Am 8. März haben wir Weltfrauentag gefeiert. Unbewusst hatte dies einen gewissen Einfluss auf die Wahl dessen, was in der Flimmerkiste läuft – mehr oder weniger. Bis auf wenige Ausnahmen, gibt es diesmal Empfehlungen zu Filmen und Serien mit starken weiblichen Hauptrollen.
Netflix
Moxie. Zeit, zurückzuschlagen
Wisst ihr noch damals in der Schule? Da gab es die Beliebten – meist gleichbedeutend mit den Sportlichen, die Streber, die Unsichtbaren, die Aufsässigen und so weiter.
Die 16-jährige Vivian gehört wohl am ehesten zur Gruppe der Unsichtbaren. Doch in ihr brodelt es. Jedes Jahr wird an ihrer Schule eine ominöse Liste veröffentlicht, auf der die Mädchen der Schule in verschiedenen, äußerst erniedrigenden Kategorien „gewinnen“ können. Vivian selbst wird darin zur „Miss Unterwürfig“ erklärt.
Als sie einen Aufsatz für ihre College-Bewerbungen schreiben soll, stößt sie in den alten Sachen ihrer Mutter auf Bilder von deren rebellischer Zeit, inklusive wilder Frisuren und unangepasster Kleidung; lauter Punkmusik und ernsthafter Bestrebungen gegen das Patriarchat.
Davon angespornt, beginnt Vivian ein feministisches Magazin zu schreiben. Unter dem Pseudonym Moxie prangert sie den offensichtlichen Sexismus ihrer Schule an. Schnell findet Moxie mehr und mehr Anhänger*innen, die gemeinsam gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung kämpfen.
Was zunächst wie ein typischer High-School-Film scheint, ist jedoch bedeutend vielschichtiger. Auf behutsame und doch ehrliche Weise wird die (Gefühls-)Welt der Heranwachsenden dargestellt. Vor allem aber geht man das Thema auch mit einer gehörigen Portion Witz und einer richtiggehend mitreißenden Energie an, sodass man gleich selbst Schilder basteln und auf die Barrikaden gehen möchte. Damit habe ich wohl verraten, zu welcher, der eingangs erwähnten Gruppen ich gehört habe. Als ob das eine Überraschung wäre… 😉
In jedem Fall ist Moxie. Zeit, zurückzuschlagen ein Film für Menschen jeglichen Alters, Geschlechts oder Herkunft und somit eine klare Empfehlung.
Weitere Empfehlungen
- Gilmore Girls: Wenn eine Serie exemplarisch für starke, weibliche Hauptrollen steht, dann diese. Die quirlige Lorelai pfeift schon immer auf Konventionen. Als sie mit 16 Jahren Mutter wird, lässt sie ihr wohlhabendes (aber auch sehr konservatives) Elternhaus hinter sich und landet in dem verschlafenen Städtchen Stars Hollow. Mit Hilfe der etwas eigenwilligen Einwohner kann sie sich dort ein neues Leben aufbauen und ihre Tochter Rory großziehen. Zusammen meistern die beiden die Abenteuer des täglichen Lebens und das auf höchst amüsante und ergreifende Weise. Defintiv eine meiner absoluten All-Time-Favorites – habe ich doch alle 7 Staffeln regelrecht verinnerlicht. Entsprechend groß war die Freude, als 2016 endlich die 4-teilige Fortsetzung Ein neues Jahr erschien. Jedoch ist das Ende mehr oder weniger offen, was wiederum Hoffnung auf eine weitere Fortsetzung macht. Eins ist sicher: Ich bin dabei!
- Dragons-Kollektion: Eine der Ausnahmen, wenngleich bedingt. Die Geschichte von dem jungen Wikinger Hicks und seinem Drachen Ohnezahn in Drachenzähmen leicht gemacht dürfte hinlänglich bekannt sein. Wie bei den Wikingern damals üblich, waren die Frauen jedoch keineswegs die Heimchen am Herd – sie waren Kriegerinnen. Das wird auch hier sehr deutlich. Zumal die Geschichte mit diesem Film keineswegs endet. Inzwischen gibt es bei Netflix eine komplette Kollektion zu den Drachenreitern von Berk, die den zweiten Teil, einen Kurzfilm, eine Mini-Serie und eine ausgewachsene Serie mit 6 Staffeln umfasst. Es gibt auch einen dritten und vermutlich letzen Teil. Diesen findet ihr allerdings nicht bei Netflix, sondern bei Prime (Anzeige).
