Hexen und Märchen
Die Entstehung des typischen Erscheinungsbildes
Gekrümmter Gang, Buckel, Hakennase und wahlweise schwarze Katze oder einen Raben auf der Schulter: Hört man den Begriff „Hexe“, hat man meist genau dieses Bild vor Augen. Doch wem verdanken wir diese verachtenswerte Veranschaulichung?
Es waren die Gebrüder Grimm, welche mündlich überlieferte Sagen aus dem Volk sammelten, niederschrieben und in mehreren Büchern veröffentlichten (1812–1858). Sie übernahmen die vielen Vorurteile dunkelster Zeiten und festigten damit das Bild der hässlichen, bösartigen, von Hass erfüllten Frau. Die Brüder machten keinen Hehl daraus, dass ihre Märchen vor allem eins seien: Eine Erziehungsmaßnahme. In den Grimm´schen Kinder- und Hausmärchen (Anzeige) waren Hexen daher in erster Linie eins: Böse!
Es ist kaum abzustreiten, dass die Märchenhexe aus dem vorchristlichen Volksglauben entlehnt ist. Genauer betrachtet, hat sie jedoch mit dieser Anschauung nicht allzu viel gemein. Vielmehr ist sie eine Überspitzung dessen, was den zu Unrecht verfolgten Frauen angedichtet wurde.
Charakteristik der Hexen in Märchen:
- reitet Besen
- buhlt mit dem Teufel
- feiert Hexensabbat
- sexuelle Energie (vornehmlich in ersten Fassungen; für Kinder abgemildert)
- Fresslust (hat Kinder zum Fressen gern 😉) ➛ Kinderschreck
- sozial isoliert in Waldhütte
Mit der Zeit rehabilitierte sich die fiese Märchenhexe. Eigensinnig, unabhängig und mit einem Hang zum Übersinnlichen, wurde sie zur Identifikationsfigur für junge Mädchen und Frauen. Die moderne Hexenfigur steht für selbstbewusste Frauen, die eins mit sich und der Natur sind.