Artgerechte Hamsterhaltung
Besonders Kinder lieben Tiere und früher oder später kommt der Wunsch nach einem eigenen Haustier auf. Dabei fällt die Wahl nicht selten auf einen Hamster. Klein, süß, flauschig und vermeintlich einfach zu halten; doch dem ist nicht so.
Goldhamster stammen ursprünglich aus der Grenzregion zwischen Türkei und Syrien – ihr Hauptlebensraum befindet sich in der Hochebene von Aleppo. Im Verhältnis zu ihrer Größe legen sie riesige Röhrenbauten und Gangsysteme an; bis zu neun Meter lang und über einen Meter tief! Diese natürlichen Gegebenheiten kann man freilich nicht einfach so in seinem Wohnzimmer schaffen. Aber man kann zumindest naturgetreue und artgerechte Umstände schaffen.
Weitere Hamsterarten:
Der bekannteste Vertreter der Zwerge ist in Sibirien und Kasachstan beheimatet. Er misst bei 30 bis 50 Gramm ca. 10 cm und kann ein Alter von 2 bis 3 Jahren erreichen.
Durch die Kreuzung mit dem Campbell-Zwerghamster ist es mittlerweile schwer, noch einen artreinen Dsungaren zu finden. (Es gibt nur sehr wenige Züchter in Deutschland.) Die in Zooläden als Dsungarische Zwerghamster ausgewiesenen Tiere sind daher aller Wahrscheinlichkeit nach Hybriden.
Das natürliche Refugium des Campbells befindet sich in Teilen Chinas und der Mongolei. Diese Art hat eine durchschnittliche Größe von 8 cm und kann 2 bis 3 Jahre alt werden. Ein Campbell hat ein Gewicht von 30 bis 50 Gramm.
Der Hybrid ist aus der Kreuzung von Campbell und Dsungarischem Zwerghamster entstanden.
Die Chinesen sind mit ihrem verhältnismäßig langen Schwanz deutlich von den anderen Arten zu unterscheiden. Sie stammen aus der Mongolei und Nordkorea (und angrenzende Gebiete). Die kleinen Kletterkünstler erreichen eine Größe von ca. 10 cm und bringen durchschnittlich 35 Gramm auf die Waage. Ihre Lebenserwartung liegt bei 2 bis 4 Jahren.
Der flinke Roborowski ist recht scheu und wird nur schwer handzahm. Daher empfiehlt er sich beinahe ausnahmslos als Beobachtungstier. Seine Heimat ist im Norden China und Teilen Kasachstans. Er wird nur knapp 8 cm groß und 1,5 bis 2 Jahre alt. Durch seinen enormen Bewegungsdrang darf das Gehege gerne größer als das Mindestmaß (100 x 50 cm) sein. Jeder Hamster benötigt zur Fellpflege ein Sandbad. Für einen Robo sollte dieses ca. 1/3 des Geheges ausmachen.
Das Gehege
Hamster haben einen stark ausgeprägten Bewegungsdrang. In einer Nacht legen sie mehrere Kilometer Strecke zurück. Dies kann man natürlich mit den im Zoofachgeschäft angebotenen Käfigen nicht realisieren. Diese Gitter- oder noch schlimmer Plastikkäfige stehen in keiner Relation zu dem geforderten Mindestmaß von 0,5 qm. Ein artgerechtes Hamstergehege sollte eine Grundfläche von mindestens 1 m x 0,5 m x 0,5 m (L x B x H) haben – je größer desto besser. Bitte beachtet, dass ein Hamstergehege niemals unter diesem Maß liegen sollte. Auch wenn ihr ein Gehege habt, welches 2 m lang ist, sollte die Breite nicht unter 50 cm liegen; dies erschwert die Einrichtung und euer Hamster fühlt sich trotz der Größe eingeengt.
Ergo
Plastikkäfige sind Tabu! Gitterkäfige sind insofern ungeeignet, da Hamster gerne daran nagen oder an den Gitterstäben hochklettern. Dies mag den Eindruck erwecken, sie seien gute Kletterer; weit gefehlt. Die kleinen Fellkugeln haben keinen Sinn für Höhen und lassen sich meist einfach in die Einstreu fallen. Dies kann eurem Tier aus einer gewissen Höhe erheblich schaden. Achtet darauf, dass die maximale Fallhöhe 25 cm beträgt.