Egal wo, anschauen lohnt sich! Die Darstellung einer unvergleichlichen Freundschaft und die spannenden Abenteuer, die sie gemeinsam bestreiten, begeistern nicht nur Kinder. Besonders da (vor allem in der Serie) einige Gags dabei sind, die die Kleinen vermutlich noch gar nicht verstehen können. Ich jedenfalls hab mitunter Tränen gelacht – ganz besonders wenn es um die Zwillinge Raffnuss und Taffnuss geht.
Prime Video
Little Women
Little Women basiert auf dem zweiteiligen Roman (Anzeige) von Louisa May Alcott aus den Jahren 1868/69.
Schon als Kind habe ich die Trickflim-Serie Eine fröhliche Familie geliebt, die ebenfalls eine Darstellung des Romans ist. 1995 wurde er dann unter dem Titel Betty und ihre Schwestern(Anzeige) mit hochkarätiger Besetzung neu verfilmt – auch diesen mag ich sehr. Seither haben sich viele an diesem Stoff versucht, aber kaum eine Darbietung ist so gelungen, wie diese.
Die vier Schwestern Jo, Meg, Beth und Amy wachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in der, von starren Geschlechterrollen dominierten Gesellschaft Neuenglands auf. Während die stolze, temperamentvolle Jo Schriftstellerin werden will und ein selbstbestimmtes Leben anstrebt, folgt Meg ihrem Herzen in die Ehe und Mutterrolle. Die ruhige, aufopferungsvolle Beth möchte ihrem Heim so lang wie möglich erhalten bleiben und Nesthäkchen Amy will als Malerin berühmt werden und begleitet deshalb ihre Tante (Meryl Streep) nach Paris. Auch wenn sie sich streiten oder sich ihre Wege zeitweise trennen, verbindet die Schwestern ein unzerstörbares Band.
In der starbesetzten Neuverfilmung brillieren Saorise Ronan (Jo), Emma Watson (Meg), Florence Pugh (Amy) und Eliza Scanlen (Beth) als die vier March-Schwestern, die auf eine sehr zeitgemäße Art und Weise für ihre Emanzipation kämpfen. Dieser Spagat zwischen dem klassischen Werk und kritisch moderner Note gelingt wahrhaftig nicht sehr oft.
Das Ergebnis ist ein Film, der zu keiner Zeit langweilig wird und mit viel emotionaler Tiefe aufwartet – und zwar in jeglicher Hinsicht. Am Ende bleibt ein wohliges Gefühl und schiere Begeisterung für diese Glanzleistung. Danke dafür!
Da Little Women (Anzeige) noch relativ neu ist, gibt es den Film leider noch nicht gratis. Ich garantiere jedoch, dass er jeden Cent wert ist. Oder man hat eine beste Freundin, die einem einfach mal so die DVD schenkt. 😘
Weitere Empfehlungen
- Evil – Dem Bösen auf der Spur: Der ewige Kampf zwischen Wissenschaft und Religion. Ist der Mensch von Dämonen besessen oder psychisch krank? Das und andere rätselhafte Phänomene wollen Psychologin Kristen Bouchard, der angehende Priester David Acosta und der technisch versierte Unternehmer Ben Shakir aufdecken. Dabei treffen sie auf eine Reihe spannender, mysteriöser Fälle, die irgendwie zusammenhängen. Schnell werden auch sie selbst zum Ziel des Bösen. Die erste Staffel läuft derzeit (noch) auf ProSieben. Allerdings werden dort bereits am 17. März die finalen Folgen gezeigt. Bei Amazon Prime Video kann man sich Evil (Anzeige) jedoch gegen einen kleinen Aufpreis anschauen oder vormerken und warten, bis es gratis ist.
- The Magicians: Jede tolle Serie hat leider einmal ein Ende – so auch diese. In unseren Film- und Serienempfehlungen: Januar bin ich bereits ausfühlicher auf The Magicians (Anzeige) eingegangen. Nun nähert sich das Finale schneller, als gedacht. Die fünfte und letzte Staffel wird bereits ab 26. März bei Prime verfügbar sein. Voller Vorfreude und Wehmut zugleich, blicke ich diesem Tag entgegen.
Disney+
Raya und der letzte Drache
Ein neues Meisterwerk aus dem Hause Disney/Pixar? Das mussten wir uns natürlich anschauen – und zwar sofort am Premierentag, welcher am 5. März war.
