Weihnachten ist nicht einfach nur ein Fest. Die meisten Menschen verbinden damit eine besinnliche Zeit, die sie am liebsten mit ihren Familien und engsten Freunden verbringen. Vom gemeinsamen Plätzchen backen und dekorieren bis hin zur Bescherung, gibt es vielerlei „Rituale“, die man gern mit seinen Lieblingsmenschen begeht.
So wie wir hierzulande, haben freilich auch viele andere Kulturen ihre ganz eigenen Bräuche, um die letzten Wochen des Jahres ausklingen zu lassen und natürlich, um sich auf die Weihnachtstage vorzubereiten. In diesem Jahr dreht sich bei uns alles um die Frage, wie die Schotten Weihnachten feiern.
Nollaig Chridheil! [noleg chri-al]
So wünscht man sich auf Schottisch-Gälisch „Frohe Weihnachten“. In Schottland beginnt die Vorweihnachtszeit bereits im November. In den Kaufhäusern locken erste Geschenkideen und weihnachtliche Auslagen zum ausgiebigen Shopping ein und die Innenstädte werden mit Lichtergirlanden geschmückt. Mit etwas Glück begegnet man Santa Claus, der im Trubel seine Runden dreht. Wer ganz sicher gehen will, sucht eine der vielen Einkaufspassagen auf, um Erinnerungsfotos mit dem Weihnachtsmann zu machen. Bei der Gelegenheit kann man dem bärtigen Freudenbringer auch gleich seine Wünsche unterbreiten. Die Adventszeit gleicht einem großen Volksfest. So ist der weltberühmte Weihnachtsmarkt in Edinburgh Anziehungspunkt für viele Einheimische und Besucher.
In den heimischen Stuben geht es da schon etwas ruhiger zu. In der Vorweihnachtszeit werden traditionell Weihnachtskarten an Familie, Freunde und Kollegen verschickt, die dann (an einer Leine aufgehängt) als Dekoration dienen. Außerdem zieren Papiergirlanden und immergrüne Gestecke (Stechpalme und/oder Misteln) die Inneneinrichtung. Natürlich darf auch der Adventskalender nicht fehlen.
In Fenstern und Türrahmen werden bunte Lichterketten angebracht und auch der Weihnachtsbaum wird – traditionell am 24. Dezember, dem „Christmas Eve“ – gern üppig und bunt geschmückt. Allerdings gibt es auch Schotten, die es gern dezenter mögen und daher auf Stroh- und Papiersterne zurückgreifen. Auch die sogenannten „Stockings“ dienen der Dekoration. Zur Bescherung sind die langen Strümpfe dann mit kleinen Geschenken gefüllt. Apropos… Wie ihr vielleicht aus vielen Filmen und Serien wisst, findet die eigentliche Bescherung bei den Briten erst am 25. Dezember statt.
25. Dezember: „Christmas Day“
Endlich ist es soweit! Am Morgen nach dem Weihnachtsabend dürfen die Geschenke ausgepackt werden. Manche Schotten gehen in die Kirche, um dem Weihnachtsgottesdiest beizuwohnen oder verfolgen um 15 Uhr die Weihnachtsansprache des royalen Oberhaupts (in diesem Jahr zum ersten Mal von King Charles III.) im Fernsehen.
Spätestens am Nachmittag werden die letzten Vorbereitungen für das Weihnachtsessen getroffen, bevor am Abend reichlich aufgetischt wird. Ein typisches Menü besteht aus Truthahn mit Kartoffeln und Gemüse, sowie Christmas Pudding, Mince Pie oder Christmas Cake als Dessert. Zur Unterhaltung werden gerne „Christmas Cracker“ (Knallbonbons) geöffnet, aus denen bunte Hüte, kleine Geschenke und ein „Christmas Joke“ (Witz) fallen.
2. Weihnachtsfeiertag: „Boxing Day“
Am zweiten Weihnachtsfeiertag werden Freunde und Verwandte besucht, oder man erholt sich von den vergangenen Tagen. Ferner lockt die Innenstadt mit „Christmas Sales“ zur Schnäppchenjagd. Der „Boxing Day“ geht übrigens auf einen schönen, alten Brauch zurück. Der Legende nach versammelten wohl situierte Briten ihre Angestellten am Tag nach Weihnachten, um ihnen Geschenke – Lebensmittel und Güter – als „Weihnachtsbonus“ zu überreichen. Diese Präsente verpackten sie in Kisten, weshalb der Name „Boxing Day“ entstanden ist.
Wie Weihnachten beinahe abgeschafft wurde
Dass die Schotten heute eine so fröhliche und besinnliche Zeit verbringen können, ist keine Selbstverständlichkeit. Im 17. Jahrhundert wurden die Weihnachtsfeiertage nämlich offiziell abgeschafft. Grund war die Reformation, in deren Folge die presbyterianische Kirche von Schottland (im Volksmund „The Kirk“) entstand. Diese empfand die Traditionen der katholischen Kirche als unchristlich und setzte sie sogar unter Strafe.
Weil die Feiertage in den Augen der Kirche zu Frivolität anstifteten, versuchte man diese stattdessen mit Arbeit zu unterbinden. Das ließen sich die religiösen Schotten natürlich nicht gefallen und feierten dennoch ihr gewohntes Fest. Dennoch hatte die Reformation einen großen Einfluss auf das heutige schottische Weihnachtsfest. So wurde der 25. Dezember im Jahr 1958 offiziell zum Feiertag und seit 1974 müssen die Schotten am 26. Dezember nicht zur Arbeit und können die Zeit mit ihren Liebsten verbringen.