Eigenbau
Am besten ist es natürlich, das Hamsterheim nach den eigenen Vorstellungen selbst zu bauen. Achtet dabei aber auf das Innenmaß (mind. 1 qm). Benutzt am besten unbehandeltes Holz. Wenn ihr nicht die Möglichkeit habt, das Gehege selbst zu bauen, lohnt sich immer ein Blick auf ebay. Hier finden sich meist ausrangierte Aquarien, die sich sehr gut für euer neues Hamsterheim eignen. Terrarien sind nur bedingt geeignet, da die vorhandenen Lüftugslöcher zu klein sind. Mit ein wenig handwerklichem Geschick lassen sich diese jedoch vergrößern. Denkt bitte unbedingt an einen Deckel, sonst klettert euer kleiner Freund hinaus; für euch nicht schön – für euer Tier gefährlich!
Die Einrichtung
Habt ihr ein geeignetes Hamsterheim, geht es an die Einrichtung. Auch hierbei gibt es einiges zu beachten. Hamster sind Bodenlebewesen und keine Kletterer. Mehrere Ebenen sind daher nicht zwingend notwendig (2 bis 3 Etagen ersetzen niemals das Mindestmaß der Grundfläche!).
Zuallererst: setzt alle Einrichtungsgegenstände auf Stelzen. Hamster graben gerne und nehmen dabei keine Rücksicht auf architektonische Stabilität. Der schiefe Turm von Pisa sieht zwar interessant aus, kann für euren Hamster jedoch zur großen Gefahr werden, wenn er plötzlich auf ihn fällt.
Was ihr unbedingt braucht, ist ein Mehrkammernhaus, worin sich der Hamster zurückziehen kann. Wie in freier Wildbahn, legt er sich für jede Lebenslage eine neue Kammer an; eine für sein Futter, eine Schlafkammer und eine Toilettenkammer. Es ist nicht gesagt, dass der Hamster das Häuschen auch als solches benutzt, es stellt jedoch eine wichtige Rückzugsmöglichkeit dar, wenn er mal schnell verschwinden muss – denn bedenkt, Hamster sind Fluchttiere!
Verstecke
So kommen wir gleich zum nächsten Punkt: bietet eurem neuen Freund ausreichend Versteckmöglichkeiten an. Er muss sich in Gefahrensituationen schnell zurückziehen können. Hierfür eignen sich Tonhöhlen, Korkröhren, oder auch Äste. Gerne werden auch Weidenbrücken verwendet; hier solltet ihr aber darauf achten, dass ihr die Spalten mit Leim (am besten Ponal -> schadet dem Tier nicht) verschließt.
Ebenso wichtig, wie das Häuschen ist das Hamsterrad. Natürlich kann der Hamster in dem relativ kleinen Gehege nicht seinen natürlichen Bewegungsdrang stillen. Hier kommt das Hamsterrad ins Spiel. Je nach Hamsterart sollte es eine Größe von mindestens 25 cm (Zwerghamster) bis 30 cm haben, sodass der Rücken beim laufen gerade bleibt. Achtet auf eine geschlossene Lauffläche. Gitterräder sind gänzlich ungeeignet, da sich die Füßchen in den Stäben verfangen können. Zudem können sich die Tiere aufgrund des Schereneffekts schwer verletzten. Das Laufrad stellt ihr am besten auf eine Ebene; achtet auch hier darauf, dass ihr diese mit Stelzen vor unterbuddeln schützt.
Wühler am Werk
Apropos buddeln… wir haben noch gar nichts über die Einstreu erwähnt. Hierfür eignet sich Allspan am besten. Diese ist staubfrei und allergikergeeignet. Alternativ kann ich auch Hanfeinstreu empfehlen, wobei ihr lagenweise Heu einbauen solltet, damit die Gänge nicht einstürzen. Es kann jedoch generell nicht schaden, schichtweise Heu in die Streu zu geben. Seht bitte von Substraten oder Torf als Einstreu ab. Diese können chemisch angereichert sein und neigen zudem zur Schimmelbildung. Torf könnt ihr allenfalls im Auslauf in einer Buddelkiste anbieten, diesen solltet ihr vorher aber gut trocknen, sodass keine Restfeuchte mehr enthalten ist.
Ganz wichtig ist für den Hamster ein Sandbad, damit er sein Fell pflegen kann. Für einen Zwerghamster eignen sich Bonbongläser oder Schalen. Verwendet bitte keinen Vogelsand; dieser beinhaltet Muschelteile und kann daher das feine Fell schädigen. Am besten eignet sich Chinchillasand, welchen ihr in jeder Zoohandlung finden solltet.
