auch in unseren Breiten auf immer größeren Anklang. Paare küssen sich unter einem Mistelzweig, um die ewige Liebe zu besiegeln.
Dennoch ist der Immergrünling im Türrahmen kein Kuss-Garant! Anders als der Mann, darf eine Frau den Kuss nämlich nicht ablehnen. Die Dame sollte sich daher lieber genau überlegen, wem sie näher kommen mag. Denn ein abgelehnter Kuss, hat ein Jahr als Single zur Folge.
Nichtsdestotrotz ist dies die beste Gelegenheit, endlich dem Schwarm näher zu kommen und damit dem eigenen Glück auf die Sprünge zu helfen.
Der berüchtigte Kuss unter dem Mistelzweig ist aber mitnichten nur für Liebende gedacht. Er kann ebenso für eine beständige Freundschaft stehen.
Gehasst und vergöttert
Besonders im Winter kann man die grünen Bälle, in den sonst kahlen Baumwipfeln, deutlich erkennen. Die Mistel wächst als Halbschmarotzer auf Bäumen. Dabei entzieht sie ihrem Wirt wichtige Nährstoffe. Was die Botaniker verfluchen, scheint für die Medizin jedoch recht nützlich zu sein.
Insbesondere Naturheilkundler sehen in der immergrünen Pflanze ein unterstützendes Kraut in der Krebstherapie. Dies ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Je nach Art der Erkrankung, kann sich die Mistel fördernd oder gegenteilig auf den erkrankten Organismus auswirken. Deshalb hat vor einer Misteltherapie generell eine Absprache mit dem behandelnden Arzt zu erfolgen.
Weiterhin soll die Pflanze bei Gelenkproblemen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck) helfen. Wie bei jedem anderen Präparat, sei allerdings auch hier auf die Nebenwirkungen (allergische Reaktionen, Schwellungen, grippeähnliche Symptome, …) hingewiesen.
Sagenumwoben und symbolträchtig
In Sagen und Legenden wird der Mistel eine besondere (Zauber-) Kraft zugesprochen.
So steht sie in der nordischen Mythologie exemplarisch für die Wiederauferstehung von den Toten.
Als der Sonnengott Baldur von seinem eigenen Tod träumt, bittet dessen Mutter Frigg, jedes Element, ihrem Sohn kein Leid anzutun. Dabei lässt sie jedoch die unscheinbare Mistel außen vor. Durch eine List Lokis, tötet der blinde Hödur folglich seinen eigenen Bruder Baldur. Frigg weinte bittere Tränen, die zu den weißen Früchten der Pflanze wurden. Am Ende von Ragnarök (Weltuntergang) soll Baldur aus dem Totenreich Helheim wiederkehren.
Auch die Kelten sprachen der Pflanze heilsame Zauberkräfte zu. Es musste schließlich etwas magisches an sich haben, wenn eine Pflanze zur Wintersonnenwende Früchte trägt. So hielt man die Mistel für einen göttlichen Boten und sie fand Verwendung in allerlei Tränken und Ritualen. Ernten durfte man sie ausschließlich nach einem Neumond und mit einer goldenen Sichel. Vielleicht kommt daher auch ihr Beiname „Drudenfuß“.
Anmerkung: Dies ist allerdings nur einer von vielen weiteren Namen. Volkstümlich wird die Mistel unter anderem auch Donnerbesen, Hexenbesen, Hexenkraut, Albranke und Vogelkraut genannt.
Übrigens erzählten sich außerdem die alten Römer und Griechen Geschichten über die Mistel. Äsop überlieferte in einer seiner Fabeln den Wunsch einer Schwalbe. Diese bittet die Menschen, den aus den Beeren gewonnenen Klebstoff, nicht für den Vogelfang zu benutzen. Der sogenannte „Vogelleim“ wurde tatsächlich von der Antike bis in die Neuzeit benutzt, um Vögel zu fangen.
Und der antike römische Dichter Vergil berichtete einst vom trojanischen Prinzen Aeneas, der seinen verstorbenen Vater um Rat fragen wollte. Letztlich konnte er nur mit Hilfe eines Mistelzweiges aus dem Totenreich des Hades entfliehen.
Zurück zum Brauchtum
Den Kuss unterm Mistelzweig kennen wir alle. Vor allem in England und den USA ist dies eine beliebte Tradition. Weniger bekannt ist das Ritual französischer Kinder, an Silvester oder dem Neujahrstag mit Mistelzweigen von Haus zu Haus zu ziehen, um Süßigkeiten zu bekommen.
Zum großen Lichtfest der Germanen (Julfest), sammelte man in ganz Europa Misteln, um die Häuser zu schmücken und diese gleichzeitig zu weihen. Durch die grüne Farbe in den kargen Wintermonaten ist die Mistel (schon bei unseren Vorfahren) ein Zeichen der Hoffnung.
Ob als Hoffnungsschimmer, Wunderpflanze oder einfach als natürliche Dekoration. Die Mistel ist mittlerweile aus kaum einem Haushalt weg zu denken. Und sei es, um der oder dem Angebeteten einen Kuss zu entlocken.
Ich gehe mir dann mal noch flugs einen Mistelzweig besorgen. Schließlich kann es ja nicht schaden, dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen. 😉 Derweil könnt ihr euch noch ein bisschen in unserem Blog umsehen.