Am 23. Oktober startete auf Netflix die neue Serie Barbaren. Im Vorfeld wurde es als eine Art Vikings-Ersatz beworben, nicht zuletzt weil Drehbuchautor und Regisseur Steve St. Leger an beiden Serien mitarbeitete. Doch wie sieht nun die Realität aus?
Nun ja, zunächst einmal sind Barbaren offenkundig keine Wikinger – Fakt. Das örtliche und historische Setting ist unterschiedlich – Fakt. Zudem ist Barbaren eine deutsche Produktion, ohne Synchronisation. Abgesehen von den offensichtlichen Fakten, gibt es noch andere, entscheidende Gründe, weshalb nichts Vikings ersetzen kann und schon gar nicht diese Netflix-Produktion.
Zur Geschichte
Wir befinden uns im Jahre 9 nach Christus, im Teutoburger Wald. Das historisch zentrale Element ist die Varusschlacht und deren Hintergründe. Im Mittelpunkt stehen 3 Hauptfiguren: Thusnelda, Tochter des cheruskischen Fürsten Segestes; Folkwin, ein einfacher germanischer Krieger und Thusneldas heimlicher Geliebter. Und schließlich Arminius, Sohn des Segimer (Stammesfürst der Cherusker), der jedoch als Kind an die Römer verkauft und dort zum Krieger erzogen wurde. Als er gegen sein eigenes Volk kämpfen sollte, wandte er sich gegen das Römische Reich und führte die Germanen gegen die Römer und ihren Statthalter Varus in die Schlacht. Später wurde Arminius Fürst der Cherusker und fortan bekannt als Hermann – ebenjener Hermann der Cherusker. Allesamt (zumindest die Schlüsselfiguren) sind historisch belegte Personen. So weit, so gut…
Die Serie hält sich sehr an die geschichtlichen Fakten und ist versucht, diese dem Publikum in unterhaltsam aufbereiteter Form nahe zu bringen. Beim Versuch bleibt es leider auch. Das Spiel wirkt mitunter zu überspitzt und gewollt, dadurch leider nicht besonders authentisch. Apropos Authentizität: Einige (teilweise recht umfangreiche) Dialoge finden im Lateinischen statt, wodurch vermutlich versucht wurde diese zu erzeugen. Jedoch beeinträchtigt das Mitlesen ebenjener Dialoge ein entspanntes Anschauen ungemein – wirklich schade!
Fazit
Eigentlich handelt es sich hierbei um Stoff, aus dem Großes geschaffen werden könnte. Die Geschichte selbst ist allemal interessant, nur an der Umsetzung scheitert es leider hier und da. Ansätze sind definitiv vorhanden und ein Spannungsbogen ist auch erkennbar. Obendrein ist die Figur des Folkwin recht sympathisch und eine der wenigen, die authentisch daherkommen. Ich würde auch keineswegs in irgendeiner Form von Fehlbesetzung sprechen, nur ist weniger eben manchmal mehr. Bis also endlich und leider (!) die finalen Folgen von Vikings über den Bildschirm flattern, können die Barbaren ein mittelmäßiger Zeitvertreib sein, mehr aber auch nicht.
Bewertung:
Dann doch lieber The Last Kingdom (bisher 4 Staffeln bei Netflix) schauen. Der zeitliche Rahmen und die Protagonisten sind ähnlich derer von Ragnar Lodbrok und seiner Sippe. Örtlich spielt es jedoch auf den britischen Inseln, als dort bereits einige Wikingersiedlungen bestanden. Okay, beide Serien sind fiktional, beruhen jedoch auf historischen Fakten und wurden eben sehr unterhaltsam umgestezt. Die Geschichte um Uhtred von Bebbanburg (Alexander Dreymon) jedenfalls ist mitreißend erzählt, die Schlachten episch und brutal. Das wird dem, was wir an Vikings lieben und schätzen schon um einiges gerechter und ist hiermit wärmstens empfohlen!
Noch zwei kleine Tipps zum Schluss:
- Bei Netflix sind lediglich Staffel 1 – 5 von Vikings verfügbar. Bei Amazon Prime Video (Anzeige) kann man sich schon mal den Anfang vom Ende (also die erste Hälfte der sechsten und letzten Staffel) zu Gemüte führen.
- Ein Spin-Off, namens Vikings: Valhalla ist im Auftrag von Netflix bereits in Arbeit. Wann es genau erscheinen wird, ist bis dato leider noch nicht bekannt – voraussichtlich aber Ende 2021. Man kann sich somit jedoch auf weitere Wikinger-Geschichten freuen, die etwa 100 Jahre nach den Begebenheiten der Original-Serie spielen werden.
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