Die Nahrung
Sorgt dafür, dass euer neues Familienmitglied immer ausreichend frisches Wasser zur Verfügung hat. Dieses bietet ihr ihm am besten in einem kleinen (!) Napf an. Hierfür eignen sich die kleinen Teelichtgläser von Ikea besonders gut. Achtet bitte darauf, dass der Napf nicht zu groß ist, sonst tritt euer Hamsterchen hinein und kann sich durch das nasse Fell eine Erkältung holen oder im schlimmsten Fall gar ertrinken.
In freier Wildbahn sammeln Hamster allerlei Körner und Samen, welche sie in ihren Backentaschen sammeln und in ihre Futterkammer bringen. Es empfiehlt sich, das Futter im Gehege zu verstreuen, so hat euer Hamster auch gleich Beschäftigung und muss sein Näschen ein bisschen fordern. Geeignetes Futter findet ihr leider meist nur online. Ich habe noch kein Zoofachgeschäft gefunden, welches gutes Grundfutter für Hamster im Sortiment hat. Ich bestelle das Futter meist in der Futterkrämerei oder dem Futterparadies. Ergänzend zum Grundfutter benötigen Hamster tierisches Eiweiß, wie Seidenraupenlarven, Mehlwürmer, Bachflohkrebse oder Grillen. Einige meiner Fellnasen lieben auch kleine Süßwasserfische. Dieses ist mitunter schon in einigen Futtermischungen enthalten, kann aber auch separat gekauft werden.
Des Weiteren könnt ihr allerlei Rispen (z.B. Sudangras, Darikolben, Kolbenhirse, …), Sonnenblumenkerne (gerne als Kopf zum selberpulen), Flachs und Knabberhölzer anbieten. Sehr fetthaltige Sämereien und Nüsse bitte nur spärlich verfüttern, da euer Fellknäuel sonst zu einer Fellkugel mutiert.
Der Auslauf
Gönnt eurem neuen Familienmitglied täglichen Auslauf. Ist das Gehege auch noch so groß, wird es niemals dem Bewegungsbedarf eines Hamsters gerecht. Hierfür könnt ihr wieder kreativ werden und selbst etwas bauen. Achtet bitte darauf, dass der Auslauf aus- und einbruchsicher ist. Habt ihr womöglich noch Katze(n) oder Hund(e) stellen diese natürlich eine Gefahr für den Hamster dar. Im Auslauf könnt ihr dem Hamster wie auch im Gehege verschiedenes Erlebnisfutter anbieten. Stellt Buddelkisten und genügend Verstecke auf.
Wichtig
Gewöhnt euren Freund erst langsam an den Auslauf. Setzt ihn behutsam hinein und bleibt immer zur Aufsicht dabei. Wirkt euer Hamster gestresst und sucht einen Ausweg, setzte ihn bitte wieder zurück in seine gewohnte Umgebung. Hamster orientieren sich stark anhand ihres Geruchssinns. Alles, was neu ist und nicht nach ihm riecht, muss also erst vorsichtig erforscht werden. Gebt ihm die Zeit, die er braucht. Fangt erst mit 1 bis 2 Minuten an und steigert euch Tag für Tag.
Im Idealfall habt ihr genügend Platz und könnt eurem Hamster einen Dauerauslauf anbieten. Sorgt dafür für einen kurzen Weg hinein und auch wieder hinaus, sodass er frei entscheiden kann, wo er gern hin mag und sich vor allem bei drohender Gefahr schnell in seinen Bau zurück ziehen kann.
Was es zu beachten gilt:
Hamster sind strikte Einzelgänger. Bis auf den Campbellhamster leben alle Hamsterrassen getrennt von ihren Artgenossen. Lediglich zur Paarung finden sie sich zusammen. Auch wenn ihr noch so gerne mehrere Hamster halten möchtet, macht dies niemals in einem Gehege! Hamster können sich gegenseitig schwer verletzen, was bis zum Tod führen kann. Selbst die Haltung von Campbellhamstern ist nur erfahrenen Hamsterhaltern zu überlassen, da immer etwas passieren kann. Es sollte jederzeit ein Ausweich-Käfig zur Verfügung stehen, um rivalisierende Tiere voneinander zu trennen.