Dank der Entdeckung, dass bei Disney+ (ähnlich wie bei Netflix) Account-Sharing möglich ist und es zudem die Funktion „GroupWatch“ gibt, kann man dieses Erlebnis sogar gemeinsam mit seinen Freunden genießen. Heißt im Klartext: Bei uns ist jetzt einmal die Woche Disney-Abend. 😀
Doch nun zu Raya: Sie ist die Tochter des Oberhauptes von Kumandra – einer Welt, in der Menschen und Drachen einst friedlich zusammenlebten. Als eine böse Macht (Duun) droht die Welt zu zerstören, opfern die Drachen sich und ihre Magie, um die Menschen zu retten.
Unter den Völkern Kumandras herrscht Zwietracht und Streit um das letzte Fünkchen Drachenmagie. Als Raya der falschen Person vertraut, verschlimmert sich die Lage dramatisch. Schließlich ist es an ihr, den letzten Drachen Sisu zu finden, die Welt zu retten und die Völker wieder zu vereinen.
Auf ihrer Reise trifft Raya auf allerhand kuriose Gestalten. Da jedoch allesamt dasselbe Schicksal verbindet, bildet sich bald eine Gemeinschaft, die Raya in ihrem Kampf unterstützt. Stets an ihrer Seite: ihr treuer Begleiter Tok Tok – das wohl süßeste Gürteltier der Welt.
Das Besondere hierbei ist, dass der Film teilweise im Home Office entstanden ist.
Außerdem wird weitgehend auf männliche Helden verzichtet, da die weiblichen Hauptfiguren stark genug sind, um die Geschichte allein zu tragen. Die Gruppe um Raya ist obendrein ein Aushängeschild für Vielfalt und Toleranz, denn die Charaktere könnten unterschiedlicher kaum sein. Wiederum ist die alles zerstörende Macht der Duun ein Sinnbild für den Klimawandel und seine Folgen.
Raya und der letzte Drache ist mal wieder ein bildgewaltiger Epos mit überragend lässigen Kampfszenen, einer ganzen Wagenladung an Emotionen und Moral – typisch Disney eben. Und spätestens seit Merida – Legende der Highlands (Anzeige) wissen wir, dass Disney-Prinzessinnen nicht mehr einfach nur hübsche, hilflose Geschöpfe sind, die darauf warten, von einem Prinzen gerettet zu werden. Hier lautet das Motto: “Nimm dein Schicksal selbst in die Hand und geh deinen eigenen Weg.”
Onward: Keine halben Sachen
Zum einjährigen Geburtstag (Premiere war am 5. März 2020) war es nun auch endlich an der Zeit, sich Onward anzusehen. Besser spät, als nie!
Wie inzwischen bekannt sein dürfte, haben wir eine ausgesprochene Schwäche für alles Magische. Welch ein Glück, spielt Onward: Keine halben Sachen in einer Welt, die von Fabelwesen bewohnt wird. Einst war diese Welt erfüllt von Magie, doch hat auch hier der technische Fortschritt seine Spuren hinterlassen und die Magie geriet zusehends in Vergessenheit.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Elfen-Brüder Ian und Barley Lightfoot. Während Ian ein unsicherer, schmächtiger Außenseiter ist, strotzt Barley nur so vor Selbstvertrauen und ist durch und durch ein Rebell. An Ians 16. Geburtstag überreicht seine Mutter ihm und seinem Bruder einen magischen Stab inklusive Zauberanleitung, der es ihnen ermöglichen soll, ihren verstorbenen Vater für einen Tag zurückzuholen. Es kommt, wie es kommen muss: Der Zauber geht schief (lediglich die untere Hälfte des Vaters materialisiert sich). So begeben sich die ungleichen Brüder und die schwer zu kontrollierenden Beine des Vaters auf eine abenteuerliche Reise, um einen magischen Phönixstein zu finden.
Auf dieser Quest kommen Ian und Barley nicht nur ihrem Vater näher, sondern auch einander. Dadurch entsteht eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle: Neben spannenden und unfassbar lustigen Momenten, wird auch der Trauer viel Raum geboten.
Dieser Film ist sicherlich kein klassisches Epos, überzeugt jedoch mit seiner fantastischen Welt, viel Witz und Gefühl. Es ist zudem eine Hommage an das gesamte Fantasy-Genre und den damit verbundenen Rollenspielen. Mit einem Augenzwinkern erkennt man häufig Parallelen zu den Klassikern von J.R.R. Tolkien oder auch Die Chroniken von Narnia.
Die Gesamtheit all dieser Dinge, macht Onward: Keine halben Sachen zu einer klaren Empfehlung.
Euch ist in den vergangenen Monaten eine Empfehlung entgangen? Kein Problem. Hier findet ihr alle.