- Auch wenn sie den Namen des Tieres im Namen trägt, ist Hamsterwatte absolutes Tabu! Sie zieht Fäden, welche sich um die Gliedmaßen des Tieres winden können und diese somit abschnüren. Bietet eurem Hamster lieber Kapok oder unbehandelte Taschentücher, Klopapier oder Küchenrolle für den Nestbau an.
- Ihr solltet eurem Hamster genügend natürliche Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Was jedoch NIEMALS verkauft werden sollte sind Hamsterbälle!!! Diese geschlossenen Kugeln sind reinste Tierquälerei. Die Tiere sind in den Kugeln eingesperrt und kommen allein nicht wieder heraus. Sie versuchen darin wegzulaufen, aber es gelingt ihnen nicht.
- Im Zoofachhandel sind auch Laufteller zu finden. Diese finde ich persönlich leider ungeeignet, da die Tiere darauf eine wahnsinnige Geschwindigkeit erreichen. Der Teller wird immer schneller, sodass der Hamster nicht mehr mithalten kann und vom Teller geschleudert wird.
- Leider auch ungeeignet und absolut gefährlich ist die Einrichtung aus Nadelholz. Sie sieht ohne Zweifel schick aus, auch ich hatte Anfangs ein Häuschen und Laufrad aus Nadelholz, musste mich aber eines Besseren belehren lassen.
- Nadelholz neigt stark dazu zu harzen, was die Backentaschen des Hamsters verkleben und im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres führen kann. Zum anderen sind diese Gegenstände getackert. Hamster sind bekanntermaßen Nagetiere; ihr könnt euch vorstellen, was passiert, wenn ein Tier auf so einen Nagel beißt.
- Achtet bei sämtlichen Einrichtungsgegenständen auf eine ausreichend große Öffnung, sodass euer Hamster auch mit vollen Backentaschen hindurch passt. Zwerghamster benötigen mindestens 5 cm, Mittelhamster (Goldhamster) mindestens 7 cm.
- Wasserflaschen sind anatomisch ungeeignet. Die Tiere müssen beim trinken den Kopf halb verrenken, was auf Dauer kein Zustand sein kann. Bietet lieber Näpfe an, welche ihr auf eine feste Ebene stellt.
- Achtet darauf, dass die maximale Fallhöhe 25 cm beträgt und sich immer ausreichend Einstreu darunter befindet.
- Damit euer Hamster ein gutes Gangsystem anlegen kann, solltet ihr mindestens 25, besser 30 cm tief einstreuen.
- Verwendet keine Kunsstoffröhren und Käfigverbundsysteme. In den Röhren kann sich mangels Belüftung Kondenswasser bilden, welches zu Schimmelbildung führen kann.
- Hamster sind nachtaktiv und sollten nach Möglichkeit nicht geweckt werden. Das bedeutet für die Tiere großen Stress und kann die Lebenserwartung verringern.
- Nehmt einen Hamster niemals mit ins Freie! Sie können sich Krankheiten zuziehen, zudem stellen andere Tiere eine große Gefahr dar.
- Hamster haben eine Wohlfühltemperatur von 20 bis 26 Grad. Ab 34 Grad herrscht Lebensgefahr. Sorgt im Sommer für ausreichend Kühlung, legt ggf. eine Fliese ins Gehege.
- Hamster sind keine Kuscheltiere. Mit viel Geduld könnt ihr einen Hamster handzahm bekommen, das ist jedoch nicht die Regel und liegt auch nicht in der Natur dieser Tiere. Respektiert die Eigenheiten eurer Tiere und zwingt ihnen nichts auf. Ihr solltet euch im Klaren darüber sein, dass Hamster Beobachtungstiere sind.
Für das Wohl der Tiere – gegen Zooladenkäufe
Spielt ihr mit dem Gedanken, einem Hamster ein neues Zuhause zu schenken, dann schaut zunächst im nächsten Tierheim nach, ob sich dort euer neues Familienmitglied findet. Außerdem gibt es in der Hamsterhilfe Deutschlandweit Pflegestellen, welche sich aufopfernd um ihre Pfleglinge kümmern und sich freuen, wenn diese in neue Familien vermittelt werden können. Kauft eure Tiere nicht im Zoohandel. Das mag der kürzeste und bequemste Weg sein, schadet aber letzten Endes nur den Tieren. Die Muttertiere dienen meist als reine „Zuchtsäue“, was extrem an ihrem Leben zehrt und die Jungtiere werden oft viel zu früh von den Müttern getrennt.
In unserem Special zum Thema Tierschutz findet ihr weitere Informationen.